Ausstellung im Kunstraum Kunst und Klänge aus der analogen Welt

Duisburg · Die Mülheimer Künstlerin Gabriele Klages zeigt ungewöhnliche Arbeiten im Kunstraum SG1.

 Gabriele Klages hat einen erstaunlichen Lebensweg hinter sich.

Gabriele Klages hat einen erstaunlichen Lebensweg hinter sich.

Foto: Peter Klucken

Für Außenstehende ist ihr Lebensweg erstaunlich, für sie selber stimmig: Gabriele Klages erlernte zunächst das Schneiderhandwerk. Dann absolvierte sie eine Ausbildung als Kranken- und OP-Schwester. Und erst nach ihrem dritten Lebensjahrzehnt studierte sie Kommunikations-Design an der Folkwang-Uni, das sie mit dem Diplom abschloss. Seit vielen Jahren arbeitet sie nun als freie Künstlerin. Klar, dass sie keine Blumenstilleben malt.

Stattdessen experimentiert sie mit unterschiedlichen Genres und Materialien. Wobei sie gerne den Dada-Künstler Kurt Schwitters zitiert: „Kunst ist nichts anderes als die Gestaltung mit beliebigem Material.“ Das Material, das Gabriele Klages für ihre Werke benutzt, scheint ein wenig aus der Welt gefallen zu sein: Es sind Hunderte Diarahmen, Schallplatten und deren Hüllen, Filmrollen und kleine mechanische Drehbühnen - Dinge also, die dem gegenwärtigen Trend zur Digitalisierung entgegenstehen.

Aus Diarahmen errichtet sie beispielsweise eine Ruine, die übrigens genau am Tag fertig wurde, als Notre-Dame brannte. An einer Wand dreht sich eine Schallplatte, auf der Diarahmen bei der Rotation mal auf-, mal zuklappen, was zu einem eigentümlichen Klangrhythmus führt, der die zuhörenden Ausstellungsbesucher bannt. Da lernt man die analoge Welt wieder neu wertzuschätzen!

Eine überaus intelligente Fleißleistung ist eine große Serie von Diarahmen, die Gabriele Klages mit Zitaten aus einer Kunstzeitschrift oder anderen Erkennungsmerkmalen versehen hat. Einige der ausgewählten Zitate sind treffend oder in ihrer Prägnanz erhellend, andere wirken bloß aufgeblasen. Jedenfalls geht man mit nicht nachlassender Neugier von einem Diarähmchen zum anderen und freut sich an dem Ideenreichtum, der im buchstäblich kleinen Rahmen sichtbar wird.

Den drei Betreiberinnen des Kunstraums SG 1 (Schmale Gasse 1, Innenstadt), Stacey Blatt, Christina Böckler und Luise Hoyer kann man gratulieren, dass sie eine so interessante Künstlerin für ihre aktuelle Gastausstellung gewinnen konnten. Die Schau kann bis zum 10. Juni besichtigt werden. Der Kunstraum an der Schmalen Gasse 1 ist immer montags von 17 bis 20 Uhr geöffnet, ansonsten nach Vereinbarung, kontakt@sg1-kunstraum.de oder Tel. 0203 60498944.

Infos unter www.sg1-kunstraum.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort