Mahnmal für die Nazi-Opfer Schüler erinnern an den Holocaust

Duisburg · Schülerinnen und Schüler des Abtei-Gymnasiums schufen im Rahmen eines fächerübergreifenden Unterrichts ein Mahnmal, das fortan in der Bezirksbibliothek Hamborn ausgestellt wird.

 Das Mahnmal ist in der Bezirksbibliothek Hamborn an der Schreckerstraße 10 zu bestaunen.

Das Mahnmal ist in der Bezirksbibliothek Hamborn an der Schreckerstraße 10 zu bestaunen.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Zwei Kilo wiegt das Mahnmal und ist etwa 30 Zentimeter hoch, es ruht auf einem Holzsockel und ist aus Beton gefertigt. Darunter ragen auf das Holz gemalte Beine und Arme eines Menschen hervor, der Kopf ist von der Last der Betonskulptur begraben. Die Erinnerung an den Holocaust wollen die Schülerinnen und Schüler des Hamborner Abtei-Gymnasiums mit diesem Projekt zur Erinnerungskultur wachhalten.

Die Verfolgung nicht nur von Juden, auch von Sinti und Roma sowie anderen Minderheiten ist zentrales Thema im Abtei-Gymnasium, weil es aktueller ist denn je. So übergaben die Zwölftklässlerinnen Nicole Halama, Shirley Lange und Meggie Beckmann mit ihrer Geschichtslehrerin und Projektleiterin Christina van Laack eines von insgesamt 16 Mahnmalen an die Bezirksbibliothek in Hamborn, wo sie im ersten Stock einen Ehrenplatz bekommt.

Den hat Sabine Thom extra vorbereitet. Die Mahnmale haben die Schülerinnen und Schüler in geschickter Kleinarbeit gefertigt. Dabei war das Projekt an der Schule fächerübergreifend und war auch Thema im Religions-, Deutsch-, Musik- und Kunstunterricht – sogar in den Naturwissenschaften. „Auch im Kollegium erfuhren wir das als Bereicherung, alle zogen an einem Strang“, betont Christina van Laack. „Wir hatten 400 Euro für die Materialkosten zur Verfügung. Nur die Metallplaketten darauf mussten wir in Auftrag geben, die konnten wir nicht selbst fertigen“, berichtet sie.

Etwa vor einem Jahr ist die Idee im Geschichtsunterricht entstanden, da hatten sich 41 Jungen und Mädchen aus den Klassen 9 und 12 von der Begeisterung für das Thema anstecken lassen, sich freitags nach dem Unterricht getroffen, die Ideen für die Mahnmale entwickelt und sie in der Schule gefertigt.

Die Hinweise auf den silbernen Plaketten, die auf den Mahnmalen fußen, verweisen auf die Homepage der Schule, die mit zielgenauen Hashtags von den Erfahrungen der Schülerschaft berichtet. Fahrten zu den Gedenkstätten wie Auschwitz und das Anne-Frank-Haus in Amsterdam stehen auch bevor. Da dürfen die Neunt- und die Zwölftklässler bald hin, um ihre Eindrücke zu vertiefen.

Dass die Konrad-Adenauer-Stiftung diese Exkursionen finanziell unterstützt, freut nicht nur Christina van Laack. „Nachdem wir unser Projekt auf unserer Website vorgestellt haben, mussten wir zum Teil einen heftigen Shitstorm erfahren. Sprüche wie ,wir seien systemkonform’ waren noch harmlos. Sätze wie ,Ich war nicht dabei, dann bin ich frei’ waren auch dabei. Der Ton ist schärfer und extrem aggressiv geworden und zieht sich durch alle Ebenen“, betont Christina van Laack. Umso wichtiger ist, dass es die Mahnmale gibt.

Eines in der Bezirksbibliothek, die anderen 15 an halböffentlichen Plätzen wie im Jüdischen Museum in Dorsten, in der Karmel Gemeinde, im Filmforum, im Lesezeichen, nicht zuletzt im Abtei-Gymasium. „Ich hätte mir gut vorstellen können, dass ein Mahnmal in stattlicher Größe mitten auf dem Hamborner Kreisverkehr an der Hufstraße aufgestellt würde, direkt vor dem Rathaus. Das suchen etwa 1500 Menschen jeden Tag auf, die Aufmerksamkeit wäre groß gewesen“, sagte Bezirksbürgermeister Uwe Heider, der Ende Februar in den Ruhestand geht. „Sprecht doch einmal meinen Nachfolger an, ob es eine Möglichkeit gibt, ein Mahnmal in groß zu fertigen und da aufzustellen“, appellierte er an die drei Schülerinnen.

Bibliotheksdirektor Jan-Peter Barbian ist stolz, nun ein Unikat in der Bezirksbibliothek zu haben. Er wünscht sich, dass viele Menschen es anschauen und den Gedanken daran wachhalten, dass es Antisemitismus immer gab und über die Gründe nachzudenken. „Warum steht es hier? Was soll es bewirken? Die Vermittlung an die Vergangenheit muss lebendig gehalten werden“, sagte er.

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