Duisburg Der Klang des Bosporus

Duisburg · Das Duisburger Themenfestival, bei dem es um deutsch-türkische Beziehungen im Allgemeinen und die Kulturhauptstadt 2010 Istanbul im Besonderen geht, begann harmlos-heiter. Bei den noch ausstehenden gewichtigen Theaterabenden liegen noch viele Eintrittskarten in der Schublade.

Gleich drei Grußworte hintereinander, bei der fast nur Artigkeiten gesagt wurden, sind nicht das, was einen Festival-Auftakt auszeichnen sollte. Zum ersten Mal wurde jetzt bei einer Eröffnung der traditionsreichen Duisburger Akzente gänzlich auf einen so genannten Festredner verzichtet. Deshalb gab es am Freitagabend in der vollbesetzten Mercator-Halle auch keinen Menschen, der etwas Herausragendes zum Motto "Bosporus – Tor der Kulturen" gesagt hätte.

Yes we can auf Türkisch

Oberbürgermeister Adolf Sauerland erinnerte freundlich an die schon bestehenden Kontakte zwischen Duisburg und der türkischen Partnerstadt Gaziantep sowie natürlich Istanbul. Und Prof. Dr. Ahmet Emre Bilgili, Kulturdezernent der 15-Millionen-Stadt Istanbul und deren Kulturhauptstadt-Verantwortlicher, skizzierte nicht, wie eigentlich erwartet, das türkische 2010-Programm, sondern bedankte sich überschwänglich für die ihm erwiesene Gastfreundschaft. Vielleicht ist es ja auch eine Mentalitätsfrage, dass der türkische Gast, der als Soziologieprofessor gewiss auch eine ganz andere Rede hätte halten können, sich beim Festival-Auftakt auf harmlose Freundlichkeiten beschränkte. Auch Armin Laschet, Minister für Generationen, Familie, Frauen und Integration des Landes NRW, wählte den harmonischen Redenweg; erntete Beifall, als er Obamas "Yes we can" ins Türkische übersetzte: "Wir werden es schaffen!" Eine kulturpolitische fesselnde Untermauerung des Akzente-Themas gab es also nicht, wohl aber den Versuch, gute Stimmung zu verbreiten. Dazu trug die Duisburger Journalistin und Kulturhauptstadt-Mitverantwortliche Asli Sevindim als Moderatorin erheblich bei. Ihr souveränes, humorvolles Auftreten, ihre zügigen, aber nie gehetzten Übergänge und kleinen Zwischenbemerkungen waren eine wahre Freude. Wie auch die vorzügliche Sängerin Sevval Sam, die mit ihrer sechsköpfigen Band traditionelle Klänge mit modernem Turk-Rock verbindet. Da klatschte nicht nur der türkische Teil des Publikums mit, sondern auch der sonst eher reserviert-agierende deutsche. Asli Sevindim fand die treffenden Worte: "Der Klang des Bosporus."

Die junge Schauspielerin Jale Arikan und ihr älterer Kollege Demir Gökgöl, die recht häufig auch im Fernsehen zu sehen sind, rezitierten Prosa- und Lyrik von türkischen Autoren, mal nur in deutscher Übersetzung, mal zweisprachig. Im Hintergrund waren als riesige Diaprojektionen Fotografien aus drei Akzente-Ausstellungen zu sehen. Das war gut gedacht, doch waren einige Texte zu langatmig. Dabei ist die bassige Seniorenstimme von Demir Gökgöl herrlich. Wie die Texte hätten ausgewählt werden sollen, bewies Jale Arikan, als sie zum Schluss das Gedicht von Baba Zula "Die Kinder Istanbuls" zweisprachig rezitierte.

Der Leitsatz "Die Kinder Istanbuls sind ein Regenbogen" werden die rund 1500 Gäste der Eröffnungsveranstaltung nicht vergessen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort