Wie die SPD einen neuen Bundesvorstand sucht Viel Applaus für „Nowabo“ und Esken
Duisburg · Zahlreiche Anhänger der Sozialdemokraten erleben eine muntere Regionalkonferenz ihrer Partei in der Mercatorhalle. Nicht nur Stadtdirektor Martin Murack setzt auf das Duo Saskia Esken/Norbert Walter-Borjans.
Eigentlich sollten die Regionalkonferenzen dazu dienen, es der Parteibasis der SPD leichter zu machen, eine neue Parteispitze zu wählen. Wer soll Nachfolger der geschassten Andrea Nahles werden? Sieben Teams sind noch übrig, die sich am Sonntag in Duisburg präsentierten. „Mir ist die Wahl nicht leichter geworden“, meinte nach der Veranstaltung der Duisburger Landtagsabgeordnete Frank Börner. „Wir haben zuletzt zu viele Parteivorsitzende verschlissen. Jetzt kommt es darauf an, wer über die nächsten Jahre im Amt auch standhaft ist. Das ist ein Marathon.“
Während Börner noch unentschlossen wirkte, ist der Duisburger SPD-Bundestagsabgordnete Mahmut Özdemir da weitaus entschiedener: „Ich favorisiere das Duo Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans. Sie haben das Thema Verteilungsgerechtigkeit in den Vordergrund gestellt, und das ist doch das, was uns alle bewegt.“ Ähnlich sieht es Stadtdirektor Martin Murrack. Das ist nicht verwunderlich: Murrack war von 2010 bis 2017 Büroleiter von Walter-Borjans, den seine Parteigenossen meist „Nowabo“ kürzeln. Und so postete Murrack – der in Duisburg auch für Digitalisierung zuständig ist – noch während der Veranstaltung per Facebook gleich mehrfach Sympathiekundgebungen für Nowabo und die schwäbische Bundestagsabgeordnete Saskia Esken. Geschickt bezog Walter-Borjans seine Duisburger Parteikollegen in seine Vorstellung mit ein. Er habe gerade noch mit Oberbürgermeister Sören Link darüber geredet, was der Stärkungspakt Stadtfinanzen für Duisburg bedeutet, den Walter-Borjans als NRW-Finanzminister gemeinsam mit seinem damaligen Duisburger Kabinetetskollegen Ralf Jäger auf den Weg gebracht habe. Für das Duo gab es hörbar mit den meisten Applaus in der Philharmonie Mercatorhalle.
Mehr als 1000 Interessierte waren zu der Regionalkonferenz gekommen, zum Teil mit Bussen aus ganz NRW. NRW-Landeschef Sebastian Hartmann wertete dies zu Beginn als großes Interesse an der Partei und versprach, es werde keine „Show-Veranstaltung“. Bei allen sieben potenziellen Führungs-Duos standen soziale Themen im Vordergrund. Die meisten Duos sprachen sich mehr oder minder direkt für ein schnelles Ende der Großen Koalition in Berlin aus.
Während Bundesfinanzminister Olaf Scholz an der Seite von Klara Geywitz vergleichsweise blass blieb, zeigte sich das sonst eher unterkühlte „Nordlicht“ Ralf Stegner an der Seite von Gesine Schwan als unerwartet humorvoll und nutzte seine Redezeit zu einem echten Stakkato, so dass er viele Botschaften unterbringen konnte.
Zu den Favoriten gehören wohl auch die Bielefelderin Christina Kampmann und Michael Roth als Vertreter einer vergleichsweise jüngeren Generation. Beide stellten vor, wie sie sich Deutschland 2030 mit ihnen an der Parteispitze vorstellen. „Der MSV Duisburg spielt dann endlich wieder in der zweiten Liga und kämpft mit Arminia Bielefeld um den Aufstieg in die Bundesliga“, so Christina Kampmann. Dass sie dafür in Duisburg umjubelt wurde, ist wohl kaum verwunderlich.