Nach Anschlag in Hanau Duisburg steht auf gegen den rechten Terror

Duisburg · Mehr als 400 Menschen haben am Samstag vor dem Hauptbahnhof gegen Hass und Hetze demonstriert. Nach dem Anschlag in Hanau mit zehn Toten sind vor allem die Zuwanderer in der Stadt besorgt.

 Das Bündnis „Duisburg stellt sich quer“ hat am Samstag zu einer Demonstration gegen Hass und Hetze vor dem Hauptbahnhof aufgerufen.

Das Bündnis „Duisburg stellt sich quer“ hat am Samstag zu einer Demonstration gegen Hass und Hetze vor dem Hauptbahnhof aufgerufen.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Um 14 Uhr rufen die Veranstalter zu einer Schweigeminute auf. Danach werden die Namen der Opfer aus Hanau verlesen. Ferhat Ünver, Mercedes Kierpacz, Sedat Gürbüz, Gökhan Gültekin, Hamza Kurtović, Kalojan Velkov, Vili Viorel Păun, Said Nesar Hashemi, Fatih Saraçoğlu. „Vergesst ihre Namen nie“, heißt es. Aufgerufen zu der Demonstration hat das Bündnis „Duisburg stellt sich quer“. Das Motto lautet „Gemeinsam den rechten Terror stoppen“.

Im Anschluss an die Kundgebung ziehen die Demo-Teilnehmer am Samstag zum Friedrich-Wilhelm-Platz und von dort wieder über die Königstraße zurück zum Bahnhof. Eine Teilnehmerin, Andrea aus Moers, sagt: „Ich bin heute hier, weil es wieder einmal in Deutschland zu einem rechtsextremen Anschlag gekommen ist.“ In der Hand hält sie eine Regenbogenfahne, darauf steht in großen Buchstaben das Wort „Peace“, also Frieden, geschrieben. Sie fordert die Wachsamkeit aller Bürger, denn nur so könne verhindert werden, dass der Hass zu solchen Taten wie in Hanau führt.

Kostenpflichtiger Inhalt In der hessischen Stadt waren am vergangenen Mittwoch insgesamt zehn Menschen von dem Rechtsextremen Tobias R. erschossen worden. Unter den Opfern ist auch die Mutter des Täters. Vor zwei Shisha-Bars erschoss der Mann neun Menschen, die alle einen Migrationshintergrund hatten. 

Zur Demo in Duisburg ist auch Mahmut Özdemir, Bundestagsabgeordneter für die SPD, gekommen. „Wir sind hemmungslos in der Mehrheit, das kann man an so einem Tag wie heute sehen“, sagt der 32-Jährige, dessen Eltern einst aus der Türkei nach Deutschland kamen. Für ihn als Duisburger Bürger sei es wichtig, nun Gesicht zu zeigen, gegen Hass uns Hetze. „Ein Anschlag wie in Hanau hätte uns alle treffen können“, sagt Özdemir. Wer sich weiter vor der Gefahr verschließe, die vom rechten Terror ausgehe, mache sich mitschuldig.

In der Menge schwenken viele Demonstranten Fahnen mit Parteilogos, etwa der Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands (MLPD) oder der Deutschen Kommunistische Partei (DKP). Özdemir will den Protest nicht nutzen, um politisch Kapital aus dem Attentat zu schlagen. Fahnen der demokratischen Parteien sind nicht zu sehen. Die Demo zieht auch viele Menschen mit Migrationshintergrund an. Serpin, eine junge Türkin aus Marxloh, sagt: „Nach so einer Tat sorge ich mich um Freunde und Familie.“ Sie trägt einen Aufkleber, auf dem in weißer Schrift die Namen der Opfer notiert sind. „Rassismus haben wir hier alle schon erfahren“, sagt sie.

Bereits am Donnerstagabend hatten sich mehr als 150 Demonstranten spontan vor dem Einkaufszenturm „Forum“ getroffen, um den Opfern von Hanau zu gedenken.   

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