Duisburg Die Liebe im Spätsommer des Lebens

Duisburg · Doris Kunstmann und Peter Fricke begeisterten am Sonntagabend 500 Zuschauer in der Homberger Glückauf-Halle. Sie spielten die Hauptrollen in dem modernen Großstadtmärchen "Möwe und Mozart".

 Doris Kunstmann und Peter Fricke spielen in dem Stück "Möwe und Mozart" Sofia und Herbert. Auf der Parkbank kommen sie sich langsam näher.

Doris Kunstmann und Peter Fricke spielen in dem Stück "Möwe und Mozart" Sofia und Herbert. Auf der Parkbank kommen sie sich langsam näher.

Foto: Kai Schulz

Mit einer starbesetzten Komödie verbrachten 500 Zuschauer den Sonntagabend in der Homberger Glückauf-Halle. Erzählt wurde ein modernes Großstadtmärchen über die Liebe im Spätsommer des Lebens. Mit viel zärtlichem Humor erzählt "Möwe und Mozart" von dem Zusammentreffen der lebenslustigen, unkonventionellen Sofia (Doris Kunstmann) und dem eigenbrötlerischen Griesgram Herbert (Peter Fricke).

Schon bevor auch nur ein Wort gesprochen war, bekamen die beiden Hauptdarsteller und Publikumslieblinge Kunstmann und Fricke begeisterten Begrüßungsapplaus. Vorschuss-Lorbeeren, die sie im Nachhinein zu Recht ernteten. Authentisch und mit viel spürbarer Freude an den Charakteren verkörperte das Duo die Figuren Sofia und Herbert.

Auf einer harmlosen Parkbank prallen diese beiden unterschiedlichen Individuen aufeinander: er, der sich immer noch selbst für einen lange zurückliegenden Fehler bestraft und sie, die ihn vehement, aber liebevoll aus seinem selbst erwählten Eremitendasein befreien will. Unterstützt wird sie dabei von Herberts Neffen Carl (René Oltmanns), der ihn als Einziger noch nicht aufgegeben zu haben scheint und seinerseits sofort erkennt, dass die beiden sich gegenseitig guttun würden.

Wochen-, nein monatelang hatte sie auf der Nachbarbank im Park gesessen, doch nie hatten die beiden ein Wort gesprochen. Darum geht die Möwe eines Tages zum Angriff über: Ein frech platziertes "Frisch gestrichen"-Schild und die damit unverhofft ausgelöste Nähe auf der nun gemeinsam geteilten Parkbank ändern den wortlosen Zustand jäh. Mit markigen Sprüchen, die mal für Schmunzeln, mal für herzhaftes Lachen im Publikum sorgen, versucht Herbert, Sofias Avancen abzuwehren. Doch es gelingt ihm nicht. Genau wie das Publikum lacht sie einfach darüber hinweg und kontert geschickt. Wortwitzig spricht sie von der Pflege ihrer "Rosen" ("Arth-Rose", "Osteopo-Rose", etc.), als es um das Thema Zukunft geht.

Mit einer resolut-liebevollen Vehemenz, der sich Herbert bald nicht mehr erwehren kann, drängt Sofia in sein Leben und zwingt ihn förmlich zum Glücklichsein. Ein Zustand, den Herbert sich kaum selbst gönnen mag, denn ein schrecklicher Fehler, ein Moment der Unachtsamkeit, zerstörte einst sein Leben und seine Liebe — ein Fehler, den er sich bis heute nicht verzeiht. Doch einmal aus seinem Schneckenhaus gelockt, will Herbert seine Sofia gar nicht mehr gehen lassen. Als es so scheint, dass dem Mozart seine Möwe entfliegt, ist er offener denn je und begreift, was ein Glück ihr Zusammentreffen gewesen ist.

Trotz der kurzweiligen Aufmachung des Stückes in fünf Akten und der leichten, witzigen Dialoge erreichte das Spiel der beiden Protagonisten in perfekter Korrespondenz zur Handlung zum Ende hin eine berührende Intensität. "Ist das eine Träne?" — "Ich sammle nur Gießwasser für meine Rose", ist nur ein Beispiel für die vielen schönen Dialoge. Lang anhaltender Applaus belohnte die Schauspieler am Ende für ihren gelungenen Abstecher nach Homberg.

(son)
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