Trauerrede zur Loveparade Die richtigen Worte der Hannelore Kraft

Es sind die passenden Worte, die Hannelore Kraft an jenem Samstag findet, an dem ganz Deutschland um die Toten der Loveparade trauert. Die NRW-Ministerpräsidentin berührte viele Menschen in und außerhalb von Duisburg mit ihrer Rede beim Gedenkgottesdienst in der Salvatorkirche.

Loveparade-Katastrophe 2010 - Trauerfeier für die Opfer
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Die Trauerfeier für die Opfer

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Es ist nicht nur die Ministerpräsidentin, die erfahrene Politikerin, die an diesem Tag zu den Trauernden und Hinterbliebenen spricht. Es ist auch die Mutter, die selbst stundenlang auf eine Nachricht ihres Sohnes gewartet hat, der inmitten der Technofans auf der Loveparade feiern wollte. Und genau diese Mischung der Gefühle und Persönlichkeiten ist es, warum die Rede Hannelore Krafts so ausdrucksstark war.

"Uns alle lässt das Geschehene nicht los. Es macht uns betroffen, hilflos und manche auch wütend", sagt die SPD-Politikerin - und greift damit all jene Gedanken auf, die in diesen Tagen den Menschen durch den Kopf gehen. Wie konnte das Unglück geschehen? Wer ist verantwortlich? Und vor allem: Wer übernimmt letzlich Verantwortung?

Trost mit einfachen Worten

Es sind Fragen, die auch Hannelore an diesem Tag nicht beantworten kann. Aber das will sie auch nicht. Vielmehr spendet sie Trost mit einfachen Worten, die einen mitnehmen. Mitnehmen in die Trauer der Hinterbliebenen. Mitnehmen an den Tag zurück, an dem 21 Menschen ihr Leben lassen mussten und mehr als 500 verletzt wurden.

"Es ist schwer, Worte zu finden angesichts des Todes. Und noch schwerer ist es, angesichts der Umstände, unter denen 21 junge Menschen plötzlich aus dem Leben gerissen wurden", sagt Kraft, die im schlichten schwarzen Kostüm und einer geschwungenen Kette vor den Trauernden in der Kirche steht.

Sie könne nachempfinden, was Eltern, Geschwister, Großeltern und Freunde erlitten haben, sagt sie - und man glaubt ihr jedes Wort. Hier spricht keine geschulte Politikerin, sondern ein Mensch, der mitgefühlt und miterlebt hat: die bangen Stunden des Wartens, die immer häufiger werdenden Nachrichten vom Tod der jungen Menschen, die Frage nach dem Warum.

Mit zittriger Stimme

Wie nah ihr das selbst geht, ist in Hannelore Krafts Stimme zu hören. Auch wenn sie versucht, den Blick fest auf die Trauergäste zu richten, so ist es doch das Zittern in ihrer Stimme, das verrät, wie sehr sie die Tragödie berührt. Und auch der Blick lässt gelegentlich erahnen, wie sehr die Ministerpräsidentin mitfühlt.

Doch Hannelore Kraft lässt es auch nicht aus, all jenen zu danken, die in den Stunden des Chaos' beherzt geholfen haben. Und sie unterlässt es nicht, schnelle Hilfe und vor allem Aufklärung zu versprechen - ohne Schuldzuweisungen, ohne Vorwürfe.

Aber genau das wollen die Trauernden auch an diesem Tag nicht hören. Danke - das ist es, was auch viele RP-Online-Leser an diesem Tag zur Rede von Hannelore Kraft schreiben. User Ikkepapa etwa schreibt: "Danke Frau Kraft, Sie haben die richtigen Worte gefunden. Ihre Rede hat mich sehr berührt."

Doch am bewegendsten ist wohl der letzte Abschnitt ihrer Rede. Der, als sie die Bitte eines Vaters der Opfer weitergibt: "Der grausame Tod seiner Tochter könne im Nachhinein noch einen Sinn bekommen, wenn dieser Tod uns alle mahnt, unser aller Wertesystem zu überdenken." Der Mensch und sein Wohlergehen müssten wieder wichtigste Leitlinie unseres Handelns sein, sagt Kraft mit tränenerstickter Stimme.

Ein Moment der Trauer, den wohl alle in diesem Augenblick nachempfunden haben.

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