Duisburg Das Leben hing am seidenen Faden

Duisburg · Als ihr Herz an ihrem Geburtstag versagt, machen die Ärzte der Helios Marien Klinik ihrer Patientin Marie Krämer (Name geändert) ihr wertvollstes Geschenk: Mit einem Katheter, Hartnäckigkeit und der richtigen Diagnose retten sie der Rentnerin gleich zweimal das Leben.

 Die anschließende Reha mit vielen Übungen hilft Marie Krämer, schnell wieder mobil zu werden.

Die anschließende Reha mit vielen Übungen hilft Marie Krämer, schnell wieder mobil zu werden.

Foto: Helios Klinikum

Marie Krämer fühlt sich ausgeruht. Die sonnige Woche an der Mosel mit ihrem Mann, in der sie 66 Jahre alt wurde, hatte ihr gutgetan. Doch nach einer unruhigen Nacht und wenig Appetit auf das liebevoll bereitete Geburtstagsfrühstück spürt sie nachmittags einen seltsamen Schwindel. Auch ihr Rücken schmerzt leicht. Selbst der Weg ins Bad war plötzlich zu lang. Am Arm ihres Mannes schaffte sie es gerade noch bis zum Waschbecken. Dann fiel sie in sich zusammen wie ein Kartenhaus: "Ich weiß noch, wie ich auf dem Boden lag und mich nicht mehr rühren konnte. Ich hatte furchtbare Angst", erzählt sie.

Sie war in eine Art Schockstarre gefallen, weil ihr Herz kaum noch schlug. Ursache: eine undichte Herzklappe mit Hinterwandinfarkt. Die gebürtige Holländerin schwebte in Lebensgefahr und landete schließlich in der Marien Klinik in Hochfeld. Der leitende Oberarzt der Kardiologie, Dr. Herbert Plessow, erkannte schnell den Ernst der Lage und setzt einen Katheter durch die Leistenarterie. So schaffte er es, Marie Krämers Kreislauf zu stabilisieren.

Doch er ahnte, dass es für seine Patientin noch nicht vorbei ist. "Auf den Bildern der Schluck-Echokardiographie, bei der wir das Herz mittels Ultraschall über die Speiseröhre untersuchen, war die Undichtigkeit der Herzklappe, genauer des Ventils zwischen linkem Vorhof und linker Herzkammer, deutlich erkennbar." Dadurch floss das Blut nahezu ungehindert zurück in die Lunge und es entstand ein Rückstau, der das Herz versagen ließ.

Die Duisburgerin musste schnellstmöglich operiert werden, sonst drohte ihr noch am Tag ihres Geburtstages möglicherweise ein erneutes Herzversagen. Als der Internist bei den nur wenige Kilometer entfernten und auf diese Fälle spezialisierten Chirurgen des Herzzentrums am Helios Klinikum Krefeld anfragte, nahmen sie Marie Krämer sofort auf. In einer zügig abgestimmten Operation setzten ihr die Ärzte noch in der Nacht mit Hilfe schonender Verfahren ein Herzklappen-Implantat ein, parallel bekam sie mehrere Bypässe gesetzt, um riskante Engstellen in den Herzkranzarterien zu weiten.

Schon wenige Tage später kehrte sie wieder nach Hochfeld zurück - sichtlich erschöpft, aber ansprechbar und vor allem überglücklich: "Ich kann immer noch nicht richtig begreifen, dass mein Leben derart am seidenen Faden hing. Ohne die schnelle Reaktion der Ärzte und die gute Versorgung wäre das wohl mein letzter Geburtstag gewesen."

Dass sie ihren 66. jetzt gleich doppelt feiert, steht für ihre Kinder und ihren Ehemann außer Frage. Der 76-Jährige saß während ihres Aufenthalts täglich an ihrem Klinikbett. Er lächelte seiner Frau aufmunternd zu, doch auch ihm ist der Schock der vergangenen Tage noch anzumerken: "Ich hoffe, dass sie meine beharrlichen Gesundheitstipps von jetzt an ernster nimmt."

"Winfried kann nicht ohne Sport leben. Er ist in seinem Leben bestimmt schon hunderttausende Kilometer gejoggt. Ich selbst habe mir nie viel aus Bewegung gemacht. Aber das werde ich jetzt ändern", sagt die gerettete Ehefrau. Das klingt zuversichtlich, auch wenn es noch ein paar Wochen Reha brauchen wird, bis die beiden wieder in ihr altes Leben zurückkehren und die Gäste erneut zum Geburtstagskuchen einladen können.

(RP)
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