Ausstellung im Botanischen Garten Dicke Marmor-Made in der Duisburger Kunstvitrine
Duisburg · Der Bildhauer Andreas Reichert zeigt im Botanischen Garten an der Schweizer Straße in Duissern Skulpturen aus edlem Material mit ungewöhnlichen Motiven.
Der Bildhauer und Kunstpädagoge Andreas Reichert muss es hinnehmen, dass man beim Anblick seiner jüngsten Arbeit an das bekannteste Gedicht von Heinz Erhardt denkt: „Hinter eines Baumes Rinde wohnt die Made mit dem Kinde...” Die Rede ist von dem Figuren-Ensemble, das in der sogenannten „Kunstvitrine” im Botanischen Garten an der Schweizer Straße 24 in Duissern zu sehen ist. Zur Erinnerung: Diese „kleinste Galerie” in Duisburg (und wohl auch in Deutschland) hat die Duisburger Künstlerin Claudia A. Grundei in der einstigen Vitrine für fleischfressende Pflanzen im Botanischen Garten eingerichtet. Hier haben seit einigen Jahren Künstler der Region die Möglichkeit, originelle Arbeiten zu präsentieren, die kostenlos von den Besuchern des Botanischen Gartens besichtigt werden können.
Andreas Reichert hat sich als Motiv seiner Skulpturen Wesen ausgesucht, die viele Menschen mit einem gewissen Ekel betrachten, wenn sie diese beispielsweise in einem Apfel oder im Gemüse entdecken: Maden und Kellerasseln. Die Pointe Reicherts ist, dass er genau diese „Schädlinge” so zeigt, dass sie eine ungeahnte ästhetische Schönheit ausstrahlen. Die Made zeigt Reichert riesengroß als rund 20 Kilogramm schwere Skulptur, mit Fäustel und Spitzmeißel aus edlem Carrara-Marmor gestaltet. Von der Kellerassel sehen wir in der gleichen Größenordnung den durchaus eleganten Panzer aus schwarzem Kalkstein. Diese Skulpturen liegen auf sauberer Blumenerde. Den speziellen Ortsbezug hebt der Künstler hervor, in dem er an der Rückwand der Vitrine den Rhein mit Schiffen andeutet. Dazu sagt der Künstler selber: „Das ,Erschaffen’ einer Skulptur ist immer wieder eine neue Reise in die Form von Dingen, die einem so vertraut erscheinen und beim Arbeiten zeigen, dass dem keineswegs so ist. Ich hoffe, dass das Betrachten der Steinskulpturen in der Kunstvitrine im Botanischen Garten auch eine kleine Reise in eine unbekannte Welt ermöglicht.”
Claudia A. Grundei möchte mit ihrer Kunstvitrine der Attraktivität des Botanischen Gartens eine Facette hinzufügen. Auf die traditionelle Ausstellung „Kunstraumgrün”, die sie in den vergangenen Jahren immer wieder mit viel Engagement organisiert hat, verzichtet sie wegen der Pandemie-Ungewissheiten. Im Übrigen hat der Botanische Garten öffentlich mehr Aufmerksamkeit verdient. Zu hören waren Klagen, dass Betrunkene mit unangemessenem Verhalten den Botanischen Garten als Treffpunkt und oftmals gar als Klo benutzen. Da seien Kontrollen des Ordnungsamtes dringend erforderlich, hieß es bei unserem Besuch.