Redaktionsgespräch Mit Dem Neuen Sparkassen-Vorstandsvorsitzenden Die Sparkasse fürs Jahr 2025 fit machen

Duisburg · Mit dem neuen Vorstandsvorsitzenden der Sparkasse, Dr. Joachim Bonn (47), ist dort ein Generationenwechsel vollzogen worden. Bonn hat sich viel vorgenommen und will auch seine eigene Handschrift erkennen lassen.

 Da geht's lang – der neue Sparkassenchef hat klare Vorstellungen davon, wie sich die Bank für die Zukunft aufstellen soll.

Da geht's lang – der neue Sparkassenchef hat klare Vorstellungen davon, wie sich die Bank für die Zukunft aufstellen soll.

Foto: Christoph Reichwein

Fast 20 Jahre trennen Dr. Joachim Bonn und seinen Vorgänger Hans-Werner Tomalak. Mit Helge Kipping (47) gehört ein weiterer Mann der "U50-Generation" dem Sparkassen-Vorstand an. Nicht von ungefähr arbeitet der Vorstand daran, ein Zielbild für die Sparkasse Duisburg im Jahr 2025 zu entwerfen. Das Ziel ist klar — am richtigen Weg dahin wird gearbeitet. "Wir wollen auch im Jahr 2025 unsere Stellung als Marktführer behaupten und weiter sichere, stabile Arbeitsplätze bieten", sagt Bonn. Wie das erreicht werden kann, sei eine echte Herausforderung. Wie die Sparkasse Duisburg im Jahr 2025 konkret aussieht, weiß heute niemand.

 Die Sparkasse Duisburg ist in der Region verankert – ein Wettbewerbsvorteil, gerade gegenüber vielen Direktbanken.

Die Sparkasse Duisburg ist in der Region verankert – ein Wettbewerbsvorteil, gerade gegenüber vielen Direktbanken.

Foto: Archiv

Bestimmte Entwicklungen — die Megatrends im Bankenwesen — machen auch vor der Sparkasse nicht halt. "Der derzeitige Stand von 47 Geschäftsstellen und rund 1250 Mitarbeitern lässt sich bei heute erkennbaren Trends in Sachen Demografie und Kundenverhalten zur verstärkten Online-Abwicklung des Tagesgeschäftes nicht halten", so der Sparkassen-Chef. Es werden weniger sein. Wie viele es dann sind, lässt Bonn offen. "Wir befassen uns intern ganz intensiv mit den veränderten Anforderungen. Ich bin ganz sicher, dass wir im Endergebnis ein überzeugendes Konzept, bestehend aus Filiale und persönlichem Kontakt, sowie einem leistungsfähigen Online-Banking anbieten werden. Eins bleibt jedoch unverändert: Der Kunde bleibt im Mittelpunkt jeder Überlegung", versichert Joachim Bonn.

 Die "Sparkassen-Erlebniswelt" im Duisburger Zoo ist ein deutlicher Beleg für die Verbundenheit mit dem Tierpark am Kaiserberg.

Die "Sparkassen-Erlebniswelt" im Duisburger Zoo ist ein deutlicher Beleg für die Verbundenheit mit dem Tierpark am Kaiserberg.

Foto: Probst, Andreas (apr)

Der angesprochene Trend zur Verstärkung des Online-Bankings wird vorangetrieben. "Dabei geht es nicht nur um Überweisungen und Kontostandsabfragen. Dank der gemeinsamen Online-Entwicklung der Sparkassen in ganz Deutschland sind wir in diesem Bereich ohnehin schon gut aufgestellt." Auch bei Facebook ist die Sparkasse seit dem 10. März präsent und sammelt fleißig "Likes" — jüngere Kunden hat man dabei durchaus im Blick. Unter anderem kümmert sich sogar ein gelernter Social Media Manager der Sparkasse um diesen Bereich. Trotz des Online-Trends soll dieser Wandel vergleichsweise behutsam erfolgen. "Unsere Stärke ist die Filiale um die Ecke und Berater, die mit ihren Kunden Jahre oder gar jahrzehntelang zu tun haben."

