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Rp-Serie - Kriegsende vor 70 Jahren Der Frieden kam aus dem Westen

Duisburg · Heute vor 70 Jahren versanken alle Duisburger Rhein- und Ruhrbrücken in den Fluten. In der Nacht hatten die Nazis die beiden Eisenbahn- sowie alle Auto- und Fußgängerbrücken gesprengt und auch die Verbindungen vom Duisburger Norden über die Ruhr gekappt. Sie wollten mit aller Macht den Vormarsch der Briten und Amerikaner aufhalten, was ihnen leider auch noch bis April gelang.

 Die Brücken entlang des Rheins waren zum Ende des Krieges überall zerstört. In Duisburg sah es besonders verheerend aus.

Die Brücken entlang des Rheins waren zum Ende des Krieges überall zerstört. In Duisburg sah es besonders verheerend aus.

Foto: zeitzeugenbörse

Denn während in Teilen des heutigen Stadtgebietes im März der Frieden einzog, mussten in anderen noch tausende Bürger ihr Leben lassen. An unsere Stadt im März und April des letzten Kriegsjahres 1945 werden wir in den nächsten Wochen mit verschiedenen Beiträgen erinnern.

 Ein Bild des Jammers und der Schande: die Salvatorkirche im Frühjahr 1945.

Ein Bild des Jammers und der Schande: die Salvatorkirche im Frühjahr 1945.

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Die Folgen der teilweisen Sperrung der Neuenkamper Rheinbrücke sind derzeit immer wieder Thema. Was es aber bedeutet, gar nicht mehr über den Rhein zu kommen, ist für die meisten von uns unvorstellbar. Es gab von dieser verhängnisvollen Märznacht bis zum Kriegsende im April keinen einzigen sicheren Weg mehr über den Strom. Wer nach den Brückensprengungen am 4./5. März 1945 hoffte, schwimmend oder mit einem Bötchen auf die andere Seite zu kommen, schwebte in höchster Lebensgefahr. Denn vom linken Rhein- und vom nördlichen Ruhrufer aus nahmen die Alliierten die Stadt unter Beschuss. Quer durch das heutige Stadtgebiet verlief für Wochen die Front. In der Pfarrchronik der Innenstadtgemeinde Liebfrauen ist nachzulesen, wie gefährlich damals der Aufenthalt im Freien war. Danach wurden täglich Schwerstverletzte und Sterbende ins Lazarett eingeliefert, und es war zeitweise unmöglich, die Toten zu bestatten, ohne in den Kugelhagel zu geraten.

Die alliierten Truppen wurden im März bei ihrem Einmarsch in die heutigen nördlichen und westlichen Stadtgebiete von der Bevölkerung überwiegend mit Angst und Hoffnung zugleich begrüßt - Angst davor, was die Sieger mit ihnen anrichten würden, Hoffnung, weil die von Bombennächten, Tod und Nazi-Gewalt zermürbten Menschen den Frieden herbeisehnten. Im Duisburger Norden war es am 28 März 1945 der Zahnarzt Dr. Tritschler, der den einmarschierenden Truppen mit einer weißen Fahne entgegenlief und Hamborn kampflos "übergab".

Fast zeitgleich rief hingegen der stellvertretende Gauleiter Schleßmann die Duisburger noch auf, dem Feind mit aller Härte entgegenzutreten. "Kein Mittel wird gescheut werden, unsere niederrheinische Heimat, unsere Stadt an Ruhr und Niederrhein wieder freizukämpfen", war auf einem Räumungsbefehl zu lesen, mit dem Ältere, Frauen und Kinder aufgefordert wurden, sich umgehend in "innerdeutschen Gauen" so lange in Sicherheit zu bringen "bis unsere Heimat wieder frei ist". Doch die, die zu dieser Zeit noch in Duisburg lebten, wollten nicht mehr fliehen. Die Bombenjahre hatten sie zermürbt, die meisten hatten fast alles verloren und keine Kraft mehr, die Stadt zu verlassen, so dass der Evakuierungsaufruf kaum Wirkung zeigte. Selbst die letzten Tage ihrer nationalsozialistischen Herrschaft nutzten die Spitzen der Nazis noch für Gräueltaten. Der Duisburger Polizeipräsident Bauer ließ bis zuletzt rigoros Kriegsgefangene und Fremdarbeiter erschießen und Fahnenflüchtige ohne Gnade hinrichten. Bekannt ist zum Beispiel, dass am 21. März 1945 auf dem Waldfriedhof 30 Kriegsgefangene ermordet wurden.

Aufhalten ließen sich die Siegermächte im März 1945 nicht mehr. Die zerbombten Rhein- und Ruhrbrücken ersetzten sie durch Pontons und landeten so zum Beispiel am 28. März in Ruhrort. Den Stadtteil nahmen sie ohne Widerstand in Besitz. Am 2. April gelangten die ersten Amerikaner per Boot von Ruhrort auf Alt-Duisburger-Stadtgebiet, um den NS-Kommandanten Wolf zur Übergabe der Stadt zu überreden. Er lehnte ab! Bis zum 12. April mussten die Duisburger noch auf die Befreier warten. Die Nazigrößen der Stadt hatten sich da längst durch Flucht oder Selbstmord aus der Verantwortung gezogen.

(RP)
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