Duisburg Dringend gesucht: freie Flächen

Duisburg · Die Neuansiedlung von Unternehmen in Duisburg tendiert gegen null. Es mangelt weniger an Anfragen von Ansiedlungswilligen als an Möglichkeiten, Angebote zu unterbreiten.

Die Gesellschaft für Wirtschaftsförderung (GFW) hat einen schweren Stand. Auf der einen Seite strebt sie wie eh und je danach, möglichst viele Unternehmen, die expandieren oder ihren Firmensitz verlegen wollen, hierher zu holen. Auf der anderen Seite fehlen aber geeignete freie Flächen.

"Wir fühlen uns manchmal so, als hätte man uns an den Füßen gefesselt und uns gleichzeitig den Auftrag gegeben, zu rennen", sagt GFW-Chef Ralf Meurer. In dieser Situation ist es für ihn kein Trost, dass es Duisburg wie anderen Ruhrgebietskommunen ergeht.

"Es hat vor einiger Zeit eine Untersuchung gegeben, wie viel Hektar Reserveflächen die Firmen unserer Region vorhalten, die theoretisch für die Entwicklung neuer Gewerbegebiete geeignet wären. Es sind 900 Hektar, von denen nur 60 Hektar wirklich infrage kommen." Auf Duisburg heruntergebrochen, so schätzt Meurer, seien es noch nicht einmal sechs Hektar.

Die GFW hat gerade erst eine kleine Fläche nahe der Heerstraße in Hochfeld auf den Markt "geworfen", auf der sich Duisburger Handwerksbetriebe, die mehr Platz benötigen, niederlassen können. Sie arbeitet zurzeit daran, für die Nutzung des ehemaligen Schacht-2/5-Geländes (hinter der Moschee in Marxloh) ein Konzept zu entwickeln.

Für dieses Grundstück gibt es derzeit allerdings noch nicht einmal einen Bebauungsplan. Selbst wenn eine Firma jetzt an die GFW herantreten würde, könnte Meurer ihr dort nichts anbieten. "Investoren wollen heute aber am liebsten direkt einziehen." Bauentwickler hingegen gingen in der Regel erst an den Start, wenn sie genug Mieter bzw. Käufer zusammen haben. Bestes Beispiel dafür: Das Eurogate-Grundstück am Innenhafen, für das sich bislang kein Bauwilliger fand.

"Wir bereiten jetzt alles dafür vor, dass wir das Projekt freihändig vergeben können und nicht mehr europaweit ausschreiben müssen. So können wir sehr viel schneller und gezielter agieren." Denkbar wäre dies auch an der Masurenallee. Im nördlichen Bereich will die Stadt wie berichtet Betriebe ansiedeln, die mit der Universität Duisburg-Essen (UDE) in Kontakt stehen und mit ihr zusammenarbeiten.

Gut möglich, dass sich ein Unternehmen meldet, für das die UDE forscht und das jetzt in der Nähe der Wissenschaftler die Forschungsergebnisse praktisch anwenden will. Etwas anderes als auf solch einen Investor hoffen und immer wieder für das Grundstück werben, können die Wirtschaftsförderer allerdings nicht.

Als in Hochfeld der Rheinpark angelegt wurde, war das nur möglich, weil der Stahlkonzern Arcelor Mittal sich von dort auf Sicht zurückzog. Mit der Aufgabe des Produktionsstandortes ist nun die theoretische Voraussetzung da, das Areal weiterzuentwickeln. Das Problem: Welches Unternehmen baut eine Büroimmobilie in einem Umfeld, das - freundlich gesagt - schwierig ist?

An den Park grenzt eine Kläranlage, auf der anderen Seite trennt die Rheinbrücke das Grundstück von produzierenden (und emittierenden) Unternehmen, die sich bis zum Innenhafen ziehen. Und die angrenzenden Hochfelder Wohngebiete sind nicht unbedingt die, die ein zugereister Firmenchef seiner Ehefrau zeigen würde.

"Selbst wenn ein Grundstück verkehrstechnisch optimal liegt und gewerblich genutzt werden könnte, stoßen wir leider immer wieder an solche oder ähnliche Grenzen." Gerne würde Meurer mal wieder ein Gewerbegebiet ausweisen und vermarkten, wie es einst in Neumühl oder auch an der Keniastraße in Großenbaum der Fall war. Aber die benötigten Flächen gibt es in Duisburg derzeit einfach nicht.

Und was ist mit dem Güterbahnhofsgelände? "Das gehört nicht uns, sondern Herrn Krieger", so Meurer. Ob der Möbelmogul dort irgendwann bauen wird, vermag er nicht zu sagen. Und ebenso ungewiss sei es, wann und dass auf dem Gelände der Rhein-Ruhr-Halle ein Factory-Outlet-Center entsteht. Zumindest derzeit kennt Meurer in beiden Fällen keine sichtbaren Aktivitäten.

Anders sehe dies am nördlichen Ende des innerstädtischen Bahngeländes aus. Zwischen der Koloniestraße und dem Hauptbahnhof soll bekanntlich gebaut werden. Und lange Zeit wurde spekuliert, dass dort das Landesumweltamt seinen Sitz bekommen könnte. "Begraben" sei diese Idee noch nicht, sagt Meurer. Allerdings scheine es Finanzierungsprobleme zu geben.

Gefreut hätte er sich, wenn die Sparkassenakademie in Duisburg entstanden wäre. "Das Gelände am Bahnhof war dafür einfach optimal." Die Sparkassenverbände Westfalen und Rheinland winkten allerdings ab, weil Duisburg innerhalb dieses großen Einzugsgebietes eben doch nicht der zentralste Standort war.

(RP)
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