Redaktionsgespräch Wolfgang Trepper Das Raubein kann auch feinsinnig sein

Duisburg · Vor sieben Jahren hat Wolfgang Trepper seinen Job als Duisburger Radiomoderator aufgegeben, um seitdem sein Brot als Kabarettist zu verdienen. Aus dem kalkulierten Risiko ist längst eine Erfolgsstory geworden.

 Wolfgang Trepper rollte beim Redaktionsgespräch ein Plakat für seine Auftritte im Grammatikoff im Januar 2014 aus.

Wolfgang Trepper rollte beim Redaktionsgespräch ein Plakat für seine Auftritte im Grammatikoff im Januar 2014 aus.

Foto: Ralf Hohl

Wolfgang Trepper ist immer mal wieder für Überraschungen gut. Das sollte auch so sein, schließlich ist er Kabarettist von Beruf. Da wäre Eintönigkeit tödlich. Aber auch der Weg, der den gebürtigen Duisburger zum Berufskabarettisten machte, ist keineswegs geradlinig.

Nach der Schule und einer kaufmännischen Ausbildung, nach einigen Anfängerjahren in den großen Stahlhäusern des Ruhrgebiets wurde Trepper Sportfunktionär. Als erster hauptberuflicher Handball-Bundesliga-Manager in Deutschland (für den OSC Rheinhausen) machte er sich einen Namen. Nach Aufstieg, Abstieg und Wiederaufstieg seines Handballclubs stieg Trepper aus der Sportfunktionärsarbeit ganz aus, um fortan als Radiomoderator bei Radio Duisburg zu arbeiten. Durchaus mit Erfolg. Schnell stieg er zum Chef vom Dienst auf. Das hätte wohl noch so weitergehen können, doch Trepper folgt seit 2006 seiner wahren Berufung: Er wechselte vom Studio auf die Bühne.

Bereits einige Jahre zuvor trat Trepper in seiner Freizeit und in seinen Jahresurlauben immer wieder als "nebenberuflicher Kabarettist" auf. Dabei unterhielt er gelegentlich auch die Gäste auf den Aida-Kreuzfahrtschiffen mit seinen Programmen. Irgendwann gastierte Trepper in Hamburg. Dort wurde Corny Littmann, der Begründer des Schmidt Theaters, auf den Duisburger aufmerksam. Und Littmann war es, der Trepper vor sechs Jahren voraussagte, wo dieser heute stehen würde. "Und Corny hat recht behalten", erzählt Trepper bei seinem Besuch in der RP-Redaktion.

Seit dem Jahr 2007 tourt Trepper durch ganz Deutschland. Im vergangenen Jahr kam er auf 270 Auftritte, in diesem Jahr werden es kaum weniger werden. Regelmäßig ist er im Fernsehen zu sehen, seit 2012 moderiert er gemeinsam mit Anastasia Zampounidis die Serie "Da wird mir übel" bei ZDF neo.

Inzwischen hat Wolfgang Trepper zwei Wohnsitze, die er beide mit Heimatgefühl verbindet: Hamburg und Duisburg. In Hamburg gastiert er regelmäßig bei der "Großen Schmidt Wintergala" im Schmidt Theater. In diesem Jahr ist die Premiere am 19. November. Es folgen fast allabendlich Vorstellungen bis zum 5. Januar. Und dann folgen nach einer kurzen Pause die "Dinner for DU"-Abende im Grammatikoff vom 11. bis 19. Januar. Zwischen diesen großen Gastspiel-Blöcken absolviert Trepper sein deutschlandweites Tournee-Programm, wobei er immer wieder seine alte Heimatstadt Duisburg besucht. Dort trifft er nicht nur Familienangehörige und Freunde, er tritt in Duisburg auch immer mal wieder "zwischendurch" auf. Beispielsweise am 18. Oktober in der Säule und am 20. Oktober im Huckinger Steinhof. Die Karten sind begehrt.

Das Duisburger Publikum weiß, dass Trepper viel Lokalkolorit in seine Auftritte einbaut. Wer glaubt, dass solche stadtintimen Betrachtungsweisen in anderen Städten nicht verstanden werden, der irrt: "Duisburg ist überall!", sagt Trepper. Zwar müsse man gelegentlich einen Straßennamen auswechseln, doch passten seine Programme mit Titeln wie "Nich mit mir" oder "Ja, wie jetz?t" auch anderenorts punktgenau.

Im Laufe seiner Kabarettjahre hat Trepper viel gelernt. Anfangs seien seine Programme viel zu lang gewesen. Auch habe er zu häufig nur heftig drauf losgehauen. Heute bevorzuge er das Wechselspiel, arbeite mit unterschiedlichen Stimmungen. Meist trete er zunächst als Raubein auf, das aber nach und nach auch seine feinsinnigen Seiten durchscheinen lässt. "Ich liebe immer mehr die leisen Töne, erzähle gerne anscheinend private Geschichten, die etwas Poetisch-Märchenhaftes haben." Auf der anderen Seite würden seine Programme aber zunehmend politischer. "Ich schieße da mit Schrot, keine und keiner soll vor mir sicher sein", sagt er. Allerdings ziele er nicht auf Personen oder politische Gegebenheiten, auf die alle anderen auch zielen.

Und zwischen den poetischen Geschichten über das Leben und der harten Politikschelte baut Trepper seine herrlichen Reminiszenzen aus den frühen 70er Jahren ein, als der deutsche Schlager hoch im Kurs stand und die Fernsehsendung Daktari mit dem schielenden Löwen Clarence zeitgleich im ZDF mit der Sportschau in der ARD lief. Noch heute kommen einem bei dieser Konkurrenz die Tränen, heute allerdings nur die Lachtränen.

(RP)
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