Duisburg Die Frau vom Unterschichten-TV

Duisburg · Smalltalk geht mit Hella von Sinnen wohl nicht. Die schrille Kölnerin war diesmal der prominente Gast beim 30. Landhaustreff im Huckinger Hotel Milser.

 Hella von Sinnen

Hella von Sinnen

Foto: Christoph Reichwein

Stamm-Moderator und Ex-Kult-Fußballreporter Manni Breuckmann war natürlich auch wieder am "Mikro", als es darum ging, der Frontfrau der deutschen Comedy- Szene Interessantes zu entlocken. Nachdem geklärt war, dass die Wahl-Kölnerin natürlich auch beim Karneval mit viel Vergnügen dabei ist ("Ich hatte in der Session 1983/84 sogar über 90 Auftritte als Putzfrau Tratsch und hab auch in diesem Jahr vom Wagen der Nippeser Bürgerwehr jede Menge Kamelle geschmissen") ging es schnell "zur Sache".

Als die Entertainerin Alice Schwarzer als eine ihrer besten Freundinnen bezeichnete und die Steuerhinterziehungs-Affäre der Feministin zwar als einen Fehler bezeichnete, aber dieses Vergehen nicht mit anderen Straftaten gleichsetzen wollte ("Bei Steuerhinterziehung reicht eine Geldstrafe"), forderte sie Mannis Widerspruch heraus. "Da fehlt mir das Verständnis aber total", empörte sich "Manni", der nachschob: "Erst die Angst vor dem Knast führt doch zu den ganzen Selbstanzeigen.

" Kontrovers ging's auch in Sachen künstlerischer Ausrichtung weiter. Breuckmann warf der bekennenden Lesbe - von Sinnen lebt seit vielen Jahren mit Cornelia Scheel zusammen - vor, im Grunde "Unterschichten- TV" zu machen. Dabei bezog er sich auf das demnächst startende Format des Münchener Privatsenders "Tele 5" mit dem Titel "Der Klügere kippt nach". Wirt Hugo Egon Balder ("Wenn Hugo ruft, bin ich dabei") soll als Wirt den wechselnden Talk- Gästen jeweils kräftig nachschenken.

"Saufen als Serien-Konzept. Es kann doch nicht sein, dass du mitmachst", giftete Manni. "Typisch öffentlich-rechtlich elitär", entgegnete die Comedy- Frontfrau und ergänzte: "Schau dir das doch erstmal an, bevor du meckerst, außerdem geben die sich bei Ina Müller auch die Kante." Die 56-Jährige würde gerne auch ernsthaftere Rollen spielen, aber "in Deutschland kommst du aus der Schublade, in die man dich einmal einsortiert hat, nicht mehr raus".

Manni Breuckmann outete sich aber auch als Hella-Fan, als er zugab, früher kaum eine Folge der SAT1-Sendung "Genial daneben" verpasst zu haben. Tief betroffen zeigte sich Hella von Sinnen immer noch vom Tod von Dirk Bach: "Das war ein toller Freund und wunderbarer Mensch". Als das Thema "Wiedergeburt" zur Sprache kam, war es an Hella von Sinnen, ihrem Interviewer "eins auszuwischen". Auf Breuckmanns Frage, als was sie auf keinen Fall wieder auf die Welt kommen wolle, antwortete sie trocken: "Als WDR-Fußballreporter.

" Zum Abschluss zeigte der junge Duisburger Zauberer Kai Wiedermann Ausschnitte seines urkomischen Programms. Seile wurden zerschnitten und wie von Wunderhand wieder zusammengefügt, nur gezeichnete Bowlingkugeln verwandelten sich mit lautem Knall in echte, 50-Euro-Scheine verschwanden und tauchten in Apfelsinen wieder auf und Tische schwebten auf wundersame Weise durch den Raum. Insgesamt war das wieder mal ein unterhaltsamer und kurzweiliger Abend, der den Besuchern ganz offensichtlich Lust auf den nächsten macht.

(RP)
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