Ausstellung in Duisburg „Schüsse im Paradies“ in der Salvatorkirche

Duisburg · Die Gruppe „MALzeitler“ und einige Berufskünstler stellen in der Duisburger Stadtkirche aus.

 Die Ausstellung der Gruppe „MALzeitler“ wird am kommenden Sonntag eröffnet.

Die Ausstellung der Gruppe „MALzeitler“ wird am kommenden Sonntag eröffnet.

Foto: Norbert Prümen (nop)

Das biblische Paradies hat in unserer Kommerzgesellschaft seine Ableger gefunden. Beispielsweise in Form von „Schlemmerparadies“. „Bettenparadies“ oder auch „Apfelparadies“. Der Ort, an dem absolute Harmonie herrscht und an dem das Streben nach Glück getrost ruhen darf, ist ein Sinnbild fürs Perfekte geworden. Solche Überlegungen schwingen bei der Ausstellung „Schüsse im Paradies“ mit, die am Sonntag, 8. September, 11.15 Uhr, in der Salvatorkirche (Burgplatz, Stadtmitte) offiziell eröffnet wird. Zuvor, beim Gottesdienst, der um 10 Uhr beginnt, wird Pfarrer Martin Winterberg über das Paradies predigen und dabei auch Bezug auf die Ausstellung nehmen. Die Werke, die ab sofort bis zum 29. September in der Salvatorkirche besichtigt (und zum Teil auch gekauft) werden können, stammen von vier Mitgliedern der Malgruppe MALzeitler sowie den Berufskünstlern Petra Dreier & Michael Hanousek, Roger Löcherbach und Regine Strehlow-Lorenz.

In der Malgruppe MALzeitler des Diakoniewerks Duisburg treffen sich seit 15 Jahren Künstlerinnen und Künstler, die allesamt in irgendeiner Form Psychiatrieerfahrung haben. Von Beginn an leitet das Künstlerpaar Petra Dreier und Michael Hanousek die Gruppe. Die MALzeitler treffen sich einmal wöchentlich im Gertrud-Reichardt-Haus am Neumarkt 1a in Ruhrort.

Der Titel „Schüsse im Paradies“ trifft den inhaltlichen Kern der Ausstellung. Da wird die Erfahrung, dass das Leben eigentlich sehr schön sein könnte, wenn die Menschheit sich nicht selber das Glück verbauen würde, in vielen Werken künstlerisch umgesetzt. Karin Ossenberg von den MALzeitlern hat das in einem abstrakten Bild buchstäblich auf den Punkt gebracht: Sie malte innerhalb einer Mauerwand eine Zielscheibe. Dazu schrieb sie: „Mauern und Schüsse, Mord und Moral im Paradies...“ Ein anderes Mitglieder der MALzeit-Gruppe, der sich mit Künstlername Casi nennt, malte einen Stimmzettel, in dessen Mitte der umstrittene AFD-Politiker Gauland zu erkennen ist. Der erste Name auf dem Stimmzettel lautet „Frau Mustermann“, der letzte heißt „Herr Anders-Hasser“.

Eindrucksvoll ist auch das Triptychon von Wulf Golz (MALzeitler), der Vergangenheit (Dinosaurier), die bedrohte Gegenwart (Atompilz, aber auch Friedenstaube) und Zukunft (Menschtiermaschinen-Wesen) zeigt.

Dreier & Hanousek zeigen eigentümliche Mischwesen und stellen die Fragen: „Paradiesisch oder desaströs oder beides zugleich? Wie menschlich bleibt der Mensch?“ Roger Löcherbach reagiert auf seine Weise auf den Titel „Schüsse im Paradies“. Sein aus einem Baumstamm herausgemeißelter Mensch befolgt den Befehl „Hände Hoch!“. Dass man auch mit ganz einfachen, gar banalen Dingen und Maraterialien eindrucksvolle Kunst schaffen kann, beweist Regine Strehlow-Lorenz: Sie bündelt Lappen zu einem Knäuel, bestückt es mit Hunderten Stecknadeln und steckt ein großes Messer in die Mitte. Sie nennt das Werk „Schmerz“.

Die Salvatorkirche ist dienstags bis samstags von 10 bis 17 Uhr geöffnet, sonntags bis 13 Uhr. Am Sonntag, 8. September, ist die Kirche wegen des Tags des offenen Denkmals bis 18 Uhr geöffnet.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort