Ehemaliges Loveparade-Gelände Duisburg streitet um größtes deutsches Outlet

Duisburg · In Duisburg will ein Investor auf dem Gelände der Loveparade-Katastrophe ein gewaltiges Einkaufszentrum errichten. Der Stadtrat entscheidet heute über die Planungen. Doch es gibt massiven Widerstand.

Duisburg: So sieht das ehemalige Güterbahnhofgelände aus
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Duisburg: So sieht das ehemalige Güterbahnhofgelände aus

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Foto: Christoph Reichwein

Es geht um nichts weniger als das angeblich größte Outlet-Center Deutschlands, über dessen Planungen der Rat der Stadt Duisburg heute in einer Sondersitzung zu entscheiden hat. Ausgerechnet auf dem Gelände der Loveparade-Katastrophe, bei der im Sommer 2010 infolge einer Massenpanik 21 Menschen ums Leben kamen, könnten künftig Schnäppchenjäger auf die Suche nach edler Designerware gehen. Die Geschäfte sollen in kleinen Häusern untergebracht werden, die ähnlich wie im Designer-Outlet Roermond an künstlich angelegten Plätzen und Gassen liegen. Wie die Gedenkstätte integriert wird, ist noch unklar.

Duisburgs Einzelhändler blicken mit Sorge der Planung entgegen und erinnern an den Niedergang der Oberhausener Innenstadt nach der Eröffnung des Centro. Sie erhalten Unterstützung von der Industrie- und Handelskammer (IHK), der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, der FDP und von den Grünen. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit, so Verdi-Gewerkschaftssekretär Martin Petig, "wird bei einer Ansiedlung eines Outlet-Centers eine weitere Abwanderung etablierter Einzelhandelsunternehmen aus der Duisburger Innenstadt die Folge sein". Die Grünen wollen deshalb, dass auf dem Gelände Wohnungen und Bürogebäude entstehen und werden in der Sitzung den Antrag stellen, ein "urbanes Quartier" anstelle eines Outlet-Centers zu entwickeln.

Die Mehrheit im Duisburger Stadtrat haben jedoch SPD und CDU, die sich bereits für das Outlet-Center ausgesprochen haben - allen voran Oberbürgermeister Sören Link (SPD). Es geht um ein zwei Kilometer von der Innenstadt entfernt liegendes ehemaliges Güterbahnhofsgelände, das dem Berliner Möbel-Mogul Kurt Krieger gehört und das er an die spanische Gruppe Neinver verkaufen will, die auch das Outlet in Zweibrücken (Rheinland-Pfalz) gebaut hatte. Ursprünglich hatte er das Grundstück für ein Höffner-Möbelhaus gekauft. Weil er aber inzwischen in Neuss ein solches eröffnet hat und in Düsseldorf ein weiteres bauen wird, besteht für Duisburg kein Bedarf mehr. Stattdessen soll dort nun das Zentrum für preisreduzierte Designer-Waren entstehen, die direkt vom Hersteller kommen und zum Beispiel aus Überproduktionen oder aus Vorsaisonartikeln stammen. Das Sortiment soll von Deko-Artikeln über Leder- bis hin zu Haushaltsartikeln reichen. Vor allem aber sollen Modelabels die bis zu 175 Ladenlokale auf bis zu 30.000 Quadratmetern Fläche füllen. Die Befürworter erhoffen sich, dass Duisburg als sogenanntes Oberzentrum des Niederrheins gestärkt wird und Käuferströme von außerhalb in die Stadt fließen werden.

Die heutige Ratsentscheidung ist aber noch nicht der Startschuss für Bauarbeiten, sondern sie ist Voraussetzung dafür, dass der Bebauungsplan entsprechend geändert wird. In der Folgezeit wird es etliche Anhörungsverfahren geben, unter anderem mit den Vertretern der Nachbarkommunen, die ihre Einwände gegen diese Planung vorbringen können. Die Gegner des Designer-Outlet-Centers rechnen fest damit, dass die Anlieger notfalls gegen das Projekt klagen werden.

In Wuppertal ist man da schon ein ganzes Stück weiter. Die Baugenehmigung für das FOC am Döppersberg liegt bereits vor. Bald sollen dort die Bauarbeiten beginnen und ein denkmalgeschütztes Gebäude umgebaut werden. Im ersten Bauabschnitt sollen auf 10.000 Quadratmetern 65 Geschäfte entstehen, die schon nächstes Jahr eröffnen sollen. Es wäre das Dritte seiner Art, das es dann in Nordrhein-Westfalen geben würde. Bisher existieren zwei Factory-Outlet-Center (FOC), die 220 Kilometer auseinanderliegen: Ochtrup und Bad Münstereifel. Auch Remscheid plant ein eigenes und liegt deshalb mit der Nachbarstadt Wuppertal im Clinch.

(RP)
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