Duisburg "Das Museum gehört auch mir"

Duisburg · Eineinhalb Jahre hat Clara Wanatirta als "International Fellow" im Lehmbruck-Museum gearbeitet und mit Besuchern experimentiert.

 Clara Wanatirta vor der Installation von Jannis Kounellis.

Clara Wanatirta vor der Installation von Jannis Kounellis.

Foto: Peter KlucKEN

Für die Mitarbeiter des Lehmbruck-Museums war es ein Glücksfall, dass die Kulturstiftung des Bundes ein "Fellowship"-Programm initiiert hat, bei dem 18 hochkarätige Nachwuchswissenschaftler und Kuratoren aus aller Welt für jeweils 18 Monaten an ausgewählte Museen vermittelt wurden: Vor eineinhalb Jahren kam auf diese Weise Clara Wanatirta ans Lehmbruck-Museum. Ihre Aufgabe: Für frischen Wind sorgen! Das hat sie offenbar auch getan, wie gestern beim Abschlussgespräch mit der Presse deutlich wurde.

Stellen wir Clara Wanatirta, die in den vergangenen Monaten erstaunlich gut Deutsch gelernt hat, nochmals kurz vor: Vor 29 Jahren wurde sie in der indonesischen Metropole Jakarta geboren. Schon als Zehnjährige begann ihre Wanderschaft durch die Welt. Mit ihrer Familie zog sie zunächst nach Singapur, wo sie ihre Schuljahre absolvierte. Ihre ersten Jahre als Studentin der Kunstwissenschaften verbrachte sie dann in Melbourne (Australien). Als sie ihren Bachelor in der Tasche hatte, lockte sie New York, wo sie ihre Studien im kreativen Bereich fortsetzte, sowohl im Bereich der Bildenden Kunst als auch im literarischen. Noch während ihrer Studienzeiten sammelte Clara Wanatirta praktische Erfahrungen in verschiedenen Museen, darunter auch im berühmten Guggenheim-Museum in New York. Im Mittelpunkt standen dabei die Arbeitsfelder: Vermittlung, Ausstellungsbegleitung und Akquise. Gleichzeitig arbeitete sie als Redakteurin für Print- und soziale Medien sowie in der Öffentlichkeitsarbeit und im Marketing.

Klar, dass man im Lehmbruck-Museum froh war, eine solche Unterstützung zu bekommen - zumal ohne Inanspruchnahme des eigenen Etats, da die Kulturstiftung des Bundes für den Unterhalt der überaus engagierten jungen Frau sorgte.

In den vergangenen Monaten suchte Clara Wanatirta vor allem nach neuen Wegen der Besucheransprache. Zwar habe sie ihren Fokus zunächst auf junge Museumsbesucher gerichtet, doch machte sie im Laufe der Monate auch generationsübergreifende Erfahrungen.

Wichtig sei, so ihr Fazit, dass den Besuchern das Gefühl vermittelt wird: "Das Museum gehört auch mir." Man müsse allerdings auch akzeptieren, dass einige Besucher im Museum für sich bleiben wollen und in aller Ruhe die dort ausgestellten Werke besichtigen möchten. Bei anderen sei eine aktive Ansprache sinnvoll. Sie habe mit den Besuchern in gewisser Weise experimentiert und dabei eben jene verschiedenen Besuchertypen kennengelernt.

Ein wichtiges Projekt war für Clara Wanatirta die Arbeit mit der großen Wandinstallation von Jannis Kounellis. Hier waren die Besucher aufgefordert, Kommentare zum Werk zu schreiben. Während einige Besucher nur einen einzigen, oft recht witzigen Satz schrieben ("Opa hat uffjeräumt"), schrieben andere sehr persönliche Kommentare. Dieses Kounellis-Projekt wird Clara Wanatirta in einem künstlerisch gestalteten Buch dokumentieren.

Die Zeit sei zu kurz gewesen, um angestoßene Projekt bis zu einem greifbaren Ergebnis durchzuführen. Aber sie hoffe, einige Impulse gegeben zu haben. Fast fertig ist indes ein familienfreundlicher Museumsführer, der demnächst gedruckt wird.

In zwei Wochen fliegt Clara Wanatirta nach Jakarta zurück. Vermutlich wird sie im Frühjahr wieder nach Deutschland kommen - und dann natürlich auch wieder das Lehmbruck-Museum und seine faszinierende Sammlung besuchen.

(pk)
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