Duisburg Der Waldkauz ist Vogel des Jahres

Duisburg · Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) will den seltenen Vogel ins Bewusstsein rücken. In Duisburg sind rund 30 Brutpaare heimisch. Ihr Bestand ist bedroht, weil viele alte Bäume, in denen sie leben und brüten, gefällt werden.

 Jürgen Hinke (NABU) präsentiert im Botanischen Garten den Vogel des Jahres, den Waldkauz.

Jürgen Hinke (NABU) präsentiert im Botanischen Garten den Vogel des Jahres, den Waldkauz.

Foto: Christoph Reichwein

Er ist eine der größten Eulenarten Deutschlands: Der Waldkauz misst von Kopf bis Fuß knapp 40 Zentimeter. Der Vogel ist in NRW sehr verbreitet: Rund 15 Prozent oder umgerechnet bis zu 20.000 Tiere leben dort, in Duisburg sind es lediglich 40 bis 60 Artgenossen. Überall ist ihr Bestand bedroht. Auch deshalb hat der NABU das Tier zum Vogel des Jahres gewählt.

"Einen Waldkauz bekommt man ganz schwer zu Gesicht", so Jürgen Hinke vom NABU in Duisburg. Nicht nur, weil es so wenige Exemplare gibt. Auch weil die krähengroßen Vögel nachtaktiv sind. "In der Abenddämmerung beenden die Eulen ihren Schlaf und gehen auf Jagd", so der Naturschützer. Vor allem Mäuse stehen auf dem Speiseplan der Eulen. Sie fressen aber auch kleine Singvögel und Insekten. Doch überhören könne man den Waldkauz nicht, sagt Hinke. "Ich glaube, in fast jedem Edgar-Wallace Kriminalfilm ist sein charakteristischer Ruf zu hören." Das "Hu-Hu", das die Vögel von sich geben, diene als Lockruf für Weibchen in der Balzzeit.

Ihr natürlicher Lebensraum befindet sich nicht nur in einem weitläufigen Wald mit ausreichend Freifläche zur Mäusejagd. Viele Waldkauze leben in alten Bäumen, die sie als Höhle benutzen und in denen sie nisten und ihren Nachwuchs groß ziehen. Seit einigen Jahren gibt es für die Eulen noch eine weitere Möglichkeit: Die Stadt und der NABU haben Brutkästen angebracht, unter anderem zwei im Botanischen Garten an der Schweizerstraße in Duissern. Der Naturschutzbund hat zehn solcher Nistplätze in ganz Duisburg aufgestellt. Der Erfolg lässt aber noch zu wünschen übrig. "Meistens finden wir Eichhörnchen in den Kästen", sagt Hinke.

Die Eulenart, die in freier Wildbahn bis zu zwanzig Jahre alt werden kann, hat kaum natürliche Feinde. "Große Exemplare werden vom Uhu gejagt, der aber in Duisburg kaum zuhause ist", so der Naturschützer. "Jungtiere müssen sich vor Fledermäusen oder dem Habicht fürchten." Dennoch sei der Bestand der Art in den vergangenen Jahren zurückgegangen - weil geeignete Brutmöglichkeiten fehlen und das Nahrungsangebot vielerorts nicht mehr ausreicht.

Laut Hinke ist der Mensch an dieser Situation nicht ganz unschuldig. "Alte Bäume, die als Lebensraum für die Waldkauze dienen können, werden gefällt", sagt er. In der Regel würden die Vögel auch nicht von ihren Feinden getötet werden, sondern von Autos. "Im Winter lebt und jagt ein Waldkauz an Straßen, um die Beute besser zu sehen", erklärt der Naturschützer. "Die Geschwindigkeit von Autos können sie schwer einschätzen."

Hinke fordert, dass die Baumschutzordnung, die Anfang des vergangenen Jahres abgeschafft wurde, erneuert wird. Seitdem können Bäume auf privatem Grundstück ohne Erlaubnis der Stadt gefällt werden. So verliere der Waldkauz mehr und mehr seinen natürlichen Lebensraum, weil viele Anwohner unüberlegt alte Bäume fällen würden. "Jeder Einzelne soll auf Mäuseköder oder Gift im Garten verzichten", ergänzt der Naturschützer. So kann jedermann dafür sorgen, dass der Waldkauz genug Nahrung findet. Hinke rät davon ab, einen eigenen Brutkasten zu bauen, da dieser - um auch von Waldkauzen benutzt zu werden - an einem großen Baum in mindestens zehn Meter Höhe befestigt werden müsste.

Der Waldkauz brütet schon sehr früh im Jahr. Wenn es warm genug ist schon im Januar, spätestens im Februar oder März. "Die Zahl der Brutpaare schwankt in Duisburg immer zwischen 20 und 30, je nach Witterung", so der Naturschützer. Im Vergleich zu den vergangenen Jahren ist es momentan relativ warm und viele Mäuse und andere Nagetiere können gejagt werden. Hinke macht sich deshalb Hoffnungen, dass sich der Bestand in diesem Jahr ein wenig erholen kann.

(jlu)
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