Duisburg DLRG-Leiter schmeißt frustriert hin

Duisburg · Dieter Joppa hört nach einem halben Jahrhundert bei den Lebensrettern und nach 35 Jahren als Leiter der Homberger Ortsgruppe auf. Er sieht seine ehrenamtliche Arbeit und die seiner Mitstreiter mit Füßen getreten.

Dieter Joppa will nicht mehr. Der 65-jährige Baerler, der seit knapp 35 Jahren die Ortsgruppe Homberg der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) leitet, hat seinen Posten aufgegeben und wird, wie er sagt, "sämtliche Bemühungen für die DLRG einstellen". Der Grund: "Unsere Arbeit wird nicht nur nicht mehr gewürdigt, sondern regelrecht boykottiert." Das macht er an verschiedenen Dingen fest, die sich in jüngster Zeit ereignet haben:

Zum einen ist da die vorgesehene Schließung des Kombibades Homberg. Die DLRG hatte zusammen mit Bürgern für den 21. September zu einer Demonstration gegen die Schließung aufgerufen und 800 Teilnehmer angekündigt – am Ende kamen nur ungefähr 120. Joppa glaubt, den Grund dafür zu kennen: "Sechs Grundschulen und vier Kindergärten hatten ihre Teilnahme fest zugesagt. Aber die Stadt hat es ihnen verboten. Und sie fehlten dann bei der Demo."

Die Stadt Duisburg hält da aber dagegen. "In den Schulbetrieb können wir uns gar nicht einmischen", sagt Sprecher Peter Hilbrands. Das sei alleine Sache der Schulleitung. Was die städtischen Kindergärten angehe, so könne das Jugendamt zwar verfügen, dass der Dienstbetrieb gewährleistet sein müsse. "Aber diese Diskussion wurde gar nicht geführt", so der Sprecher. Die Frage, ob man an einer Demo teilnehmen dürfe, sei überhaupt nicht an die Stadt herangetragen worden.

Eine zweite Sache, die Joppa in den vergangenen Monaten schwer zu schaffen machte und ihn schließlich mit zum Rücktritt bewogen hat: Im Zuge der im Juni vom Rat der Stadt Duisburg beschlossenen Erweiterung der Tarifordnung Sport soll die DLRG ihren Sonderstatus verlieren (wir berichteten). Bisher durfte der eingetragene Verein, der auch Mitglied im Duisburger Sportbund ist, das Lehrschwimmbecken in der Glückauf-Halle und das Kombibad kostenlos nutzen. Mit der neuen Tarifordnung will die Stadt ein einheitliches System schaffen – mit Stundenpreisen zwischen 20 und 45 Euro. Eingetragene Vereine wie die DLRG müssen künftig 20 Euro pro Stunde zahlen. Die DLRG sieht das jedoch sehr kritisch. "Wir bieten zwar Schwimmkurse an und verdienen damit Geld. Aber das stecken wir doch wieder in unsere ehrenamtliche Arbeit als Wasserrettungsdienst", so Joppa. "Wir werden als Sportverein behandelt, wir sind aber keiner."

Vor allem wegen dieser Entwicklungen zieht sich Joppa jetzt zurück. Und das, obwohl er im kommenden Jahr ein großes Jubiläum feiern würde: 50 Jahre Mitglied der DLRG, davon 46 Jahre im Homberger Vorstand und davon wiederum 35 Jahre als Leiter der Ortsgruppe. Der 65-Jährige sagt aber: "Ich bin nicht mehr bereit, die Spiele der Stadt Duisburg mitzumachen."

Joppas Kollege Martin Flasbarth, Leiter der Ortsgruppe Rheinhausen und gleichzeitig auch DLRG-Bezirksleiter, zeigt Verständnis für Joppas Schritt, macht aber auch klar, dass er sich nicht mit Abschiedsgedanken trägt: "Ich bin auch an mein Limit gekommen. Aber ich bin 54 und damit noch ein bisschen jünger als Dieter. Ich werde weitermachen und das sinkende Schiff nicht verlassen." Und den Ausdruck "sinkendes Schiff" meint er wörtlich: Die Rheinhauser Ortsgruppe steht vor ganz ähnlichen Problemen.

Auch sie muss künftig für das Lehrschwimmbecken in der Friemersheimer Marktschule Nutzungsgebühren zahlen und wird die Mitgliedsbeiträge wohl oder übel um 20 Euro pro Person anheben müssen. Am kommenden Freitag ist die nächste Mitgliedsversammlung. "Ich werde unseren Mitgliedern sehr deutlich machen müssen, dass wir dieses Geld brauchen, um die Fixkosten zu tragen und unseren Wasserrettungsdienst zu finanzieren", so Flasbarth. "Die Mitglieder werden dann sagen müssen, ob sie dazu bereit sind. Wenn nicht, wird sich unsere Ortsgruppe auflösen müssen."

(RP)
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