Niederrhein Die Rückkehr von MO und DIN

Niederrhein · Ein Heilbronner Professor hat eine bundesweite Initiative zur Wiedereinführung der alten Kfz-Kennzeichen gestartet. Die Sehnsucht der Bürger scheint groß. Umfrage in 80 Städten bestätigt: 73 Prozent der Befragten wollen die alten Schilder zurück. Auch im Kreis Wesel gibt's den Wunsch.

Sie fahren noch mit MO-Kennzeichen
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Foto: Schroeder

Vor wenigen Tagen ist er 75 geworden, der weiße Adler Triumph Baujahr 1936. Sein Besitzer Kurt Reschke ist ein Jahr älter. 45 Jahre schon fährt der Rentner den Oldtimer mit dem Kennzeichen MO-CZ-89. Eigentlich wurden die Nummernschilder des früheren Kreises Moers nach der Gebietsreform in "WES" umgewandelt, aber der Adler war durchgehend angemeldet und musste "MO" daher nicht abgeben. Reschke ist stolz darauf, eines der allerletzten "MO"-Autos zu fahren. "Ist schließlich etwas ganz Besonderes, was man für kein Geld der Welt kaufen kann", sagt er. Aber das könnte sich schon bald ändern.

Denn von Heilbronn geht eine Initiative aus, die auslaufende Kfz-Kennzeichen wieder einführen oder gefährdete erhalten möchte. Mehr als 70 deutsche Städte haben sich zugunsten eines eigenen Kennzeichens öffentlich positioniert, darunter Bocholt (BOH, jetzt BOR) oder Gladbeck (GLA, jetzt RE). In Witten (WIT, jetzt EN) gibt es einen Stadtratsbeschluss zugunsten des alten Kennzeichens WIT. Auch in Castrop-Rauxel gibt es eine solche Diskussion.

Die "Initiative Kennzeichenliberalisierung", die der Heilbronner Professor Dr. Ralf Borchert initiiert hat, will die durch die Gebietsreformen in den 1970er Jahren, als viele Städte und Gemeinden bundesweit zu Kreisen zusammengelegt wurden, gefährdeten oder zum Teil schon verschwundenen Kfz-Kennzeichen erhalten. 2010 ließ der Professor mehr als 17 000 Personen in 80 deutschen Städten befragen. Die große Mehrheit von gut 73 Prozent der Befragten äußerte demnach den Wunsch zur Rückkehr zu ihrem Alt-Kennzeichen.

Im Kreis Wesel sind aktuell noch 336 Kraftfahrzeuge mit dem alten MO-Kennzeichen beim Straßenverkehrsamt angemeldet beziehungsweise registriert. Um es genau zu sagen, sind es nur noch 27 Pkw, 39 Kräder und vier Lastwagen — der Rest sind landwirtschaftliche Fahrzeuge. Und von denen dürften auch die meisten nicht mehr im Einsatz sein, schätzt Guido Bleckmann, Teamleiter im Dienstleistungszentrum Moers. "Die müssen nicht abgemeldet werden, wenn man sie ausrangiert", erklärt er.

Anfang des Monats hat sich die zuständige Verkehrsministerkonferenz für die Wiedereinführung von "Altkennzeichen" ausgesprochen. Eine entsprechende Bundesratsinitiative wird bereits formuliert, um die notwendige Fahrzeugzulassungs-Verordnung zu ändern. In der Regel schließt sich der Bundesrat in solchen Fällen dem Votum der Ministerkonferenz an. "Dann liegt die Entscheidung, ob die alten Nummernschilder wieder eingeführt werden, voraussichtlich bei den einzelnen Ländern und den Landkreisen", sagt Borchert. Momentan gibt es in Deutschland 383 unterschiedliche Ortskennzeichen. Schätzungsweise 300 weitere könnten dazu kommen, wenn die alten Schilder wieder eingeführt werden sollten. Die Kfz-Besitzer hätten dann die Wahl zwischen dem alten und dem neuen Schild.

Wie groß die Sehnsucht nach dem alten Kennzeichen allein in Moers zu sein scheint, beweist die erst kürzlich vom Moerser Lokalpolitiker Claus Peter Küster im Internet gegründete Seite "MO-Kennzeichen = JA" auf der Kommunikationsplattform "Facebook", der sich schon mehr als 400 Unterstützer angeschlossen haben.

Auch der Moerser SPD-Bundestagsabgeordnete Siegmund Ehrmann findet den Gedanken gut und will sich in Berlin dafür stark machen. "Der Wunsch nach Altkennzeichen offenbart die Sehnsucht nach überschaubaren Einheiten — dies in Zeiten, wo alle Daten und Informationen weltweit zeitgleich bereitstehen und uns zu erdrücken drohen." Deswegen will Borchert seine Studie in Moers, die nach Bremerhaven die zweitgrößte Stadt Deutschlands ohne eigenes Kennzeichen ist, fortsetzen.

Einen Tag lang werden seine Studenten in der Moerser Innenstadt Passanten zu ihrer Haltung zum MO-Kennzeichen befragen und sie Fragebögen ausfüllen lassen. "Diese werten wir dann mittels eines Statistikprogramms aus. Es ergibt sich so ein Stimmungsbild", sagt der Professor. Schon in gut einem Jahr, so schätzt Borchert, könnte das MO-Kennzeichen wieder da sein. "Aber das hängt allein von der Politik ab.

(RP)
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