Bis Ende des Monats ist Bonn noch dabei, mit den Mitarbeitern ins Gespräch zu kommen — mit allen. Nach fünf Jahren bei der Sparkasse Duisburg kennt er zwar ohnehin schon viele, und viele kennen ihn. "Bei diesen Runden höre ich mir an, wo den Mitarbeitern der Schuh drückt. Aber jeden Einzelnen kenne ich natürlich nicht. Wenn ich in der Fußgängerzone jemanden mit Krawatte sehe, grüße ich schon mal auf Verdacht — es könnte ja ein Sparkassen-Mitarbeiter sein."

Mit der Bilanz der Sparkasse im vergangenen Jahr war Bonn nicht ganz zufrieden. Das lang anhaltende, historisch niedrige Zinsniveau macht dem Institut zu schaffen. Die vielfach gehörte Kritik, Banken wie die Sparkassen gäben die Niedrigzinsen gerade bei Kontoüberziehungen nicht weiter, lässt Bonn nicht gelten. "Das wird zu hoch gehängt. Wer sein Konto zehn Tage im Monat um 1000 Euro überzieht, zahlt aktuell 3,50 Euro Zinsen dafür. Teurer wird es nur, wenn man für längere Zeit sein Konto erheblich überzieht. Dafür ist der Dispositionskredit aber nicht gedacht. Dann ist eine Umschuldung zum Beispiel in einen Ratenkredit weitaus günstiger."

Die Sparkasse ist stolz darauf, im vergangenen Jahr durch Spenden, Sponsoring, die Stiftungen und Steuern sowie die "Dividende" für die Kommunen Duisburg und Kamp-Lintfort insgesamt 12,5 Millionen Euro ausgeschüttet zu haben. "Wir wollen dieses Niveau halten, auch wenn das zunehmend schwerer wird. Uns erreichen jedes Jahr rund 1000 Nachfragen nach Spenden und Sponsoring. Da gehen wir ohnehin schon bis an die Grenzen." Das gelte auch für den Zoo. Nach Möglichkeit wolle man die Unterstützung weiter in der Höhe bieten wie bisher. "Das ist mir eine echte Herzensangelegenheit. Ich wollte schon als Vierjähriger Zoodirektor werden. Heute glaube ich allerdings, dass ich als Sparkassenvorstand besser aufgehoben bin. Zumal wir mit Zoodirektor Achim Winkler gut aufgestellt sind."

Bonn ist gebürtiger Aachener und hat in Düsseldorf gearbeitet — dennoch fühlt er sich als Mensch des Ruhrgebiets. "Ich bin seit meinem zweiten Lebensjahr in Essen aufgewachsen, habe in Bochum studiert und wohne mit meiner Frau in Mülheim, etwa 1800 Meter von der Stadtgrenze zu Duisburg entfernt." Sprache und Mentalität der Menschen in Duisburg sind ihm also vertraut.

Die Vielzahl neuer Aufgaben wie Controlling und Personal oder Repräsentationsaufgaben lassen deutlich weniger Zeit für Bonns längst vertraute Gebiete wie die Betreuung großer Firmenkunden oder dem Wertpapiergeschäft. Er ist froh, davon aber noch einen Teil behalten zu können.

Weniger Zeit bleibt für den neuen Vorstandsvorsitzenden auch für seine Hobbys. Joggen, reisen, lesen, Golf spielen — dazu kommt er nicht häufig. Mit 47 Jahren Vorstandschef — da fragen viele schon jetzt, wie der nächste Schritt auf der Karriereleiter aussehen könnte. Doch davon will Bonn nichts wissen: "Derartige Ambitionen habe ich überhaupt nicht."

(RP)
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