Duisburg Die Parole: Drücken, bis der Arzt kommt!

Duisburg · Am Abtei-Gymnasium und weiteren Schulen lernen Kinder und Jugendliche, was sie tun müssen, um einem Menschen mit einem Herzstillstand zu helfen oder gar das Leben zu retten.

Mit ihrer Kampagne "DU - ich drück Dich" wendet sich die Bürgerstiftung Duisburg einmal mehr an die Öffentlichkeit, um Jung und Alt mit der lebensrettenden Herzdruckmassage vertraut zu machen. "Allein in Duisburg ereignen sich pro Jahr etwa 600 bis 700 Herzinfarkt-Fälle", erläutert Manfred Berns, Geschäftsführer der Bürgerstiftung. "Bei frühzeitiger Hilfe könnten 200 von ihnen gerettet werden."

Die Kampagne klärt darüber auf, wie einfach bei einem Herzstillstand ein Menschenleben gerettet werden kann, indem man die leicht zu erlernende Herzdruckmassage anwendet. Sie macht Mut, im Ernstfall auch ohne medizinische Kenntnisse das Richtige zu tun.

Schüler und Schülerinnen an vier Duisburger Schulen werden zukünftig im Sportunterricht mit Hilfe von sogenannten Reanimationspuppen an die richtige Drucktechnik herangeführt. Die Heinrich-Bongers-Schule, die Gesamtschule Meiderich, die Theodor-König Gesamtschule und das Abtei-Gymnasium erhalten jeweils zehn Puppen, an denen Kinder und Jugendliche aller Altersgruppen lernen, was im Ernstfall zu tun ist.

Theo Keller, stellvertretender Schulleiter des Abtei-Gymnasiums sagt dazu: "Sämtliche Gremien unserer Schule befürworten einstimmig die Aufnahme der Übungsstunden in den Lehrplan als festen Bestandteil des Sportunterrichts. In Zukunft wird jeder Schüler von der fünften bis zur 12. Klasse regelmäßig einmal pro Jahr in der richtigen Drücktechnik unterwiesen." Sein Kollege Bernhard Hinkes, Vorsitzender der Fachschaft Sport, ergänzt: "Eine Sportstunde pro Jahr in jeder Klasse wird unter dem Motto Herzdruckmassage stehen. Jeder Schüler wird zehn Minuten an der Puppe üben."

"Die regelmäßigen Wiederholungen führen dazu, dass man die Technik beherrscht, Routine stellt sich ein", ist Maren Scholten (17) sicher, Schülerin der Abschlussklasse am Abtei-Gymnasium. "Dadurch sinkt die Hemmschwelle und man ist eher bereit, das Erlernte in einer Notsituation anzuwenden."

Manfred Berns hofft, dass sich auch andere Schulen nicht nur im Stadtgebiet bald anschließen werden: "Wir bringen die Kampagne in die Schulen und hoffen auf eine flächendeckende Verbreitung über Stadt- und Landesgrenzen hinaus."

Ärzte und Pflegepersonal des Klinikverbundes Evangelisches Klinikum Niederrhein mit vier Standorten in Duisburg, Dinslaken und Oberhausen begleiten die Kampagne von medizinischer Seite und machen damit diese Aktion erst möglich. Anja Claus, Pflegedienstleiterin am Herzzentrum in Duisburg-Meiderich erklärt den Einsatz so: "Unsere Ärzte und Pflegekräfte bilden die Lehrer in der Technik der Herzdruckmassage aus. Angefangen bei den Schulen ist unser Ziel die flächendeckende Aufklärung. Jeder Mitbürger soll wissen, was im Ernstfall zu tun ist. Die EHA (European Heart Association) empfiehlt in ihren Leitlinien, dass jeder Laie als lebensrettende Maßnahme im Ernstfall die Herzdruckmassage vornehmen soll." Prof. Wolfgang Schöls, Chefarzt Kardiologie und Angiologie am Evangelischen Klinikum Niederrhein erläutert: "Bei einem Herzstillstand beginnt sofort der Wettlauf gegen die Zeit. Selbst zehn Minuten Wartezeit auf den Notarzt sind für unser empfindliches Gehirn zu lange. Deshalb, für eine Chance zum Leben, drücken, bis der Arzt kommt!"

(RP)
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