Duisburger Geschichte und Geschichten Als Duisburger zur Armbrust griffen

Duisburg · Die Duisburger nutzten die Armbrust zur Verteidigung gegen Angreifer. Der Adel schätzte sie als Jagdwaffe.

 Der Armbrustmacher von Jost Amman von 1568.

Der Armbrustmacher von Jost Amman von 1568.

Foto: Billerantik

Urahnen der Armbrust aus Holz- und Hornbögen gab es schon in der Antike. Die weiterentwickelte, massentaugliche Armbrust war im Spätmittelalter eine durchaus gefürchtete Fernwaffe. Die Duisburger nutzten sie zur Verteidigung gegen Angreifer. Der Bau dieser Schusswaffe erforderte allerdings Spezialwissen.

Ein Armbrustmacher war ein hoch qualifizierter Handwerker, der gegen guten Lohn in die Dienste der Stadt trat. Es war Meister Hans Weidiger von Nygerstad (vermutlich Wiener Neustadt)  aus Österreich. Im Stadtarchiv wird ein Vertrag zwischen Bürgermeister und Rat mit ihm aus dem Jahr 1444 aufbewahrt. Der Vertrag ist ein wichtiges kulturhistorisches Zeugnis aus der Übergangszeit zur Feuerwaffe. Die obrigkeitlichen Armbrüste wurden Meister Weidiger im Kriegsfall und in Friedenszeiten gewartet und instandgesetzt. Das Wissen über Materialauswahl, eine gekonnte Verarbeitung sowie die Mechanik der Zuggewichte galten als Berufsgeheimnis.

Gegenüber dem Bogen mit höherer Schusszahl hatte die Armbrust zwei erhebliche Vorteile: Die Sehne konnte durch die ausgeklügelte Mechanik viel stärker gespannt werden und  selbst ein ungeübter Schütze war damit in der Lage, gepanzerte Ritter töten. Zielgenaue Schussergebnisse waren immerhin bis zu einer Distanz von etwa 50 Meter möglich. Die Männer der Duisburger Schützenbruderschaften waren zu dieser Zeit aufgerufen, im Ernstfall die Stadtmauern zu bemannen und mit allen Mitteln die Gegner zu stoppen.

In der Nacht vom 11. auf den 12. März 1445 versuchte der Kölner Erzbischof im Handstreich die Stadt zu erobern. Die Verteidiger schlugen dank der Armbrustschützen den Angriff der Kölner zurück. Meister Weidiger hatte gute Arbeit geleistet. Das belegen die Stadtrechnungen der Jahre 1443-1445. Sein Handwerk ist damit ein Zeugnis des Übergangs vom Spätmittelalter in die Frühe Neuzeit. Mit der Verbreitung der Feuerwaffen  im 16. Jahrhundert verschwand die Armbrust aus dem Arsenal der Duisburger Verteidiger.

Dennoch blieb die Armbrust als Jagdwaffe bei Fürsten und dem Adel beliebt: Kaiser Maximilian (1459-1519) ließ den biblischen Wahlspruch „Wenn Gott für uns ist, wer wäre dann gegen uns?“ kunstvoll in das Bogenholz eingravieren. Ein Ausdruck von Gottesfurcht und Selbstdarstellung. Für Historiker und Archäologen machen die zusätzliche Gravuren und Verzierungen die Waffen zu besonderen Repräsentationsobjekten. Bilder von der Jagd mit einer Armbrust kennzeichnen die enge Beziehung und Wertschätzung des Adels. Ein Symbol, das sich auch in der Heraldik findet.

Von der Armbrust scheint bis heute eine eigenartige Faszination auszugehen. Sie ist mehr als ein Nischenprodukt. Das zeigen die Abrufzahlen in den sozialen Medien. Die Fan-Gemeinde setzt sich zusammen aus Liebhabern sowohl traditioneller als auch moderner Gerätetypen. Online-Anbieter von High-tech-Sportgeräten und Replikaten alter Modelle tummeln sich im Netz.  Die modernen Hightech-Bögen verwenden glasfaserverstärkter Kunststoffe und Metall, die ein extrem hohes Zuggewicht erlauben und die Bolzen auf 400 – 500 km/h beschleunigen. Die Geschosse heißen nicht Pfeile sondern Bolzen (meist aus Aluminium oder Carbon). In Deutschland darf die Armbrust – anders als zu Kaiser Maximilians Zeiten - nicht zur Jagd verwendet werden. Sie ist Teil des Sportschießens, welches in unterschiedlichen Disziplinen ausgeübt werden kann.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort