Duisburg Dressler holt zum Gegenschlag aus

Duisburg · Der ehemalige Duisburger Planungsdezernent und nebenamtliche Geschäftsführer der Gebag hat Strafanzeige gegen den Aufsichtsratsvorsitzenden des Unternehmens, Friedel Prüßmann, gestellt.

 Jürgen Dressler soll eine Million Schadensersatz bezahlen.

Jürgen Dressler soll eine Million Schadensersatz bezahlen.

Foto: Probst, Andreas (apr)

Die einstigen Verantwortungsträger werden in diesen Tagen nicht mit Ruhe auf das zurück blicken können, was sie in ihrer Amtszeit bei der städtischen Wohnungsbaugesellschaft Gebag geleistet haben. Im Gegenteil: Ex-Chef Dietmar Cremer hat seinen ehemaligen Arbeitgeber verklagt, weil er ihm seine Pension nicht mehr bezahlt und stattdessen Schadensersatz in Millionenhöhe von ihm haben will.

 Dr. Utz Brömmekamp versucht, die Gebag wieder in finanziell ruhiges Fahrwasser zu bugsieren.

Dr. Utz Brömmekamp versucht, die Gebag wieder in finanziell ruhiges Fahrwasser zu bugsieren.

Foto: Hohl, Ralf (hohl)

Seine einstige Kollegin Marianne Wolf-Kröger soll ebenfalls dafür bezahlen, dass das Unternehmen in die Schieflage geraten ist und klagt ihrerseits wegen ihrer fristlosen Kündigung. Jürgen Dressler, einst Duisburgs Planungsdezernent und nebenamtlicher Gebag-Geschäftsführer bei der Gebag, hat das Unternehmen gleichfalls auf Schadensersatz verklagt.

 Marianne Wolf-Kröger klagt gegen ihre fristlose Kündigung.

Marianne Wolf-Kröger klagt gegen ihre fristlose Kündigung.

Foto: Probst, Andreas (apr)

Doch Dressler wehrt sich. Er hat in dieser Woche Strafanzeige gegen den Aufsichtsratsvorsitzenden der Gebag gestellt, gegen Ratsherrn Friedel Prüßmann, der wie Dressler, Cremer und Wolf-Kröger Sozialdemokrat ist. Ihm wirft Dressler — verkürzt gesagt — Geheimnisverrat vor.

 Dietmar Cremer klagt auf Zahlung seiner Pension.

Dietmar Cremer klagt auf Zahlung seiner Pension.

Foto: Probst, Andreas (apr)

Dreh- und Angelpunkt ist die Gebag-Aufsichtsratssitzung am 27. Februar vor vier Jahren. Der Aufsichtsrat der städtischen Wohnungsbaugesellschaft Gebag hatte an diesem Nachmittag im Jahr 2009 dem geplanten Erweiterungsbau des Museums Küppersmühle mehrheitlich zugestimmt. Er verknüpfte mit seiner Zustimmung die Auflage, dass zum einen das Land seinen versprochenen Zuschuss in Höhe von zehn Millionen Euro schriftlich und verbindlich zusichert. Zudem wollte das Gremium sichergestellt wissen, dass eventuelle Mehrkosten nicht zulasten der Gebag gehen.

 Auslöser für die Klagen: Die Pleite beim Bau für die Küppersmühle.

Auslöser für die Klagen: Die Pleite beim Bau für die Küppersmühle.

Foto: Probst, Andreas (apr)

Verbindliche Finanzzusagen für den Erweiterungsbau gab es zu diesem Zeitpunkt bereits von Evonik und vom Sammlerehepaar Ströher. Damals waren die Handelnden von Baukosten in Höhe von 33 Millionen Euro (der Betrag ist inzwischen wesentlich höher) und von einer sicheren Finanzierungsplanung ausgegangen.

Friedel Prüßmann hatte damals nicht zugestimmt. In der Begründung für seine Strafanzeige geht Jürgen Dressler genau darauf ein. Mehrfach habe der Aufsichtsratschef damals die Sitzung unterbrochen, um telefonische Rücksprache mit der Geschäftsführung der SPD-Ratsfraktion und mit dem SPD-Ratsherrn Jürgen C. Brandt — ehemaliger Duisburger Rechtsdezernent und Stadtdirektor sowie OB-Kandidat seiner Partei — zu halten. Prüßmann habe für sich und seine beiden SPD-Aufsichtsratskollegen Eickmanns und Peters Empfehlungen und Entscheidungshilfen eingeholt, so Dressler.

Dafür gäbe es etliche Zeugen. Hintergrund sei gewesen, dass die SPD zu diesem Zeitpunkt bereits das Bauvorhaben an sich infrage gestellt habe. Aber mit den Telefonaten habe Prüßmann gegen die ihm nach Aktienrecht auferlegte Verschwiegenheitspflicht verstoßen. Denn er habe aus laufenden Beratungen des Aufsichtsrates berichtet. "Dadurch war die Gewährleistung, durch Abschirmung aller vertraulichen Angelegenheiten dem Unternehmen eine ungestörte interne Handlungs- und Planungsatmosphäre zu garantieren, gerade durch den Vorsitzenden des Aufsichtsrates verletzt, welches eine besondere Schwere der Straftat darstellt", heißt es in der Begründung der Strafanzeige wörtlich.

Friedel Prüßmann habe gegenüber ihm, Dressler, unumwunden zugegeben, dass er mit Dritten über die laufende Sitzung gesprochen habe. Er selbst, so der ehemalige Geschäftsführer, habe die Einberufung einer Hauptversammlung empfohlen, was Prüßmann allerdings abgelehnt habe. Auch dafür gäbe es Zeugen.

(RP/rl)
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