Ausstellung im Film zu sehen Virtuelle Eröffnung mit Wettermoderatorin Claudia Kleinert

Das Museum Küppersmühle präsentiert eine Schau mit Hauptwerken von Hanne Darboven, der rätselhaften Konzeptkünstlerin. Die Ausstellung ist im Altbau des Museums gehängt, betrachtet werden kann sie im Moment aus bekannten Gründen nur in Filmen.

Die Ausstellung von Hanne Darboven wird noch bis kommenden März im Museum Küppersmühle zu sehen sein.

Die Ausstellung von Hanne Darboven wird noch bis kommenden März im Museum Küppersmühle zu sehen sein.

Foto: MKM

Die Museen sind zurzeit wegen der Pandemie noch geschlossen, das Museum Küppersmühle für moderne Kunst (MKM) war es wochenlang ohnedies, da die Arbeiten für den Erweiterungsbau vorangetrieben werden sollten. Bevor das MKM voraussichtlich im kommenden März in dann voller neuer Größe der Öffentlichkeit vorgestellt wird, wurde jetzt im Altbau eine hochkarätige Ausstellung gehängt, die einer der wichtigsten und einflussreichsten, zugleich jedoch rätselhaftesten Künstlerinnnen der Nachkriegszeit gewidmet ist: Hanne Darboven (1941 - 2009).

Die riesigen Werke dieser Künstlerin gehören zur Sammlung des Hauses, beziehungsweise: Sie sind Eigentum des Sammlerehepaars Ströher. Die aktuelle Ausstellung umfasst mehr als 2000 Einzelarbeiten, die zu großen, sechs Meter hohen Wandinstallationen zusammengefasst sind. Das alles kann das Publikum zwar nicht „vor Ort“ selber in Augenschein nehmen, doch die virtuelle Eröffnung, die man nun am heimischen Bildschirm in mehreren Filmen anschauen kann, gibt einen guten Einblick in das Werk der Künstlerin, die spätestens seit den 70er Jahren zu einer Art Legende der konzeptionellen Kunst wurde; einer Kunst also, die des Nachdenkens und Mitfühlens bedarf.

Walter Smerling, Direktor des Museums Küppersühle und zugleich Kurator der Ausstellung, hat die Wettermoderatorin Claudia Kleinert, mit der er befreundet ist, als sympathischen Eröffnungsgast gewinnen können. In einem 14-minütigen Film stellt Claudia Kleinert Fragen an Walter Smerling, die ein Besucher auch stellen würde: Was bedeuten alle diese vielen Zahlen, die Verweise, die Kalkulationen, Gleichungen und Tabellen? Smerling gibt prägnant Auskunft, ohne das letzlich Hermetische im Werk Hanne Darbovens aufzulösen. Auch die kurzen Einspielungen von Tony Cragg, dem bekannten Bildhauer und Akademieprofessor, des Kunsthistorikers Klaus Honnef und von Felix Krämer, Direktor des Museums Kunstpalast in Düsseldorf, sind mögliche Wege, das Werk von Hanne Darboven besser zu verstehen.

Eine Figur aus der Schau „Der Regenmacher“ von Hanne Darboven.

Eine Figur aus der Schau „Der Regenmacher“ von Hanne Darboven.

Foto: H.Krause

Den besten filmischen Zugang zur Künstlerin bietet allerdings das 45-minütige Porträt, das Walter Smerling im Jahr 1991 für den WDR gedreht hatte. „Mein Geheimnis ist, dass ich kein Geheimnis habe“ heißt dieser auch heute noch sehenswerte Künstlerfilm, der einen Eindruck von der Künstlerpersönlichkeit vermittelt, die ebenso faszinierend wie bisweilen auch ein wenig nervend ist. Wie ein buddhistischer Mönch erscheint da Hanne Darboven, die da zusammen mit ihrer 86-jährigen, überaus präsenten Mutter auf dem großen Anwesen in Hamburg-Harburg lebte, dem Familiensitz des bekannten Kaffeefabrikanten. Die Künstlerin lebte das Leben einer Asketin, trug ihre einst langen Haare kurzgeschoren, ihre Kleidung war zwar maßgeschneidert, doch bestand sie nur aus drei Modellen, die entsprechend der Außentemperaturen getragen wurden. Sie bekennt sich im Film zu ihrer Ausnahmestellung in der Kunstwelt. „Ich bin keine Malerin, ich schreibe Räume voll, ich bin keine Plastikerin, lasse aber als Künstlerin ein ganzes Schiff bauen“, sagt sie im Film. Mit ihrer „Verschriftlichung der Wirklichkeit“ möchte sie die Welt mit Mitteln der Kunst widerspiegeln, so Smerling. Sie verbinde auf einzigartige Weise Ratio und Emotion.

Der Film lässt auch die physische und psychische Gefährdung der Künstlerin erahnen, die eine Zigarette nach der anderen rauchte und zeitlebens auf Medikamente angewiesen war, da sie als Kind nach einem Zeckenbiss eine Gehirnhautentzündung bekam, in deren Folge sie zeitweilig an epileptischen Anfällen litt. Mit nur 67 Jahren starb Hanne Darboven an einer Krebserkrankung.

 Claudia Kleinert eröffnet die Ausstellung – zumindest virtuell.

Claudia Kleinert eröffnet die Ausstellung – zumindest virtuell.

Foto: ard

Der virtuelle Ausstellungsrundgang ist zweifellos eine Bereicherung, doch kann er den wirklichen Besuch des Museums nicht ersetzen. Nur wenn man die vier Werkzyklen von Hanne Darboven („Der Regenmacher“, „Soll und Haben“, „Welttheater ‚79“ und „Ansichten ‚85“) vor Augen hat, wird die Schau zum Erlebnis. Bis zum März soll die Ausstellung im “Altbau” des Museums bleiben. Bleibt zu hoffen, dass bis dahin die Türen des Museums für die Öffentlichkeit geöffnet werden können. Ansonsten plädieren wir für eine Verlängerung.

Zum virtuellen Rundgang kommt man leicht über die Internetseite des Museums: www.museum-kueppersmuehle.de

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