Geräumte Hochhäuser in Duisburg Brandschutzmängel waren bereits im Dezember 2018 bekannt

Duisburg · Der Krefelder Bausachverständige Frank Tekook hat die geräumten Hochhäuser in Duisburg schon im Dezember 2018 unter die Lupe genommen. Dem damaligen Interessenten riet er von einem Kauf ab. Die Mängel an der Immobilie sind womöglich gravierender als bisher bekannt.

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Foto: dpa/Christoph Reichwein

Die Mängel an den vor drei Wochen geräumten Hochhäusern sind möglicherweise weitaus gravierender als bisher angenommen. Neben dem Brandschutz und Feuchtigkeits- beziehungsweise Schimmelschäden könnten sie sogar die Statik gefährden, vermutet Frank Tekook.

Ins Rollen kam die Geschichte am 10. Dezember, erinnert sich der Krefelder. „Ich bekam per E-Mail den Auftrag der Omega Immobilien Gruppe aus München. Sie wollte wohl noch im Jahr 2018 die beiden Häuser von den Wiener Eigentumsgesellschaften für sieben Millionen Euro kaufen.“ Die Münchner wollten von seiner Firma wissen, ob und welche Gebäudeschäden es gibt. Tekook ist Inhaber der BTT-Bautechnik Tekook GmbH und als Bausachverständiger häufig mit Bauabnahmen, Baubegleitung und Problemanalysen befasst. Der Krefelder nahm den Auftrag an und machte sich an die Arbeit: Gemeinsam mit einem Hausmeister sah er sich die Immobilien an. „Ich war auf dem Dach, in der Tiefgarage, in den Treppenhäusern, in Keller- und Versorgungsräumen und in einigen Wohnungen“, berichtet Tekook im Gespräch mit der Rheinischen Post.

Am 17. Dezember 2018 ist seine Dokumentation dazu fertig. Er schickt sie an seine Auftraggeber. Sein Fazit: „Ich habe vom Kauf abgeraten. Es wurden so viele Mängel festgestellt, dass es schon einer erheblichen Investition bedarf, um die Häuser überhaupt wieder bewohnbar zu machen.“

So seien beim Brandschutz ganz viele unterschiedliche Dinge zu bemängeln gewesen: Feuerlöscher seien jahrelang nicht gewartet gewesen, die Brandsicherung im zweiten Treppenhaus völlig unzureichend. „Im Brandfall dürfen die Aufzüge nicht genutzt werden, und wenn ein Treppenhaus verraucht ist, gibt es ein zweites Treppenhaus als Fluchtweg. Dort aber schlossen die Brandschutztüren überhaupt nicht, sie waren zum Teil total verklemmt.“ Außerdem schreibe die Brandschutzordnung „dicht schließende“ Wohnungstüren vor. Stattdessen seien die Scherenschließer, die eine Tür automatisch wieder zuschnappen ließen, vielfach ausgehängt gewesen. „Einzelne Brandabschnitte waren so gar nicht voneinander getrennt. Das ist viel zu gefährlich und das Ergebnis jahrelanger fehlender Wartung und Instandhaltung. Die Stadt Duisburg hat deshalb auch nicht überzogen, sondern richtig gehandelt. Wegen der großen Gefahr mussten die Häuser sofort geräumt werden.“ Eine Brandwache sei keine Alternative gewesen.

Bedenken hat Tekook auch bei der Tiefgarage: „Dort läuft Wasser durch einen Riss in der Decke. Das halte ich für so gravierend, dass es sogar die Statik gefährden könnte. Jedenfalls sollte sich das auch ein Statiker ansehen“, fordert der Sachverständige. Ein Autowaschplatz mit Benzinabscheider aus den 70-er Jahren könnte zumindest umweltgefährdend sein, so Tekook. Asbesthaltige Rohre, die es baujahrstypisch höchstwahrscheinlich gebe, seien kein Problem, so lange sie in Ruhe gelassen werden.

Anders sieht es schon beim Frischwasser im Haus aus. „Da gibt es einen Trinkwasserfilter, der sicher schon seit Jahren nicht gereinigt wurde und total verdreckt ist. Ich würde das Wasser daraus jedenfalls nicht nutzen.“

Bekanntlich ist es 2018 nicht mehr zum Verkauf gekommen, die Häuser sollen immer noch den Immobilienunternehmen aus Wien gehören. Die sind wie berichtet von der Stadt aufgefordert worden, ein Brandschutzkonzept vorzulegen. Dies soll dann die Basis für Sanierungsmaßnahmen sein.

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