Duisburg "Der kleine Prinz" wird zehn Jahre alt

Duisburg · Das Restaurant, in dem Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam arbeiten, ist ein positives Beispiel dafür, dass Inklusion möglich ist. Die Betreiber des Lokals blicken auf erfolgreiche Jahre zurück.

Duisburg: "Der kleine Prinz" wird zehn Jahre alt
Foto: Christoph Reichwein

Im Restaurant "Der kleine Prinz" an der Schwanenstraße gibt es etwas zu feiern: Das Lokal, das von der Werkstatt für Menschen mit Behinderung geführt wird, ist zehn Jahre alt geworden. Zu der Geburtstagsfeier waren nicht nur Mitarbeiter der Stadt und der Werkstatt für Menschen mit Behinderung geladen. Auch Oberbürgermeister Sören Link stattete dem Restaurant einen Besuch ab.

 Königlicher Genuss (von links): Roselyne Rogg, Gabriele Thomas und Oberbürgermeister Sören Link.

Königlicher Genuss (von links): Roselyne Rogg, Gabriele Thomas und Oberbürgermeister Sören Link.

Foto: Christoph Reichwein

"Der zehnte Geburtstag ist auf jeden Fall ein Grund zu feiern", sagt Roselyne Rogg, Geschäftsführerin der Werkstatt für Menschen mit Behinderung. "Viele Restaurants schaffen es nicht, so lange zu bestehen." "Der kleine Prinz" sei in all den Jahren sehr erfolgreich gewesen. Das Lokal kenne jeder in Duisburg, und man sei immer gut ausgebucht. Der Erfolg des Restaurants, in dem Menschen mit und ohne Behinderung Seite an Seite arbeiten, war immerhin so groß, dass die Werkstatt ein zweites Standbein entwickelt und das Restaurants "Ziegenpeter" am Rheinpark eröffnete.

Rogg hält das Konzept im kleinen Prinzen, bei dem Menschen mit geistiger oder körperlicher Behinderung in der Küche oder im Service arbeiten, für sinnvoll. "Behinderte werden dadurch über ihren Beruf oder die Tätigkeit definiert und nicht über ihr Handicap", sagt sie. Sie könnten ihre Stärken erkennen und ausleben. "Das Handicap spielt keine Rolle", ergänzt die Geschäftsführerin. Vielmehr würden unterschiedliche Menschen auf vielen Ebenen in Kontakt kommen, sich austauschen und gemeinsam arbeiten. "Das ist für mich gelebte Inklusion", sagt Rogg.

Das Konzept des kleinen Prinzen sei über die Inklusion hinaus aus mehreren Gründen wichtig für die Stadt, die Gesellschaft und auch für die Menschen mit Behinderung selbst. "Wir wollen zeigen, dass auch Behinderte den Arbeitsalltag meistern und dabei etwas erreichen können", gibt die Geschäftsführerin an. Zudem sei die Arbeit im kleinen Prinzen eine Art Trainingsmaßnahme der Werkstatt für Menschen mit Behinderung. Das Lokal müsse auch als Sprungbrett für die Angestellten gesehen werden, die eine Chance auf dem Arbeitsmarkt bekommen, weil sie Berufserfahrung vorweisen können.

Knapp 40 Menschen arbeiten im kleinen Prinzen, 30 davon haben eine geistige oder körperliche Behinderung. Die zehn hauptamtlichen Mitarbeiter kommen aus der Branche und haben eine Ausbildung als Servicekraft, Koch oder Konditor. Sie agieren im Hintergrund und sorgen dafür, dass die Menschen mit Behinderung gefördert werden. "Sie überlegen, wie Behinderte die Arbeit auch alleine ausführen können", berichtet Rogg. "Dazu erstellen sie für jeden Mitarbeiter einen Förderplan." Mit diesem sollen die Menschen mit Behinderung Stück für Stück selbstständiger in ihrer Tätigkeit im Restaurant werden. Die Menschen mit Behinderung, die in der Werkstatt intern auf ihre Aufgaben im Restaurant vorbeireitet werden, "lernen in der Praxis und im Umgang mit dem Kunden", so die Geschäftsführerin.

"Wir haben einen hohen Anspruch auf Qualität", ergänzt sie. Das hohe Niveau sei kein Problem für die Behinderten. "Sie zeigen jeden Tag, dass sie es können, zum Beispiel mit handgemachten Torten oder Pralinen", sagt Rogg.

Dieses Konzept kommt auch bei den Gästen gut an. Das Feedback sei durchweg gut, auch von Leuten, die nicht wissen, dass im Lokal Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam kochen. "Die Besucher merken, dass das Ambiente gut und das Team stets freundlich und herzlich ist", berichtet die Geschäftsführerin. "Wir haben mittlerweile sehr viele Stammgäste."

Die Initiative für dieses Lokal ging übrigens seinerzeit vor allem von Doris Janicki aus. Die Ratsfrau und Grüne-Bürgermeisterin arbeitete zu dieser Zeit noch als Lehrerin an der Behindertenschule in Beeck und wusste um die Stärken von Menschen mit Beeinträchtigungen. Im damaligen Oberbürgermeister Adolf Sauerland fand sie einen Unterstützer gegen all die Kritiker, die von einer solchen Einrichtung eher weniger hielten.

(jlu)
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