Duisburg "Das sind Rattenfänger"

Duisburg · 350 Menschen protestierten am Samstag gegen 50 Mitglieder der rechtspopulistischen Vereinigung "Pro NRW", die vorgeblich für die Abwahl des Oberbürgermeisters demonstrierten. Josef Krings: "Wir brauchen Eure Parolen nicht!"

Pro NRW demonstriert gegen OB Sauerland
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Die Wirklichkeit hatte am Samstagmittag Symbolkraft: Rund 50 Anhänger der rechtspopulistischen Vereinigung "Pro NRW" grölten hinter dem Rathaus. Vor dem Rathaus hatten sich rund 350 Gegendemonstranten versammelt. Zu ihnen sprach Altoberbürgermeister Josef Krings, der gleich zu Beginn seiner Ansprache, die am Schluss minutenlangen Beifall bekam, sagte: "Pro NRW will für die Abwahl des Duisburger Oberbürgermeisters demonstrieren. Wie immer der Einzelne dazu steht, wir Duisburger sind selbstbewusst genug zu sagen, wir brauchen Eure Parolen nicht. Rechtsextremisten haben in Duisburg keinen Platz. Raus mit Ihnen!"

Der Duisburger Landtagsabgeordnete Rainer Bischoff, der Krings als "das soziale Gewissen der Stadt" bezeichnete, nannte die Rechtspopulisten, die zum großen Teil aus Köln angereist waren, "politische Rattenfänger". Auch auf Handzetteln, die von verschiedenen Organisationen verteilt wurden, war zu lesen, dass Pro NRW versuche, die Loveparade-Tragödie für seine politischen Zwecke zu instrumentalisieren. Während zahlreiche Polizisten die Pro-NRW-Anhänger hinter dem Rathaus von den Gegendemonstranten auf dem Burgplatz vor dem Rathaus trennten, erinnerte Krings daran, dass 1933 Nazis den demokratischen Oberbürgermeister Karl Jarres vertrieben hätten, an die Judenverfolgung in Duisburg. Dagegen setzte er ein positives Bild der Stadt, das von Freiheit des Denkens und Internationalität geprägt sei. Fast poetisch die Szene, in der Krings schildert, wie Männer vor dem Hochofen arbeiten, wo man nicht mehr erkennen kann, welche Hautfarbe der Einzelne hat. Da zählten nur die Tugenden, die man in Duisburg finden könne: "Verlässlichkeit, Verantwortung, Solidarität." Der Altoberbürgermeister bezog auch Position zur gegenwärtigen Diskussion um Oberbürgermeister Adolf Sauerland. Als Krings positiv auf das "Wunder von Marxloh" hinwies, wo eine große Moschee störungsfrei errichtet werden konnte — im Gegensatz zu Köln, dem Hauptsitz von Pro NRW —, da lobte Krings Sauerland namentlich: Der Oberbürgermeister habe sich an der "harten Integrationsarbeit" beteiligt und mit seiner Formulierung "Unsere Moschee in Marxloh" Vorbildliches gesagt. Unmissverständlich war aber Krings' Kritik: "Wir sagen der Führungsmannschaft: Drückt Euch nicht vor Verantwortung. Steht zusammen. Alle. Wir sagen dem Rat: Zeigt die Trauer der Stadt. Gebt den Duisburgern Hoffnung. Das ist eine Charakterfrage! Und was sagen wir dem Oberbürgermeister? Ich möchte nicht mit Pro NRW in einem Boot sitzen. Darum sage ich auf dem Burgplatz nichts, aber er weiß, was ich denke, ich habe es ihm geschrieben. Nur soviel sage ich jetzt: Geben Sie der Stadt eine Chance für einen neuen Anfang. Der Anfang muss ein Gesicht haben. Wir wollen wieder selbstbewusst und stolz sagen: Wir sind Duisburg."

Aus Sicht der Polizei verliefen die Demonstrationen ohne besondere Vorkommnisse. Drei "Linke" mussten ihre Vermummung ablegen; sie erhielten eine Strafanzeige.

(RP)
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