Duisburg "Dialogues des carmélites": Oper über Lebensangst

Duisburg · "Dialogues des carmélites" ("Gespräche der Karmelitinnen") ist eine der wenigen Opern des vergangenen Jahrhunderts, die es ins Repertoire geschafft haben. Die Musik des 1957 uraufgeführten Meisterwerks von Francis Poulenc ist tonal und suggestiv, für die Gesangslinien orientierte sich der Komponist an Giuseppe Verdi, gewidmet ist die Partitur seinen drei weiteren großen Vorbildern Monteverdi, Debussy und Mussorgsky.

Es geht darin um allgemeine Lebensangst und konkrete Todesangst. Die junge Adelige Blanche de la Force wird seit ihrer Kindheit von Panikattacken heimgesucht. Um ihrer existenziellen Angst zu entfliehen, tritt sie gegen den Willen ihres Vaters in ein Kloster ein. In Gesprächen mit ihren Mitschwestern wird Blanche in ihrem Glauben bestärkt, muss aber auch immer wieder erleben, dass sie ihre Angst nicht überwinden kann.

Hinweis auf Edith Stein

Auch vor der Realität kann sie nicht fliehen: Die Französische Revolution in vollem Gange. Durch ein Dekret wird den Nonnen untersagt, ihre Ordensregeln auszuüben und die Heilige Messe zu feiern. Die Karmelitinnen widersetzen sich diesem Verbot und werden zum Tod durch die Guillotine verurteilt. Im Märtyertod vollendet sich für die Ordensschwestern ihre Bestimmung und selbst Blanche überwindet schließlich ihre Angst und bringt die Kraft auf, ihren Schwestern aufs Schafott zu folgen.

Regisseur Guy Joosten will zeigen, welche Provokation eine solche Gemeinschaft für eine Gesellschaft sein kann, nicht nur unter einem Terror-Regime. Er folgt dabei einem Gedanken der Karmelitin Edith Stein, die von den Nazis ermordet wurde, dem zufolge eine Gemeinschaft von Individuen zur Freiheit fähig sein kann, im Gegensatz zur gesichtslosen Masse.

Am Freitag, 30. September, 19.30 Uhr, übernimmt die Deutsche Oper am Rhein ihre erfolgreiche Produktion dieser Oper in ihr Duisburger Haus. Die Besetzung der vielen, fast ausschließlich weiblichen Rollen ist dabei komplett neu, allen voran die bewährte Sopranistin Sylvia Hamvasi als Blanche und die Mezzosopranistin Susan Maclean als Priorin Mme de Croissy, die kurz sich vor ihrem Tod in Blanche gespiegelt sieht.

(hod)
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