Trauerfeier in Duisburg Die Predigt von Bischof Overbeck

Bei der Trauerfeier in der Salvatorkirche in Duisburg gedachten prominente Gäste und Angehörige der 21 Opfer, die auf der Loveparade ums Leben gekommen sind. In seiner Predigt betonte Bischof Franz-Josef Overbeck die Gegensätzlichkeit des Lebens. Wir dokumentieren seine Rede.

Loveparade-Katastrophe 2010 - Trauerfeier für die Opfer
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Die Trauerfeier für die Opfer

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Liebe Trauergemeinde, liebe Schwestern, liebe Brüder, vor allen Dingen liebe Angehörige, Verwandte, Freundinnen und Freunde unserer Toten.

Es war vor einer Woche fast zur gleichen Stunde: junge und hoffnungsfrohe Menschen sind auf dem Weg zur Loveparade. So wie sie, sehen wir Menschen uns gerne: jung, dynamisch, in Feierlaune, völlig sicher, dass alles gut gehen wird.

Am frühen Abend dann das Chaos: Tote und Verletzte. So erleben wir uns auch: Von jetzt auf gleich bricht alles zusammen. Menschen sterben, werden verletzt - an Leib und Seele. Viele stürzen in großes Leid. Leid, das lange währen wird. So gegensätzlich, liebe Schwestern, liebe Brüder, liebe Trauergemeinde, ist unser menschliches Leben: In dem einen Moment ist Party angesagt, wie viele junge Leute sagen und im anderen Moment liegen wir sehr hilflos am Boden.

Wir möchten das Leben gerne sicher steuern und haben es doch nicht im Griff. Trotz unserer Hoffnungen sind wir dem Schicksal oft hilflos ausgeliefert — gleich woher wir stammen, gleich wohin wir unterwegs sind, gleich ob wir gläubig sind oder nicht, ob wir Suchende sind oder schon gefunden haben. Mir als Christ, und das möchte ich ihnen allen sagen, hilft das, was wir in Psalm 139 gerade in der Lesung gehört haben: Gott ist vertraut mit allen Lebenswegen (vgl. Ps 139,3). Gott umschließt den Menschen von allen Seiten und legt seine Hand auf ihn (vgl. Ps 139,5).

Ich hoffe fest darauf, dass das auch in dieser Stunde und für alle Menschen gilt. Für alle Menschen, die hilflos und verzweifelt sind und immer wieder nach dem "Warum?" fragen.

Wir Christen schöpfen diese Hoffnung daher, weil wir Gottes Gesicht kennen. In Jesus Christus kommt er uns entgegen. Von ihm her wissen wir um seinen schönsten Namen: Gott ist Liebe.

Von Jesus selbst lernen wir, dass Gott auch dem Leid standhält, mehr noch, dass er selber das Leid auf sich nimmt — für uns! Das Kreuz steht dafür. Auch der wunderbare Name dieser Kirche, in der wir uns heute Morgen versammelt haben, sagt das. Die "Salvator"-Kirche steht für Jesus, den Erlöser, dem Heiland, für den Gott, der mit seinem Gesicht einem jeden entgegenkommt, besonders unseren Toten.

Ich glaube, dass eben dieser Gott, der uns in Jesus entgegenkommt, auch das Leid dieser Stunde heilen kann. Er hat uns nicht vor diesem Leid bewahrt und er bewahrt uns auch nicht vor vielem anderen Leid. Es gibt auch keine Antworten auf viele unserer Fragen. Und doch heilt er und ist er da: für die Toten, für die Verletzten, für die Trauernden, für Sie, liebe Angehörige, Freundinnen und Freunde unserer Toten, für die vielen Fragenden in unserem Land und weit darüber hinaus und auch für diejenigen, die sich der Verantwortung stellen müssen.

Liebe Schwestern und Brüder, die Loveparade ist vor einer Woche an ein schreckliches Ende gekommen. Es bleibt schwer, mit dem zu leben, was geschehen ist. Und doch bleibt etwas und geht weiter, was auch der Name der Loveparade zum Ausdruck bringt: Love heißt Liebe. In der Bibel heißt es, dass Gott die Liebe ist. Sie bleibt, sie verbindet uns Menschen, miteinander und mit Gott - über den Tod hinaus. Denn die Liebe ist stärker als der Tod. Und sie trägt durch die Schrecken dieser Tage hindurch.

Wir werden jetzt für jede Verstorbene und jeden Verstorbenen ein Licht anzünden: zum Zeichen des Gedenkens, als Gebet und Bitte, als Hoffnungszeichen für ewiges Leben, zum Trost für alle Trauernden und Fragenden, als Zeichen menschlicher Liebe, die bleibt und auf Gott verweist. Gott, der die Liebe ist und alle mit seiner Liebe umfängt. In dieser Liebe leben die Toten und einst, wenn wir sterben, wir auch selbst. Amen.

(fb)
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