Duisburg Duisburg als Sportstadt - ohne Frage

Duisburg · Ein Fragezeichen fehlte diesmal bei der erfolgreichen Vortragsreihe "DU an Rhein und Ruhr - Duisburger Identität(en) im Wandel der Zeit" im neuen Landesarchiv NRW.

Vor drei Wochen hatte Dr. Andreas Pilger, Leiter des Stadtarchivs Duisburg, seinen Beitrag noch überschrieben "Duisburg - die grüne Stadt?" (die RP berichtete).

Jetzt stellte Dr. Ragna Boden vom Landesarchiv einfach fest: "Duisburg - Sportstadt" und übernahm damit als Titel bewusst den entsprechenden Slogan des Duisburger Stadtmarketings. Freilich nicht ohne zumindest darauf hinzuweisen, dass unsere Zeitung im vergangenen Jahr die Bezeichnung "Sportstadt" für einen "Etikettenschwindel" hielt. Da muss die Geschichtswissenschaft ran, und die Referentin hatte eindrucksvolle Fakten aus dem Landesarchiv und aus dem Stadtarchiv auf der anderen Seite des Innenhafens zusammengetragen. Zum Beispiel sollen Duisburger Schüler schon 1883 den neu aus England herüber gekommenen Fußball dem Schulsport, pardon: den gymnasialen Leibesübungen vorgezogen haben. Wobei Fußball noch zwischen den beiden Weltkriegen eine Sache der Angestellten war, nicht der Arbeiter. Und der allgemeinere, modernere Begriff "Sport" wurde erst nach 1945 eingeführt.

Der 1926 durch Oberbürgermeister Karl Jarres eingeweihte "Sportpark" ist nach wie vor ein großes Zentrum. Hier fanden 1989 die Universiade und 2005 die World Games statt. Vor 40 Jahren fragte die Freie Universität Brüssel an, das vorbildliche Duisburger "Sportkonzept" zu erforschen. Zeitweise spielten zwei Dutzend Duisburger Vereine in der jeweiligen Bundesliga. In Duisburg sitzt der Landessportbund, alleine im Stadtsportbund sind nicht weniger als 500 Vereine organisiert. Sport wird inzwischen nicht mehr als Ausgleich zur körperlichen Arbeit angesehen, sondern zur Büroarbeit.

Eine umfassende Duisburger Sportgeschichte fehlt aber immer noch. Dr. Ragna Boden gab in ihrem Vortrag viele Anregungen, in dieser Richtung zu forschen - am besten in den umfangreichen Sammlungen der beiden Archive, zum Beispiel liegt im Landesarchiv der vollständige Nachlass des herausragenden Sportfunktionärs Willy Weyer. Wie man hört, soll eine der Fortsetzungen dieser Vortragsreihe in den nächsten Jahren tatsächlich der Sportgeschichte unserer Stadt gewidmet sein.

(hod)
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