Duisburg Düster-schöne spanische Romantik

Duisburg · Zuschauer Jörn Koch wurde zwischenzeitlich und höchst unfreiwillig zur Hauptperson des Konzertabends mit "Hierba Buena". Erst musste er während der Vorstellung durch das Fenster aus der Herrentoilette befreit werden, weil die Tür sich nicht mehr öffnen ließ. Dann, wie zum Trost, gewann er bei der Tombola des Sponsors der Veranstaltung, Condor, den ersten Preis: Einen Freiflug zu einem beliebigen Ziel in Europa.

"Damit da keine falschen Schlüsse gezogen werden, das ist jetzt keine Entschädigung", beeilte sich Peter Lufen vom Kulturtreff direkt zu versichern. So etwas hätte aber auch niemand kritisiert. Erstens wurde die Karte wurde vor aller Augen aus dem Korb gezogen. Zweitens gab es im ganzen Raum niemanden, der Koch den Freiflug nach seiner Gefangenschaft nicht gegönnt hätte.

Intime Asmosphäre

Das Duo "Hierba Buena" (zu deutsch: "Wilde Minze") präsentierte im Kulturtreff "Alte Dorfschule" melancholische Melodien und fantastische Geschichten. Etwa 80 Musikliebhaber lauschten Sonnica Yepes und Thomas Hanz. Mit seiner ruhigen und ihrer einnehmenden Bühnenpräsenz schuf das Duo eine wunderbar intime Atmosphäre in dem kleinen Raum.

Dem verkündeten Anspruch, mit seiner Musik "die dunkle Novemberstimmung zu vertreiben", wurde das Duo auf positive Weise nicht gerecht. Eigentlich wurden die teils traurigen spanischen Texte, deren Inhalt Yepes vor jedem Stück erklärte, eher durch die draußen herrschende Dunkelheit unterstrichen.

Blicke, die fesseln

Dies alles wirkte jedoch nicht depressiv, sondern nachdenklich, wehmütig. So wie der Text über die Sehnsucht nach dem Licht, das uns für den Herbst und Winter verlässt und erst im Frühling wiederkehrt: Ein Text, für den im Sommer einfach nicht der richtige Platz gewesen wäre, den man erst im Winter richtig verstehen und genießen kann.

Durch ihre Gestik und Mimik während der Erzählungen und des Gesanges interagierte Yepes mit dem Publikum. Ihre eindringlichen Blicke fesselten, ihre weichen, grazilen Bewegungen unterstrichen die Musik und schufen Bezug zum Gesang in der unbekannten Sprache. Der Essener Thomas Hanz ergänzte sie perfekt und verblüffte durch präzises Gitarrenspiel.

Hierba Buena lieferte einen Blick in die hispano-amerikanische Gefühlswelt, voll von Sehnsucht, Liebe und Melancholie.

(RP)
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