Marode A40-Rheinbrücke Das bedeuten die geplanten Lkw-Sperren für Pendler

Duisburg · Die Rheinbrücke Neuenkamp ist so marode, dass Lkw-Sperren gebaut werden sollen, um neue Schäden zu verhindern. Was kommt auf die Pendler zwischen Niederrhein und Ruhrgebiet zu? Ein Blick nach Leverkusen lohnt sich. Dort gibt es so eine Anlage schon.

Vollsperrung der A40-Rheinbrücke bei Duisburg
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Die gesperrte A40-Rheinbrücke

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Foto: dpa, mg vge

Zwei Wochen lang war die Rheinbrücke Neuenkamp für den Verkehr gesperrt, am Mittwoch soll sie wieder freigegeben werden. Allerdings darf dann nicht mehr jeder über die Brücke fahren. Lkw-Sperren sollen künftig zu schwere Lastwagen ableiten. An der A1-Rheinbrücke zwischen Leverkusen und Köln gibt es so eine Anlage seit etwa einem Jahr. Wie klappt es dort mit der Sperre? Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

Wie funktioniert die Lkw-Sperre eigentlich?

Im Prinzip ganz einfach: Die Sperre besteht aus einer Waage, Kameras und einer Schranke. Fährt ein zu schweres Fahrzeug über die Waage, senkt sich einige Meter weiter vorn eine Schranke und der Lkw wird abgeleitet. Vor der Sperre schaltet eine Ampel auf Rot und der Verkehr muss warten. Die Autos dürfen erst dann weiterfahren, wenn der Lkw die Sperre verlassen hat und die Schranke wieder oben ist. Ein Mitarbeiter der Anlagenfirma überwacht die Anlage.

Droht wegen der Sperre in Duisburg der Dauerstau?

Wohl eher nicht. In Leverkusen hielten sich die Staus an der Sperre in weitgehend annehmbaren Grenzen, obwohl an den Schranken in weniger als einem Jahr mehr als 28.000 zu schwere Fahrzeuge abgeleitet wurden. In Duisburg werden es deutlich weniger sein, weil nur Lastwagen abgeleitet werden, die schwerer als 44 Tonnen sind. Senkt sich die Schranke seltener, gibt es auch weniger Stau.

Könnte es sein, dass die Gewichtsgrenze nachträglich angepasst wird?

Womöglich. Die Brücke Neuenkamp war länger gesperrt als die Leverkusener Brücke. Die Schlussfolgerung, dass die Duisburger Brücke kaputter ist als die Leverkusener, ist keinesfalls verwegen. Entstehen trotz Lkw-Sperre neue Schäden an der Brücke, muss das Gewichtslimit angepasst werden.

Gab es Probleme mit der Anlage?

Ja. Innerstädtisch gab es an der Sperre in Köln-Niehl Stau, weil einige Lastwagenfahrer bewusst in die Lkw-Sperre fuhren, obwohl sie nicht auf die Brücke wollten. Warum? Weil der Weg durch die Sperre und die Ableitung kürzer war als die ausgeschilderte Umleitung. Das Knöllchen nahmen die Lkw-Fahrer in Kauf. Aktuell wird die Sperre versetzt, damit es weniger Staus gibt. Autofahrer, die kurz vor einem zu schweren Lkw in die Sperre fahren, glauben oft, dass die rote Ampel nicht für sie gilt und fahren gegen die Schranke.

Warum wurden die Sperren in Leverkusen gebaut?

Der Auslöser für den Bau der Sperren in Leverkusen war derselbe wie in Duisburg, allerdings ist die Vorgeschichte eine andere. Mitte vergangenen Jahres entdeckten Schweißer in der Leverkusener Brücke einen Riss an der Seilverankerung, einen ganz ähnlichen wie nun in Duisburg. Die Brücke wurde daraufhin ein Wochenende lang gesperrt. Der Riss wurde geschweißt und der Bau der Lkw-Sperre beschlossen, um die Leverkusener Brücke vor neuen, schwerwiegenden Schäden zu schützen. Allerdings war die Brücke zwischen Leverkusen und Köln schon lange davor für Fahrzeuge, die mehr als 3,5 Tonnen wogen, gesperrt. Dennoch fuhren täglich mehr als 100 zu schwere Fahrzeuge über die Brücke und beschädigten sie schwer.

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Foto: Miserius, Uwe

Sind trotz Sperre noch Lkw über die Brücke gefahren?

Ja, aber nur wenige. Nach Angaben von Straßen.NRW fuhren seit Inbetriebnahme der Anlage 35 zu schwere Fahrzeuge widerrechtlich über die Brücke. Einige durchbrachen die Schranken, ein Fahrer montierte vorher sogar seine Nummernschilder ab, andere Lkw-Fahrer gaben zwischen Waage und Schranke noch einmal Gas, um noch schnell unter der sich senkenden Sperre durch zu huschen. Und dann war da noch die Nebelwand, die eine Kamera an der Sperre irrtümlich für einen Lkw hielt. Die Schranke senkte sich, es gab Stau.

Verlagert sich der Verkehr auf die Nebenstrecken?

28.000 zu schwere Fahrzeuge wurden abgeleitet. Das ist aber nur ein Bruchteil der zu schweren Fahrzeuge, die vor der Inbetriebnahme der Sperranlagen über die Leverkusener Brücke gefahren sind. Die meisten Lastwagen umfahren die Brücke. Einige suchen sich nahe gelegene Alternativrouten, zum Beispiel die Rheinfähre zwischen Leverkusen-Hitdorf und Köln-Langel. Und auch dort gibt es Bösewichte. Nach Angaben der Fährbetreiber gibt es immer wieder Lastwagenfahrer, die beim Gewicht ihrer Fahrzeuge mogeln, um mitfahren zu dürfen. Weil die Fähre nicht mehr die jüngste ist, dürfen ganz schwere Lkw eigentlich nicht mehr mitfahren.

Darf die Feuerwehr im Notfall über die Brücke?

Ja, für Notfälle gibt es eine Ausnahmeregelung. Auch der Winterdienst darf auf die Brücke, sollte das notwendig sein.

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