Duisburg Dem Kalender weit voraus

Duisburg · Aufgrund der milden Witterung ist die Vegetation schon drei Wochen weiter als in normalen Jahren. Die Landwirte haben nun Angst vor möglichem Frost und Schädlingen.

Meteorologisch hat mit dem März das Frühjahr Einzug gehalten. Jetzt ist es einer alten Weisheit gemäß für den Bauern an der Zeit, sein Rösslein anzuspannen und mit der Bestellung seiner Felder zu beginnen. Allein die Rösslein sind in der modernen Landwirtschaft schweren Schleppern gewichen. Und nach dem viel zu warmen Winter sehen die heimischen Landwirte gar nicht zuversichtlich in die Zukunft.

„Die Vegetation ist dem üblichen Zeitrahmen bis zu drei Wochen voraus“, berichtet der Ortslandwirt für die linksrheinischen Duisburger Stadtteile Hans-Gerd Paschmann aus Baerl. Würde sich die Witterung kontinuierlich auf dem rasanten Niveau weiterentwickeln, wäre, so Paschmann, nichts verloren. Aber darauf möchte er keine Wetten abschließen. Seinen Erfahrungen nach hat es noch kein Frühjahr gegeben, in dem nicht mehr oder weniger länger anhaltende Kälteeinbrüche zu verzeichnen gewesen wären. Schließlich liege jede Menge kalte Luft über Osteuropa, die jederzeit mit einer Ostwindperiode wieder knackigen Frost an den Niederrhein bringen könnte.

Vor allem für die kommende Obstblüte in den Streuobstwiesen könnte das fatale Folgen haben und zu drastischen Ernteeinbußen führen. Aber auch für das Wintergetreide wären die Folgen unabsehbar. „Die Winterruhe ist für das im vorigen Herbst ausgesäte Wintergetreide praktisch ausgefallen. Würde es nun in die hoch wachsenden Pflanzenvegetation hinein Bodenfrost geben, könnte der frierende Boden die oberirdische Pflanze von ihrer Wurzel abreißen“, erklärt der Ortslandwirt die drohende Gefahr, da helfe nur schnelles und arbeitsintensives Walzen der Felder, um dem beschriebenen Frosteffekt entgegenzuwirken. Vor allem aber drohen durch den zu milden Winter verstärkt Krankheiten und Schädlinge. Durch die zu hohen Wintertemperaturen haben schlicht zu viele Schädlinge die eben nicht kalte Jahreszeit überlebt. Vor allem der Winterraps werde durch Käfer bedroht.

Aber auch das Nutzvieh kann betroffen sein. Im vergangenen Jahr kochte die neu auftretende Blauzungenkrankheit in den Medien hoch. „Dass es im kommenden Sommer mehr Mücken gibt, deren Brut in den Gewässern mangels Frost viel zu zahlreich überlebt hat, wird jedermann schmerzhaft und juckend am eigenen Leib zu spüren bekommen“, sagt Hans-Gerd Paschmann voraus, da die kleinen sirrenden Quälgeister jedoch als Hauptüberträger der Blauzungenkrankheit ausgemacht sind, könnte es hier zu einem neuen Seuchenschub kommen.

Größere Ausfälle durch Krankheiten zeichneten sich, so Hns-Gerd Paschmann, bereits in der Winterfrucht ab. Die aufgelaufene Wintersaat des vergangenen Herbstes weise bereits großflächig gelbe durch Krankheit geschädigte Flächen auf.

(RP)
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