Duisburg Das Ende einer Institution

Duisburg · Tiefe Betroffenheit herrscht in Rumeln. Heinz Dimmer, der Inhaber und Wirt von Haus Waldborn, ist verstorben. Für das beliebte Ausflugslokal, das über die Stadtgrenzen hinaus bekannt ist und in dem fast jeder schon mal gefeiert hat, bedeutet dies wohl das Aus. Es ist ein schmerzlicher Verlust.

 Das Waldborn gestern: Die Rollladen sind heruntergelassen. "Betriebsferien bis einschließlich 5. Januar" steht auf einem Zettel. Wann es endgültig schließt, ist wohl nur noch eine Frage von wenigen Wochen.

Das Waldborn gestern: Die Rollladen sind heruntergelassen. "Betriebsferien bis einschließlich 5. Januar" steht auf einem Zettel. Wann es endgültig schließt, ist wohl nur noch eine Frage von wenigen Wochen.

Foto: Probst

Die Rollladen sind heruntergelassen, keine Menschenseele weit und breit. Im Fenster hängt ein Zettel: "Betriebsferien bis einschließlich 5. Januar" steht darauf geschrieben. Doch das beliebte und weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannte Ausflugslokal Waldborn macht nicht nur Ferien, sondern wird wohl seine Pforten endgültig schließen. Denn am 16. Dezember verstarb der langjährige Inhaber und Wirt Heinz Dimmer nach schwerer Krankheit, einen Nachfolger gibt es nicht.

 Bei der letzten Prunksitzung der CDU 2009 im Waldborn.

Bei der letzten Prunksitzung der CDU 2009 im Waldborn.

Foto: probst

Heinz Dimmer sei "ein großartiger Mensch und Wirt mit Leib und Seele" gewesen, charakterisiert seine Lebensgefährtin Nicole ihn so treffend in der Traueranzeige, "immer freundlich, bescheiden, hilfsbereit und für alle da". Das kann das Rumelner Urgestein Ferdi Seidelt vielleicht am ehesten bestätigen. Er kannte Dimmer, seit er ein Junge war, verdiente sich während seiner Schulzeit so manche Mark als Aushilfe bei ihm dazu.

"Angefangen hat alles in den 30er Jahren", weiß Seidelt. Heinz Dimmers Großvater Heinrich baute damals eine Hühnerfarm — mit wenig Erfolg. "Man scherzte, es sei zu nass dort gewesen, und deswegen bekamen die Hühner Rheuma." Eines Tages, erzählt man sich, sei ein Ausflügler vorbei gewandert und habe nach einem Glas Wasser gefragt.

Vom Hühnerstall zum Restaurant

Das habe Heinrich Dimmer auf die Idee gebracht, ein Büdchen aufzustellen. Das war der Anfang. Heinrich Dimmers Sohn, ebenfalls ein Heinrich, führte die Arbeit seines Vaters fort. Er baute Schritt für Schritt an und das Geschäft immer weiter aus, schließlich übernahm sein Sohn Heinz die Geschäfte.

"In den 70er, 80er und 90er Jahren war das Waldborn der Mittelpunkt des geselligen Lebens im Bezirk", erinnert sich Ferdi Seidelt. In den Sälen wurden rauschende Feste und im Jägerzimmer so mancher runder Geburtstag gefeiert. Auf den beiden Kegelbahnen herrschte Hochbetrieb, nicht wenige Rumelner gingen regelmäßig zum Mittagessen ins Waldborn. Und Seidelt war mittendrin: Im Alter zwischen 14 und 20 Jahren war er mal Spüljunge, mal Hilfskoch, mal an der Zapfanlage, mal Kellner, mal schenkte er Suppe ein, mal machte er Eiskugeln in Akkordarbeit, mal half er Heinz Dimmer bei der Gartenarbeit, mal führte er seinen Hund spazieren. "Heinz hat mich auch stundenlang Schnitzel drehen lassen, Hunderte am Tag", erinnert sich Seidelt schmunzelnd.

Er weiß auch, warum der Tod von Heinz Dimmer eigentlich das sichere Ende von Haus Waldborn bedeutet: "Immer ein H. Dimmer musste das Restaurant fortführen, das verlangte eine stillschweigende Duldung. Jetzt gibt es keinen H. Dimmer mehr." Einen Sohn hatte Heinz Dimmer zwar: Daniel. Doch der, so Seidelt, habe schon vor Jahren klargemacht, dass er kein Interesse an der Fortführung des Familienunternehmens habe.

In Rumeln-Kaldenhausen macht derzeit offenbar das Gerücht die Runde, dass der Copeo-Fruchtsaft-Hersteller Niederrhein-Gold aus Moers-Kapellen, der im Mai 2011 das benachbarte Wasserwerk-Gelände gekauft hat, Interesse am Waldborn-Areal hat. Das verneinte das Unternehmen jedoch gestern auf Anfrage. "Das stimmt definitiv nicht", hieß es.

(RP)
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