Deutsche Oper am Rhein „Champagner-Oper“ an Silvester

Duisburg · Am letzten Tag des alten Jahres spielte die Deutsche Oper am Rhein Düsseldorf/Duisburg in ihrem Duisburger Haus wieder ihre Produktion der Operette „Die Fledermaus“ von Johann Strauß (Sohn).

 „Die Fledermaus“ wurde als zeitlos kabarettistische, quietschbunte Revue aufgeführt.

„Die Fledermaus“ wurde als zeitlos kabarettistische, quietschbunte Revue aufgeführt.

Foto: Hans-Jörg Michel

In den letzten Jahren gab die Deutsche Oper am Rhein jedes Jahr am Silvesterabend jeweils abwechselnd in Düsseldorf und Duisburg ein Galakonzert und eine Aufführung ihrer jeweils aktuellen Operetten-Produktion. 2019 gab es nun nicht „Bäumchen wechsle dich“, sondern „same procedure“ – wie im Vorjahr ein Galakonzert in Düsseldorf und „Die Fledermaus“ in Duisburg. Aber der Reihe nach.

„Die Fledermaus“ von Johann Strauß (Sohn), uraufgeführt 1874 in der österreichischen Hauptstadt im Theater an der Wien, gilt als das Glanzstück der Operette. Das hat vielfältige Gründe: der Reichtum an musikalischen Einfällen, der unnachahmliche Wiener Schmäh, eine lustvolle Lebenswelt, wo der Champagner regiert, und eine Intrige, die sich nahtlos einpasst in nicht ganz saubere, aber letztlich geordnete bürgerliche Verhältnisse. Noch einmal kurz zur Handlung: Der ehrenwerte Herr von Eisenstein muss für acht Tage wegen ungentlemenhaften Betragens ins Gefängnis und lässt es vorab noch einmal so richtig krachen. Seine Frau Rosalinde heuchelt Untröstlichkeit und hat dabei schon einen Seitensprung im Visier. Dr. Falke, der vermeintliche Hausfreund des Paares, will sich für eine vergangene Schmähung rächen. Deshalb fädelt er geschickt eine Intrige ein, die auf dem Fest des Prinzen Orlofsky orgiastisch kulminiert und hinter den Mauern des städtischen Gefängnisses gesittet endet.

Axel Köhler als Regisseur und Frank Philipp Schlößmann als Ausstatter machten daraus eine zeitlos kabarettistische, quietschbunte Revue (die RP berichtete), die auch zu Silvester im ausverkauften Theater gut passte. Der Text wurde behutsam aktualisiert, vor allem die Kommunikationsmittel – statt Briefen und Depeschen gibt es hier nun Handys und SMS. Nicht zuletzt wird jetzt stärker betont, dass alles Falkes Intrige ist: er engagiert die Straßendirne Ludmilla Pawlowskaja als vermeintlichen russischen Investor Prinz Orlofsky, der angeblich in Duisburg einen Weltraumbahnhof errichten will – so wird auch plausibler, dass das eine Hosenrolle ist, und „die Zukunft unserer Stadt steht in den Sternen“ – Falke besticht (pardon: motiviert) den Justizvollzugsbeamten Frosch, aus der Belegschaft des Gefängnisses die vermeintliche Partygesellschaft zusammenzustellen.

Die Vorstellung wirkte nicht ganz so spritzig wie im Vorjahr, dennoch zündeten einige Gags wie „Geh mal rüber zum Brendel und hole eine Schimanski-Platte“ oder der folgende Dialog: „Draußen steht eine Dame.“ – „Wie sieht sie aus?“ – „Das hat sie nicht gesagt.“ Die Solisten waren wieder einmal vorzüglich, zum Beispiel Heidi Elisabeth Meier als Adele, die von der Putzfrau zur Künstlerin wird. Norbert Ernst wirkte als Eisenstein fast so wie der ehemalige Duisburger Oberbürgermeister Adolf Sauerland. Ein Clou lag darin, dass der vermeintliche russische Prinz Orlofsky diesmal von der jungen russischen Mezzosopranistin Maria Boiko verkörpert wurde. Patrick Francis Chestnut, der stellvertretende Chordirektor der Rheinoper, hatte 2019 nicht nur den Chor einstudiert, sondern entlockte als Dirigent auch den Duisburger Philharmonikern flexiblen Schwung.

Dies war die für Duisburg letzte Aufführung dieser Produktion in der laufenden Spielzeit 2019/20.

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