Duisburg Der Astronaut muss weiter

Duisburg · Der ehemalige Homberger Ralf Fischer (44) war drei Wochen lang mit Udo Lindenberg und dem Panikorchester auf umjubelter "Stark wie zwei"-Deutschland-Tournee. Abend für Abend war der Techniker auch auf der Bühne zu sehen.

Udo Lindenberg ist der Astronaut des Jahres — und Ralf Fischer ist sein Double: Der 44-Jährige, der in Homberg aufwuchs und mittlerweile in Rheinberg-Eversael lebt, war drei Wochen lang als Techniker mit dem Panikorchester auf Deutschland-Tournee.

Und so wie Panik-Udo Abend für Abend vor tausenden Fans die Show begann, so beendete "Fiesel" sie nach zweieinhalb Stunden wieder: Im weißen Astronauten-Anzug marschierte er zum Schluss ins Rampenlicht, stieg auf die Hebebühne ("der Udo-Lift") und schwebte salutierend davon.

"Der Astronaut muss weiter", steht auf dem T-Shirt, das Ralf Fischer trägt — eines der vielen Erinnerungspräsente an die Tour. "Dass ich der Astronaut wurde, war gar nicht geplant", erzählt er. "Anfangs war die Idee, den leeren Raumanzug auf den Lift zu legen. Aber das hat keinem gefallen." Auf der Suche nach einem geeigneten Kandidaten habe in der Besprechung jemand gesagt: "Da war doch so ein blonder Typ." Und schon hatte "Ralfi" die Rolle: "Udo wollte auch, dass ich das mache, und dann habe ich es eben gemacht."

Traversen an der Hallendecke

Der allabendliche Auftritt war natürlich ein Bonbon. Engagiert worden war Fischer für andere Aufgaben. Seit 20 Jahren ist der Blondschopf überwiegend mit Bands und Musikern im In- und Ausland unterwegs, arbeitet zuweilen aber auch auf Messen. Üblicherweise ist er "Rigger" — so nennt man die Fachleute, die dafür sorgen, dass beispielsweise die Lichttraversen sicher und richtig platziert an der Hallendecke befestigt werden. Und Lichtdesigner ist er zudem.

Jetzt, mit Lindenberg, war er für BGVC1 zuständig. "Das ist der Fachbegriff für Traversen, die mit Motoren während der Show bewegt werden", erklärt der Techniker, der vor drei Jahren von Homberg nach Eversael gezogen ist.

Und während so ein Konzert für die Fans das reine Vergnügen ist, hat die Crew hinter den Kulissen alle Hände voll zu tun: Vier Tage Proben, dann 16 Shows in 16 Städten, jeden Tag von morgens sechs, sieben oder acht Uhr an (je nach Halle) bis nachts um zwei ist voller Einsatz gefragt. "62 Leute haben jetzt bei dieser Tour rund um die Uhr gearbeitet", so Fischer. "Das ganze Equipment wurde mit sechs Vierzigtonnern befördert."

Schwarzes Loch nach der Tour

Ralf Fischer kann das Leben auf Tour immer noch genießen. Meist ist er rund 200 Tage im Jahr unterwegs. "1996", erinnert er sich, "waren es mal 310. Das war zu viel." Unterwegs lebe man in einer anderen Dimension, vergesse Zeit und Raum. Und er gesteht: "Immer, wenn eine Tour zu Ende geht, fällt man in ein schwarzes Loch." Soziale Kontakte aufrechtzuerhalten, sei in dem Job nicht ganz einfach. "Trotzdem ist das für mich immer noch wie Urlaub. Ich möchte nichts anderes machen", sagt er.

(RP)
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