Duisburg Die kreative Ader ausleben

Duisburg · In der Bezirksbibliothek Rheinhausen bringt der Wiener Oskar Ters in dieser Woche Literaturinteressierten bei, wie sie Texte verfassen und diese mit ausgeklügelten Techniken, aber auch mit viel Gefühl, zu etwas Unnachahmlichen machen können. Die besten Autoren fahren nach Linz.

rheinhausen Oskar Ters und Elke Bockamp sitzen an einem Tisch im oberen Stockwerk der Bezirksbibliothek Rheinhausen und fachsimpeln über Literatur und Schreibmethoden. Die Teilnehmerin ist begeistert von der Offenheit, mit der sie der Leiter der Schreibwerkstatt empfangen hat. Sie selbst schreibt seit 2002 so genannte Ebay-Krimis und erotische Kurzgeschichten und hat eine eigene „Schreibschule“ an der Volkshochschule Duisburg. „Ich verfasse Schreibratgeber und bin daher sehr gespannt, was mich hier erwartet. Es macht Spaß, seinen Erfahrungsschatz auszutauschen“, erzählt Elke Bockamp.

Auf die Idee, die Schreibwerkstatt zu besuchen, ist sie durch ihre Freundin Alicja gekommen. „Die Idee der Werkstatt gefällt mir grundsätzlich gut, und wir sollten sie unterstützen“, meint die kulturinteressierte Frau. „Meine Tochter fängt in der Schule langsam an Aufsätze zu schreiben. Da möchte ich doch mitreden können. Außerdem würde ich gerne einmal Linz besuchen“, scherzt sie über ihre Motivation.

Das österreichische Linz wird im Jahr 2009 europäische Kulturhauptstadt sein. Aus diesem Anlass hatte der Wiener Freiberufler Oskar Ters das Projekt „UmLinzRum“ initiiert, bei dem literarisch interessierte Laien selbst Texte verfassen können – so wie diese Woche in Rheinhausen. Die Autoren der besten drei Texte werden für den 4. Dezember nach Linz eingeladen, um dort ihre eigenen Texte zu präsentieren.

Die aus Bosnien eingewanderte Schriftstellerin Safeta Obhodjas unterstützt Ters als begleitende Autorin. Sie vermittelt den Teilnehmern eigene Erfahrungen sowie ihr schriftstellerisches Wissen und gibt Hilfestellungen. „Ich beteilige mich an vielen ähnlichen Projekten, vor allem an Schulen. So möchte ich dazu beitragen, dass vor allem junge, zugewanderte Menschen lernen, sich korrekt in der deutschen Sprache auszudrücken“, erläutert Obhodjas, die auch auf die Probleme beim Schreiben in einer Fremdsprache aufmerksam machen will.

„Wenn man einen Text schreiben möchte, sollte man am besten bei Null anfangen. Nehmen wir das Thema Fußball. Versetzt euch in die Position eines Höhlenmenschen und überlegt anhand von Fotos im Internet, was Fußball sein könnte“, leitet Ters seine Schülerinnen an. So beginnt er seine Werkstatt mit einem kurzen kreativen Schreiben über etwas Triviales – und die Ergebnisse sind erstaunlich.

Gehemmt sein muss keiner

Gehemmt muss bei seinen Arbeitsmethoden keiner sein. „Niemand braucht hier hochwissenschaftlich oder politisch korrekt zu schreiben. Benutzt ruhig Schimpfwörter, wenn nötig, oder schildert erotische Gedanken“, sagt Freiberufler Oskar Ters, der den Workshop ohne Zensur durchführt. So kommen interessante Ergebnisse zustande. Und selbst die schon erfahrene Schreiberin Elke Bockamp findet da noch großen Spaß am Lernen.

(RP)
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