Duisburg Der Ärger bei vielen Anwohnern ist groß

Duisburg · Das Projekt "Grüngürtel-Nord" zielt laut Stadt darauf ab, die Industrieanlage auf der Grundlage einer einheitlichen Vorbereitung sowie einer flächendeckenden und zeitlich geschlossenen Planungskonzeption und Durchführung koordiniert zu entzerren.

Dabei ist die Stadt für Aufgaben wie den Grunderwerb und die Bebauungsplanung zuständig. Verschiedene Fachämter sind daran beteiligt.

Die Gesamtkosten dieses Riesen-Projektes werden auf 71,9 Millionen Euro beziffert. Die Finanzierung erfolgt durch Zuwendungen der ThyssenKrupp Steel AG (35,9 Millionen Euro) und durch Fördermittel des Landes sowie der Europäischen Union (36 Millionen Euro). Die Mitfinanzierung durch ThyssenKrupp stellt ein Novum dar. Erstmals wird eine städtebauliche Sanierungsmaßnahme durch ein privates Unternehmen wesentlich mitfinanziert. Ohne diesen Finanzierungsanteil wäre das Projekt zu Zeiten knapper Kassen nicht gesichert gewesen.

Mit dem Ratsbeschluss am 10. Dezember 2007 startete die Umsetzung des Grüngürtel-Projektes in Bruckhausen und Beeck. Die Arbeiten sollen laut Stadt insgesamt etwa zehn Jahre dauern. Demnach könnte im Jahr 2018 der neue Grüngürtel fertig sein. ser

Stephan Pewniak ist fassungslos, als er den riesigen Bagger an der Heinrichstraße sieht, der das Haus niederreißen wird. "Ich kann das nicht verstehen. Häuser, die noch gut in Schuss sind, müssen abgerissen werden", sagt der 49-Jährige, der als Kind dort groß geworden ist. "Mein bester Freund hat Jahre lang in dem Haus mit der Nummer 15 gewohnt. Das tut schon sehr weh, dass das Gebäude jetzt abgerissen wird."

Cengiz Gayretli ist am Boden zerstört. 13 Jahre hatte der 42-Jährige seinen Friseur-Salon "Nur" an der Bayreuther Straße. Auch dieses Gebäude wird dem Grüngürtel zum Opfer fallen und abgerissen. Als das Großprojekt beschlossen wurde und die Abrissarbeiten begannen, schlitterte der 42-Jährige in die berufliche Katastrophe. "Viele Stammkunden sind weggezogen, die Leute kamen einfach nicht mehr", erzählt der Walsumer. Die Situation wurde immer prekärer. Einnahmen blieben aus, das Gehalt der drei Angestellten konnte nicht mehr gezahlt werden. Am 31. März musste Gayretli schließlich Insolvenz anmelden und sein Geschäft schließen.

Was ihn ärgert und traurig macht: "Die Stadt hatte angeboten, mich bei der Suche nach einem neuen Objekt für meinen Salon zu unterstützen. Passiert ist leider nichts. Jetzt sitze ich auf der Straße", sagt der 42-Jährige.

Der Zeitplan für die Abrissarbeiten steht, bis 2015 soll spätestens mit der Anlage des Grüngürtels begonnen werden. Zurzeit sind schon fast 60 Prozent der Häuser im Abrissgebiet in der Hand der Stadt Duisburg. Rainer Bartel, Projektleiter im Duisburger Bauamt, ist guter Dinge, dass der Zeitplan eingehalten werden kann: "Die Verhandlungen mit den Hauseigentümern laufen gut. Wir müssen uns zwar noch mit 90 Fremdeigentümern einigen, doch die meisten sehen ein, dass im Abrissgebiet keine Chance besteht, den Verkehrswert der Häuser zu erhalten. Zu Enteignungen wird es nicht kommen, da wir mit allen Eigentümern Lösungen finden werden."

Auch den Mietern im Abrissgebiet bietet die Stadt Duisburg Hilfe an. Jeder Haushalt, der ausziehen muss, bekommt 1000 Euro Entschädigung sowie weitere 800 Euro Umzugspauschale, zudem gibt es Härtefallregelungen. Weiterhin werden den Auszugswilligen über die Wohnraumvermittlung der Stadt neue Wohnungen angeboten.

Claudia Schürken ist im Bürgerdialogzentrum Bruckhausen für das Umzugsmanagement zuständig. "Wir können den meisten Mieter ein Ausweichquartier in Bruckhausen vermitteln, sonst ziehen einige Mieter in der näheren Umgebung um. Nur sehr wenige verlassen den Duisburger Norden gleich ganz."

(RP)
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