Duisburg Der Fleiß hat sich ausgezahlt

Duisburg · Der alleinerziehende Vater Uwe Jansen hat unter sein Hartz-IV-Leben einen Schlussstrich gezogen. Sein neuer Arbeitsplatz bedeutet für ihn allerdings viel Arbeit und wenig Schlaf.

 Aus der FDP stammt ein Vorschlag, Hartz-IV-Empfängern einen nachträglichen Schulabschluss zu ermöglichen.

Aus der FDP stammt ein Vorschlag, Hartz-IV-Empfängern einen nachträglichen Schulabschluss zu ermöglichen.

Foto: AP, AP

Uwe Jansen hat in seinem Leben schon in so manchem Beruf gearbeitet: Vom Lageristen über Polsterer bis hin zum Kommissionierer hat er alles gemacht. 2005 musste der alleinerziehende Vater allerdings seinen Job als Lagerist an den Nagel hängen — die damals vier- und neunjährigen Söhne forderten damals seine volle Aufmerksamkeit. Nach dem tiefen Fall ins Hartz-IV Leben fing er 2009 an der Brötchenbackstraße der Bäckerei Schlüter in Meiderich wieder an, zu arbeiten — auf 400-Euro-Basis .

Zuverlässig und engagiert

"Zum Glück wohne ich nur 20 Meter weg, da kann ich immer aus dem Fenster schauen, um zu sehen, ob das Haus noch steht. Und wenn es bei den Kindern Probleme gibt, kann ich auch schnell mal nach ihnen schauen", sagt der 51-Jährige. Nach zwei Jahren als Minijobber hat er seine Chance genutzt und einen sozialversicherungspflichtigen Vollzeit-Arbeitsplatz bei der Bäckerei bekommen. Jetzt arbeitet er in der Bäckerei als "Mädchen für alles".

"Herr Jansen ist schon lange bei uns, hat immer gut gearbeitet, ist zuverlässig und zeigt tollen Einsatz. Da war es nur fair, ihm eine Vollzeitstelle anzubieten", erklärt Bäckerei-Chef Michael Schlüter. In seinem Unternehmen arbeiten etwa 20 Minijobber. "Wer sich hier anstrengt und Leistung bringt, so wie Uwe Jansen, der hat bei uns immer eine Chance auf Festanstellung", sagt Schlüter.

Uwe Jansen kann man die Freude über den Arbeitsplatz ansehen, wenn er erzählt, wie hart die Zeit der Abhängigkeit vom Jobcenter war. "Als Arbeitsloser rutscht man sofort auf die unterste soziale Stufe. Daher bin ich sehr froh, wieder mein eigenes Geld zu verdienen", sagt Jansen sichtbar stolz. Mit zwei Kindern und der Arbeit in der Bäckerei muss der gelernte Polsterer allerdings seine Zeit gut einteilen.

"Ich arbeite von 23 bis 7 Uhr in der Früh. Dann geh ich nach Hause, mache das Frühstück für meine Kinder und bringe sie in die Schule." Falls Arbeit liegengeblieben sei, kehre er noch mal in die Backstube zurück und erledige den Rest. Am Nachmittag hilft er den Kindern bei den Hausaufgaben, geht einkaufen, wäscht und putzt.

Nur drei Stunden Schlaf

"Irgendwo dazwischen finde ich ein paar Stunden, um Schlaf nachzuholen. Gestern hatte mein jüngerer Sohn Theateraufführung in der Schule. Die ging bis 20 Uhr. Da habe ich nur drei Stunden schlafen können", fügt Jansen hinzu. Um alles unter einen Hut zu bekommen brauche man als Alleinerziehender mit einer Vollzeitstelle schon jede Menge Organisationsgeschick und einen verständnisvollen Arbeitgeber.

Doch trotz der widrigen Arbeitszeiten und des wenigen Schlafs ist er froh, wieder eine feste Anstellung zu haben: " Ich bin jetzt 51 Jahre alt und habe nicht mehr so lange bis zur Rente. Wenn ich jetzt durcharbeite, kommt hoffentlich eine anständige Pension am Ende raus, von der ich gut leben kann", erklärt Jansen.

(RP)
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