Duisburg Das versteckte Wahrzeichen

Duisburg · Die 670 Meter noch erhaltene mittelalterliche Stadtmauer Duisburgs sind ein einzigartiges historisches Denkmal. Nach langem Schattendasein soll die Mauer frisch restauriert ihre Bedeutung als Wahrzeichen wiedererlangen.

 Der Abschnitt der Stadtmauer am Innenhafen ist derzeit eingerüstet. Nach den Sommerferien gehen dort die Arbeiten weiter

Der Abschnitt der Stadtmauer am Innenhafen ist derzeit eingerüstet. Nach den Sommerferien gehen dort die Arbeiten weiter

Foto: Andreas Probst

Sie ist das größte zusammenhängende Mauerbauwerk des Mittelalters im gesamten deutschsprachigen Raum: die steinerne Duisburger Stadtmauer. 670 Meter des ursprünglich 2,5 Kilometer langen Bauwerkes existieren heute noch. Die größten Teilstücke stehen am Innenhafen und am Springwall. Diese kostbaren Überreste werden nach und nach saniert, um sie für die Zukunft zu bewahren.

 Andreas Spronk, Dr. Claudia Euskirchen und Dr. Kai Thomas Platz (v.l.) arbeiten gemeinsam daran, Duisburgs Stadtmauer zu erhalten. Im Hintergrund: Der frisch restaurierte Schäferturm.

Andreas Spronk, Dr. Claudia Euskirchen und Dr. Kai Thomas Platz (v.l.) arbeiten gemeinsam daran, Duisburgs Stadtmauer zu erhalten. Im Hintergrund: Der frisch restaurierte Schäferturm.

Foto: Andreas Probst

Mauer verschwand nicht im Krieg

Anders als man vermuten könnte, hatte die Mauer die Fliegerbomben des Zweiten Weltkrieges weitgehend unbeschadet überstanden. Etwa 80 Prozent der Bausubstanz war unmittelbar nach Kriegsende noch vorhanden. Erst dem Bauboom der Nachkriegszeit fielen große Teile der mittelalterlichen Stadtmauer zum Opfer. Um die verbleibenden 670 Meter zu erhalten, arbeiten Dr. Claudia Euskirchen (Obere Denkmalbehörde), Dr. Kai Thomas Platz (Fundarchiv Duisburg) und Andreas Spronk (Amt für Stadtentwicklung) eng zusammen. Etwa eine Million Euro fließen insgesamt in die Restaurierung der Stadtmauer, die nach und nach durchgeführt wird. 2009 begannen die Arbeiten, die noch ein bis zwei Jahre andauern werden.

Die Methoden der Fachleute haben sich im Laufe der Zeit geändert. Noch in den 1950er und 1960er-Jahren versuchte man, möglichst eindrucksvolle Rekonstruktionen zu errichten, wie man sie beispielsweise am Kuhlenwall findet. Heute steht allein der Erhalt noch vorhandener Originalsubstanz im Fokus. Ein Beispiel dafür ist der Schäferturm.

Nach Entfernung des Efeus strahlt er nun zwar nicht in neuem, aber gewiss in altem Glanz. "Einige Leute sagen, der Turm sehe ja aus wie eine Ruine. Das machen wir aber ganz bewusst auf diese Art und Weise", erklärt Dr. Kai Thomas Platz. Es gehe in erster Linie nicht um Schönheit, sondern um Echtheit.

So lässt sich beispielsweise an einem kleinen erhaltenen Vorsprung erkennen, dass der Turm einmal mindestens ein Stockwerk höher war. Kleinere Abweichungen vom Konzept einer möglichst originalen Darstellung sind auf der Mauer angebrachte Basaltplatten und Kiesstreifen am Boden. "Sie ermöglichen, dass die Mauer trocknet und trocken bleibt. Das ist eine Investition in ihren Erhalt und spart künftige Reparaturkosten", sagt Andreas Spronk. Außerdem werden die Fugen erneuert. "Es ist wichtig, dass das Material der Fugen weicher ist als das Mauergestein, denn das Wasser sucht sich den leichtesten Weg", erläutert Dr. Claudia Euskirchen.

Bereits saniert ist die Mauer bis zum Springwall. Am Innenhafen gehen die Arbeiten nach den Sommerferien weiter. Die Mauer, so hofft Euskirchen, werde vielleicht bald stärker als Wahrzeichen der Stadt wahrgenommen. Denn während eine große Historie anderenorts identitätsstiftend wirke, führe die Mauer hier eher ein Schattendasein hinter dem oft propagierten Mantra der Stadt Montan.

Rundgang: Die Rheinische Post stellt in den kommenden Wochen alle Stationen des Rundganges in einer kleinen Serie vor.

(RP/jt)
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