Porträt Klaus Steffen Der letzte "Emschamane"

Duisburg · Der gebürtige Bruckhauser ist Hörspielmacher, Stücke- und Drehbuchautor, Darsteller, Moderator und Allein-Unterhalter.

 Klaus Steffen bei der Ursendung seines Live-Hörspiels "Stunde Ruhr" im Februar 2014 im Radiomuseum Ruhrort.

Klaus Steffen bei der Ursendung seines Live-Hörspiels "Stunde Ruhr" im Februar 2014 im Radiomuseum Ruhrort.

Foto: Constanze Post

Im Alltagsleben ist der Duisburger Klaus Steffen ein eher unauffälliger, zurückhaltender bis bescheidener Zeitgenosse. Doch auf der Bühne lebt er seine wahre Omnipotenz aus: Dort wechselt er seine Identitäten wie ein Chamäleon sein Äußeres. Häufig ist er der Erfinder und geistige Kopf des sich dort darbietenden Ganzen. Er liebt das Anarchische und die Improvisation, wie auch die Struktur und Seriosität. Bei den Duisburger Akzenten gibt es ein Wiedersehen mit ihm als Klaus (zusammen mit Thommie) wie auch als Nikolaus von Steffenhagen junior. Steffen ist Jahrgang 1965 und in Bruckhausen geboren. 1984 machte er sein Abitur am Leibniz-Gymnasium in Hamborn. Von 1986 bis 1993 studierte er Germanistik, Philosophie und Soziologie an der Kölner Universität, später dann an der Universität in Duisburg. Musikalisch ist er Autodidakt und spielt Gitarre. 1998 gründete er als Singer-Songwriter mit "Gesichtsporsche" seine eigene Band. Unvergessen aus dieser Zeit ist sein Hit "Geh doch nach Laar". Als Verkehrsteilnehmer ist er Fußgänger beziehungsweise Radfahrer, denn er hat keinen Führerschein. Seine Mobilität findet ohnehin mehr im Kopf statt. Dort ist er Denker und Texter, Visionär und KreAktivist. Er ist Hörspielmacher, Stücke- und Drehbuchautor, Darsteller, Moderator und Allein-Unterhalter im besten und doppelten Sinne des Wortes. Seinen Lebensunterhalt finanziert er sich, indem er vor allem Kurse und Workshops für Hörspiel- und Musikproduktionen mit Kindern und Jugendlichen im Auftrag verschiedener Träger gibt. Vor neun Jahren begann er verschiedene Kultur-Labels und -Formate zu entwickeln und deren Programme ruhrgebietsweit, ob in Bochum, Essen oder Duisburg, zu präsentieren. Sein erstes Projekt startete Weihnachten 2008 im Lokal Harmonie unter dem Titel "Wunderland". Partner an seiner Seite bei "Wunderland" bis heute ist Thommie Black, alias Thomas Warnecke. Sein zweites Format startete ein Jahr darauf im Djäzz unter dem Titel "Duistroit".

2010 kam dann der große Durchbruch mit den Duisburger Akzenten im Kulturhauptstadtjahr in Ruhrort: Unter der Überschrift "Lokal Heroes - The Daily Late Afternoon Show" fand jeden Abend eine ziemlich abgefahrene Performance durch die Gastgeber Thommie und Klaus statt. Dort entstand, komponiert und getextet von Steffen, das inzwischen als eine Art Hymne empfundene "Ruhrortlied". Für manche gehört es zu den schönsten Heimatliedern in und um Duisburg herum. "Arrival" hieß dann Ende des Jahres 2010 der große Adventsvierteiler mit "Wunderland 3" als Finale.

Während dieser Zeit schuf und verkörperte Steffen zahlreiche Kunstfiguren, darunter den megalomanen niederrheinischen Großkünstler Nikolaus von Steffenhagen jr., den Gründer eines Kultes der Erinnerung, August Hüsün Strahl, sowie den selbsternannten Archivar der Schrecken des Alltags und der Nachlässigkeit, Nicolas Dark. Seit 2013 führt Steffen als letzter "Emschamane", Norbert Eliah Schwarzenbeck, im dystopischen Geschichtenzyklus "Welt des Schattenkiosk" Reisegruppen durch das Ruhrgebiet des Jahres 2124.

Zusammen mit Thomas Warnecke moderierte Steffen nicht nur bei den Akzenten 2010, sondern auch 2015. Ihre jetzige Miniserie bei den 37. Duisburger Akzenten im "Heimathafen - Festivalzentrum" (Landwehrstraße 55, 47119 Duisburg) heißt "Die Ruhrortreiniger und das Geheimnis der Rostinsel". Nach dem Motto "Ruhrort muss schöner werden", räumen die beiden an allen drei Akzente-Samstagen (27. Februar sowie 5. und 12. März) jeweils um 18 Uhr auf. Der Eintritt ist frei.

(RP)
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