Duisburg Die Kunst als Waffe gegen den Krieg

Duisburg · "Zeichen gegen den Krieg" war der Titel einer Diskussionsveranstaltung zum landesweiten LVR-Themenprojekt "1914 - Mitten in Europa" im Lehmbruck-Museum. "Künstler sind keine ambulanten Blauhelme", sagte der WDR-Moderator.

Was kann Kunst tun, um Kriege zu verhindern? Kann Kunst überhaupt etwas dagegen tun und wenn ja, was und wie? Und will sie das überhaupt? Diese und andere im Zusammenhang mit Gewalt und Barbarei stehende Fragen beschäftigte am Donnerstagabend im Lehmbruck Museum eine Diskussionsrunde. Sie fand statt im Rahmen des Großprojektes "1914 - Mitten in Europa. Das Rheinland und der Erste Weltkrieg", mit dem sich der Landschaftsverband Rheinland (LVR) seit Ende 2013 beschäftigt. Eingebettet war die Diskussion in die Lehmbruck-Ausstellung "Zeichen gegen den Krieg", die dort bis zum 1. Februar verlängert wurde.

Doch bevor die Diskussion, die vom WDR aufgezeichnet wurde, startete, meldeten sich die für das Verbundprojekt verantwortliche LVR-Dezernentin Milena Karabaic und ihr Projektleiter Prof. Dr. Thomas Schleper zu Wort. Für die Dezernentin sei die Diskussionsveranstaltung, so Karabaic in ihrer Begrüßung, eine Art "Rückblick mit Ausblick" auf das noch bis Februar dauernde, insgesamt 14 Ausstellungssequenzen umfassende LVR-Großprojekt. Und Prof. Schleper wollte mit seinem aus von Ludwig Marcuse, Walter Benjamin, Theodor Adorno und anderen nur so gespickten Zitaten bestehenden Impulsvortrag "drei Spielbälle", wie er sagte, in die Diskussionsrunde werfen, um den im Raum stehenden Fragen und ihren Antworten darauf eine größere Allgemeingültigkeit abzuverlangen - was jedoch nur teilweise gelang.

So gingen die Diskutanten - Lothar Altringer vom LVR-Landes-Museum Bonn, Dr. Renate Goldmann vom Leopold-Hoesch-Museum und Papiermuseum Düren, Dr. Klara Drenker-Nagels vom August-Macke-Haus in Bonn, Achim Sommer vom Max Ernst Museum Brühl und Dr. Söke Dinkla vom Lehmbruck-Museum - nur bedingt auf die Schleperschen "Spielbälle" ein (War 1914 nur eine bittere Medizin für die Kunst? Versteht sich Kunst nur als ganz spezielle Nothilfe? Überfordere das Kriegsthema vielleicht die Kunst?). In der anschließenden von WDR-Redakteur Dr. Michael Köhler moderierten Talkrunde resümierten sie stattdessen überwiegend ihre jeweils eigenen Ausstellungen vor Ort. Doch auch damit ließen sich Positionen der Kunst zu Gewalt und kriegerischen Konflikten von damals bis heute vortrefflich widerspiegeln. "Macke war zwar gegen den Krieg", so Dr. Drenker-Nagels, "doch das hat er in seinen Bildern nicht gemalt. Er hat lieber das Schöne in der Welt künstlerisch zum Ausdruck gebracht." Dr. Sommer beschrieb seinen "Schützling", Max Ernst, mit den Worten, dass dieser sogar ein eher Ohnmächtiger bis Aus- und Durchhalter des Krieges gewesen sei.

Der Namensgeber des Duisburger Museums, Wilhelm Lehmbruck, habe dagegen mit der 1915 entstandenen Antikriegsplastik "Der Gestürzte" eindeutig ein "Zeichen gegen den Krieg" geschaffen, so Dr. Dinkla. "Dieses Kunstwerk ist ein Motiv des Widerstands und drückt wie kein anderes das Unbeugsame des Menschen aus."

Dennoch, warf WDR-Mann Dr. Köhler durchaus salopp ein, seien Künstler nicht per se gegen Krieg und auch keine "ambulanten Blauhelme". Kunst könne, müsse aber nicht unmittelbar, einen Beitrag zur Friedenserziehung leisten. Kunst sei Kommunikation (Dr. Goldmann), schaffe Aufklärung (Altringer) und sei ein wunderbarer Beitrag zur Emotionsschulung (Dr. Dinkla), so lautete schließlich die übereinstimmende, versöhnlich stimmende Schlussformel des Abends.

Die Talkrunde wird am Sonntag, 25. Januar, von 19.05 bis 20 Uhr in der Hörfunk-Sendung "WDR 3 Forum" ausgestrahlt.

(RP)
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