Chefin der Duisburger Diakonie „Die Schäden der Pandemie werden wir erst hinterher sehen“

Duisburg · Julia Beier ist die neue Geschäftsführerin der Duisbruger Diakonie. Ihre größte Herausforderung erwartet die 34-Jährige wohl erst nach der Pandemie.

 Julia Beier pendelt täglich von Düsseldorf zu ihrem neuen Arbeitsplatz nach Duisburg.

Julia Beier pendelt täglich von Düsseldorf zu ihrem neuen Arbeitsplatz nach Duisburg.

Foto: Sabine Merkelt-Rahm.de

Julia Beier (34) ist die neue Geschäftsführerin des Diakonischen Werkes in Duisburg. Morgens fährt die promovierte Theologin mit dem Zug aus ihrem Wohnort Düsseldorf bis zum Duisburger Hauptbahnhof. Das Diakonische Werk hat 120 Einsatzorte über die ganze Stadt verteilt, schon in der Bahnhofshalle könnte sie also bei einem davon, der ökumenischen Bahnhofsmission, vorbeischauen. „Kann ich leider nicht, weil wir ja immer noch Lockdown haben“, bedauert sie. Dabei würde sie nichts lieber tun, als ganz schnell so viele Bereiche wie möglich aus eigener Anschauung kennenzulernen.

Zwar hat sie auch jetzt in Begleitung ihres Vorgängers Stephan Kiepe-Fahrenholz schon etliche Besuche gemacht, um die gewachsenen Strukturen kennenzulernen, die das Diakonische Werk heute ausmachen. Aber mit Maske auf Abstand vorgestellt zu werden, ist einfach nicht dasselbe, als sich selber nach Herzenslust umschauen zu können. Sie muss Geduld haben. Und denkt dabei schon über die Stadt nach, in der sie nun viel Zeit verbringen wird. „Ich staune, wie sehr sich die Duisburger Innenstadt in den letzten Jahren baulich verändert hat“, sagt Beier, und schwärmt von der tollen Blickachse über die schwebenden Wiesen bis zum Stadttheater, „die Stadt ist lebendig und in Bewegung, das gefällt mir richtig gut.“

Die letzten sieben Jahre hat sie im beschaulicheren Königswinter im Johannes-Albers-Bildungsforum die politische Erwachsenenbildung verantwortet. „Ich wollte aber gerne wieder mehr mit der Theologie zu tun haben, deshalb habe ich mich auf die Stelle in Duisburg beworben, obwohl ich keine Diakonie-Erfahrung habe“, erklärt sie. Nun freut sie sich über ihre Chance. Sie hätte sich zu ihren Unizeiten in Köln und Bonn auch vorstellen können, Pfarrerin zu werden. Dann hat sie aber doch ein Lehramtsstudium vorgezogen und später über einen Text der alten Kirche promoviert, den sie zunächst selber aus dem lateinischen Original übersetzen musste. „Genauer wollen Sie das wirklich nicht wissen, glauben Sie mir“, schmunzelt sie und fügt quasi entschuldigend hinzu, Latein sei schon auf der Schule ihr absolutes Lieblingsfach gewesen.

Demnächst wird sie ihre ersten Sitzungen in neuer Position leiten. Die Funktion der Sprecherin der AG der Wohlfahrtverbände hat sie als neue Geschäftsführerin des größten Duisburger Wohlfahrtsverbandes von ihrem Vorgänger übernommen. Und sie wird die Diakonische Konferenz leiten, in der sich Vertreter der evangelisch organisierten Kliniken, Altenheime, Beratungsstellen und Qualifizierungsangebote zusammensetzen und miteinander austauschen.

Was es in Zukunft zu besprechen geben wird? „Wir werden erst nach der Pandemie genau sagen können, wer hier in Duisburg konkret in welche Not geraten ist und wie viele Schäden dadurch entstanden sind“, sagt sie ernst.

Wenn Julia Beier gerade nicht arbeitet, dann kocht sie mit ihrem Partner gern was Verrücktes. Vegetarisch muss es sein. Beier ist ganz allmählich aus dem Fleischkonsum ausgestiegen. Exotisch darf es sein. Die Düsseldorfer Läden oder ersatzweise wenigstens das Netz nach einer mittelamerikanischen Wurzelknolle oder einer japanischen Würzsauce zu durchstöbern, gehört dabei schon zum Spaß dazu.

(samera)
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