Demos gegen Rechts in Duisburg Demos vor Problemhaus und Moschee bleiben friedlich
Duisburg · Die Rechtspopulisten von "Pro Deutschland " haben am Donnerstag in Duisburg Station gemacht, sie demonstrierten vor der Marxloher Moschee und dem sogenannten Problemhaus in Bergheim. Hunderte von Gegendemonstranten erwarteten die sie - Tomaten und Würstchen flogen, sonst blieb es ruhig.
Duisburg: Demo gegen die Rechtspopulisten
Vor dem Wohnblock In den Peschen riegelten die Polizisten am Mittag die Straßen ab. Hier war die Lage vor einigen Tagen eskaliert, es hatte schwere Zusammenstöße geben. Rund 150 Gegendemonstranten aus den Reihen der DGB und dem Netzwerk gegen Rechts hatten sich gegen 14 Uhr vor dem Problemhaus versammelt. Am Nachmittag waren es nach Angaben der Polizei dann 900 Menschen vor Ort. Unter den Anwesenden waren Alt-Oberbürgermeister Josef Krings und Theo Steegmann, dessen Bürgerinitiative die Abwahl von OB Sauerland ins Rollen brachte. Innenminister Ralf Jäger (SPD) war ebenfalls vor Ort. Er betonte jedoch, als Privatperson in Bergheim zu sein. Vor Journalisten sagte er, dass man Überbelegungen von Wohnungen wie im Problemhaus verbieten müsse.
OB-Link fordert neue rechtliche Grundlagen und zeigt Verständnis für Anwohner
Duisburgs Oberbürgermeister Sören Link (SPD) trat als Redner an dem mit Südeuropäern bewohnten Haus auf. Vor dem Haus hatte der DGB einen Lkw mit Bühne vorgefahren. Im angeregten Gespräch mit den Anwohnern sagte Link zuvor: "Man kann nicht einfach sagen, dass die Bewohner des Hauses weg sollen. Dafür muss es erst eine rechtliche Grundlage geben." Weiter sagte Link, dass er die Frustration der Anwohner verstehe, die Stadt habe aber keine Möglichkeit, ständig 20 Sozialarbeiter vor Ort zu haben. Es gebe noch andere Brennpunkte in Duisburg.
Um Link hatte sich schnell eine Traube von Anwohnern gebildet, die auf ihn einredete. Der Oberbürgermeister sagte hier auch: "Man kann muss die Situation so nehmen, wie sie ist. Man kann sich keine Traumwelt denken." Ein Anwohner antwortete ihm: "Für uns ist das hier aber mittlerweile eine fremde Welt geworden." Auch Innenminister Jäger stellte sich dem Gespräch mit den Nachbarn des Problemhauses.
Anwohner wollen Klartext hören
Viele Anwohner der Straße rund um das Wohnhaus "In den Peschen" standen am Donnerstag auf den Bürgersteigen und beäugten die Szenerie. Sie erhofften sich, dass endlich "Klartext" geredet würde. Am Pult des DGB forderte Sören Link dann auch vom Bundesinnenminister, dass Menschen, die straffällig geworden oder wegen Sozialhilfebetrug aufgefallen sind, künftig nicht mehr nach Deutschland einreisen dürfen.
Die Bewohner des "Problemhauses" schwenkten derweil Deutschlandfahnen. Damit auch sie den Reden folgen konnten, wurden diese auf Rumänisch übersetzt. Zudem wurde das Geschehen in der Landessprache der Zuwanderer kommentiert.
Die Rechtspopulisten schwenkten ebenfalls Deutschlandflaggen. Gegen kurz nach 16 Uhr packten die Mitglieder der Gruppe "Pro Deutschland" ihre Plakate und ihre Lautsprecheranlage ein und verließen den Ort. Nach Angaben von Polizeisprecher Ramon van der Maat hat es am Nachmittag keine gewalttätigen Auseinandersetzungen gegeben. Zwischenzeitlich hatten Gegendemonstranten Tomaten und Würstchen in Richtung der Rechtspoulisten geworfen. Über den ganzen Tag waren 200 Polizeibeamte im Einsatz. Der Großteil war an dem Haus "In den Peschen", ein kleinerer Teil an der Merkez-Moschee in Marxloh.
"Wir sind Duisburg"
Zuvor waren die Rechtspopulisten in Marxloh unterwegs. 21 Polizeiwagen und Mannschaftsbusse waren an der Moschee vorgefahren. Zwischen den Wohnblocks gegenüber des Gotteshauses sind Polizisten unterwegs, um die Lage zu kontrollieren. Um etwa 12.15 Uhr trafen die ersten Protestler von "Pro Deutschland" an der Moschee ein. Rund 100 Gegendemonstranten waren gekommen, um den Rechtspopulisten Paroli zu bieten. Sie skandierten "Nazis raus" und trugen Plakate auf denen steht "Wir sind Duisburg". Die Demonstranten des DGB und des Netzwerks kehrten den Rechtspopulistin während der Demo symbolisch ihre Rücken zu, an denen die Plakate befestigt sind.
Vor Ort waren auch mehrere Duisburger Politiker - so auch die SPD-Bundestagskandidaten Bärbel Bas und Mahmut Özdemir, der CDU-Kandidat Volker Mosblech und der Grünen-Politiker Matthias Schneider. Sie wollten einen Eindruck der Lage bekommen. Die Gemeinde der Moschee hatte übrigens bewusst nicht zu Gegendemonstrationen aufgerufen: "Hier kann jeder demonstrieren, wer das möchte", sagte Sinan Celik, Pressesprecher der Moschee-Gemeinde unserer Redaktion. Auch Helga-Maria Poll von der Ditib-Begegnungsstätte erklärte, dass man den Populisten keine zu große Fläche bieten wolle.
Parolen waren kaum zu verstehen
Während die Gegendemonstranten schon protestierten, bauten die Rechtspopulisten ihre Sprechanlage auf. Doch auch die Lautsprecher nützen ihnen nichts: Als sie kurz darauf ihre Rede begannen, ertönt ein lautes Pfeifkonzert der Gegendemo, mit Trillerpfeifen und Gebrüll gingen sie gegen die Lautsprecher an. Mit Erfolg. Von der Ansprache war nichts zu verstehen.
Im Anschluss an ihre Kundgebung zogen die Mitglieder von "Pro Deutschland" zum sogenannten Problemhaus in Duisburg-Bergheim weiter. Um 13.20 Uhr waren die Rechtspopulisten in Duisburg-Marxloh aufgebrochen.