Duisburg Dem Leben etwas Farbe geben

Duisburg · Bei der Internationalen Jugendkonferenz in Bergheim ging es am Wochenende darum, was das Leben lebenswerter macht. Ein Hingucker war der Graffiti-Workshop mit dem Berliner Künstler Aleks van Sputto.

 Hier waren Graffitis ausdrücklich erlaubt. Unter der Leitung des Berliner Künstlers Aleks van Sputto (links im Bild) durfte beim Workshop am Jugendzentrum Tempel mit Farbe gesprüht werden.

Hier waren Graffitis ausdrücklich erlaubt. Unter der Leitung des Berliner Künstlers Aleks van Sputto (links im Bild) durfte beim Workshop am Jugendzentrum Tempel mit Farbe gesprüht werden.

Foto: Ulla Michels

Was macht aus Sicht von Jugendlichen eine lebenswerte Stadt aus? Dieser Frage ging am Wochenende die internationale Jugendkonferenz der Kindernothilfe "Für lebenswerte Städte!" im Bergheimer Gemeindehaus "Auf dem Wege" und im direkt verbundenen Jugendzentrum Tempel nach. Die Konferenz fand in Zusammenarbeit mit der südafrikanischen Organisation YFC KwaZulu Natal statt. Knapp 50 Jugendliche aus Südafrika, Kolumbien und ganz Deutschland haben in Workshops die Zustände in Städten diskutiert und mögliche Lösungen präsentiert. Immer mehr Menschen würden in die Städte ziehen. Erstmals gebe es mehr Menschen, die in der Stadt als auf dem Land leben waren nur zwei der vielen Thesen, die dabei herauskamen. Das schafft viele Probleme.

 Schild des Jugendzenrums Tempel.

Schild des Jugendzenrums Tempel.

Foto: Ulla Michels

Eine auch außerhalb der Gebäude besonders auffällige Arbeit war die des Workshops "Graffiti als politische Aktion" mit dem Künstler Aleks van Sputto. Die Jugendlichen fertigten große Transparente und zeigten, wie sich kahle Betonmauern auf kreative Weise verschönern lassen. Sie bezogen damit aber auch Stellung zu einem politisch hochaktuellen Thema in Bergheim - der möglichen Bebauung der Freifläche Mühlenwiese. So fertigten sie ein Transparent mit der Aufschrift: "Grün is' geiler, Mühlenwiese bleibt frei".

Eine Außenwand des Tempels wurde auch mit einem Schlammgraffiti versehen. Das wird noch einige Zeit zu sehen sein. Sogar der weiße Bulli des Jugendzentrums wurde zum Kunstwerk. Der wurde nämlich bereits vor dem Workshop ordentlich mit Dreck eingerieben, um darin ein Graffiti zu zeichnen. Im Eingangsbereich hatte die Straßenmalerin Marion Ruthardt außerdem noch eine mehrere Meter große 3D-Blume gezeichnet. Die konnte man natürlich mit dem bloßen Auge bereits gut sehen, aber mittels eines extra aufgestellten 3D-Glases sah es auch noch so aus, als ob die Blume frei stehen würde.

"Als wir angefragt haben, haben die Verantwortlichen sofort gesagt, dass wir alles hier nutzen, sogar bemalen und uns voll ausleben dürfen", freute sich Lennart Wallrich vom Referat Bildung und Öffentlichkeitsarbeit der Kindernothilfe, die die Veranstaltung mitorganisiert hatte. Das sei nicht selbstverständlich.

Die Jugendkonferenz für junge Menschen im Alter von 13 bis 19 Jahren fand in diesem Jahr zum ersten Mal statt. "Wir hoffen, sie nun jährlich stattfinden zu lassen", so Wallrich. Für die Teilnehmer war es kostenlos. Sie waren von Freitagnachmittag bis Sonntagmittag in Bergheim. Eine Gruppe fuhr aber auch nach Marxloh, um sich der Frage zu widmen, ob der Stadtteil nun eine berüchtigte "No-Go-Area" oder doch ein lebenswerter Ort sei.

Weitere Themen waren unter anderem Urban Gardening, Recht auf Stadt und Gewalt in den Favelas Kolumbiens oder den Townships Südafrikas. Zum letztgenannten Thema referierten auch die Gäste aus den jeweiligen Ländern. So berichteten die südafrikanischen Jugendlichen, wie sie mit verschiedenen Projekten versuchen, Jugendliche in den Städten zu erreichen. Denn schon junge Menschen würden dort oft nur Gewalt als Problemlöser kennenlernen. In den Projekten gehe es darum gewaltfreie Wege aufzuzeigen.

Die Gäste aus Übersee waren bereits einige Tage vor der Konferenz eingetroffen. Für die jungen Menschen aus Südafrika gab es noch eine weitere Besonderheit: Sie haben das erste Mal Schnee gesehen.

(RP)
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