Duisburg Die Jecken feierten lieber woanders

Duisburg · Die Karnevalsbilanz 2013 fällt ernüchternd aus. Laut Polizeiangaben kamen rund 85 000 Besucher weniger zu den Umzügen als 2012. Dafür landeten mehr Jecken im Krankenhaus. Ein Lichtblick: Es gab weniger Müll als im Vorjahr.

 Kehraus: Gestern wurden vor dem Theater, vor dem für den Rosenmontagszug die Bühne aufgebaut war, die letzten Reste des närrischen Treibens zusammengefegt.

Kehraus: Gestern wurden vor dem Theater, vor dem für den Rosenmontagszug die Bühne aufgebaut war, die letzten Reste des närrischen Treibens zusammengefegt.

Foto: Christoph Göttert

Wenn der Hoppeditz am heutigen Aschermittwoch in sein Bett fällt, findet der Straßenkarneval sein offizielles Ende. Die Jecken der Stadt wird das wohl weit weniger freuen als Polizei und Rettungskräfte. Auch für die städtischen Wirtschaftsbetriebe bedeuteten die "tollen Tage" eine erhebliche Belastung. Eine Bilanz:

Polizei Die Duisburger Einsatzkräfte erlebten nach eigener Auskunft einen ungewöhnlich ruhigen Straßenkarneval. Nur insgesamt neun Einsätze verzeichneten die Ordnungshüter in den vergangenen Tagen. Dabei handelte es sich größtenteils um alkoholbedingte Körperverletzungen und Sachbeschädigungen.

Polizeisprecher Stefan Hausch führte die niedrige Zahl auf das Wetter und den damit verbundenen Besucherrückgang bei den Umzügen im Stadtgebiet zurück. "Wir sind natürlich sehr zufrieden mit diesen Zahlen", sagte er, "aber man muss berücksichtigen, dass in diesem Jahr nur knapp 45 000 Besucher bei den Umzügen mit dabei waren. Im vergangenen Jahr sind es noch rund 130 000 gewesen. Wo die Leute geblieben sind? Keine Ahnung."

2012 mussten die Ordnungshüter bei den Umzügen noch 17 Mal eingreifen und insgesamt 33 Platzverweise gegen Betrunkene aussprechen. Drei Karnevalisten wurden damals vorübergehend festgenommen. In diesem Jahr gab es keine Festnahmen und nur einen Platzverweis.

Dafür wurden in den zurückliegenden Tagen fast doppelt so viele Autos abgeschleppt wie noch im Februar 2012. 59 Autobesitzer mussten sich nach den Umzügen um den Verbleib ihres Wagens Gedanken machen. Im vergangenen Jahr standen nur 33 Autofahrer vor diesem Problem.

Wirtschaftsbetriebe Die städtischen Wirtschaftsbetriebe (WBD) hatten aufgrund der geringeren Besucherzahl ebenfalls weit weniger zu tun als vor zwölf Monaten. Die Müllbekämpfer verzeichneten acht Großeinsätze im Zusammenhang mit dem Straßenkarneval. Dabei waren 135 Mitarbeiter und 72 Kehrmaschinen im Einsatz. Am Ende kamen 63 Kubikmeter Müll zusammen, darunter, trotz Verbotes bei einigen Veranstaltungen, viele Glasflaschen. Im Vorjahr hatte es noch 73 Kubikmeter Müll gegeben. "Weniger Menschen produzieren weniger Müll. Das ist eine einfache Formel", sagte Volker Lange dazu. "Das lag bestimmt an den eisigen Temperaturen", vermutete der Sprecher der Wirtschaftsbetriebe.

Für die WBD sei das aber sehr erfreulich gewesen. "So hatten wir beim Aufräumen weniger Probleme." Dass die Müllabfuhr den Hausmüll in dieser Woche einen Tag später abholt als üblich, ist ihm zufolge aber trotzdem "eine unbedingt notwendige Maßnahme zur Entlastung der Mitarbeiter".

Rettungskräfte Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) war an den tollen Tagen mit 120 Einsatzkräften und zwölf Rettungsfahrzeugen im Einsatz. 15 Menschen mussten ins Krankenhaus eingeliefert werden. "Zwölf davon direkt vom Rosenmontagszug, weil sie mehr Alkohol getrunken hatten als gut für sie war", sagte Sven Pöhlsen, Kreisbereitschaftsleiter des Roten Kreuzes. "Die drei anderen Verletzten haben wir am Sonntag betreut. Sie sind beim Kinderkarnevalsumzug in Hamborn unglücklich gestürzt."

53 Mal musste das DRK Erste-Hilfe leisten – meist zur Behandlung von kleineren Verletzungen und alkoholbedingten Ausfallerscheinungen. Im vergangenen Jahr lief der Karneval für die Rettungshelfer noch deutlich entspannter ab. Laut DRK-Sprecher Sven Pöhlsen landete im Vorjahr kein einziger Jeck im Krankenhaus. Seine Vermutung: "Damals hat es geregnet. Die Leute sind wahrscheinlich schneller vom Zug weg und haben woanders weitergetrunken."

(RP)
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