Elektromobilität Daimler-Vorstand Zetsche zu Gast an der UDE

Duisburg · Deutschlands Top-Automobilmanager diskutierten an der UDE das Thema Elektromobilität. Weltweit werden darin Milliarden investiert.

 Fahrzeughersteller an der UDE:

Fahrzeughersteller an der UDE:

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Das Medieninteresse war enorm. Die Universität Duisburg-Essen (UDE) hatte jetzt Deutschlands Top-Automobilmanager zum Thema "Elektromobilität" eingeladen. Als Referenten zum Thema "Was müssen wir in Deutschland tun, um den Anschluss nicht zu verlieren?" konnten nicht Geringere als Dieter Zetsche, Vorstandsvorsitzender der Daimler AG, Ford-Chef Bernhard Mattes, Thomas Hausch von Nissan Europe und Karsten Engel, der China-Verantwortliche von BMW, gewonnen werden. Begrüßt wurden die hochkarätigen Gäste im voll besetzten Audimax an der Lotharstraße von Ferdinand Dudenhöffer, dem Mitbegründer des universitätseigenen Automobilforschungscenters "CAR".

Der renommierte Auto-Experte wies darauf hin, dass derzeit in das Projekt "Elektromobilität" weltweit Milliarden investiert werden, um diese umwelt- und ressourcenschonende Technik zukunftsfähig zu machen. Der Anteil der zugelassenen Elektrofahrzeuge sei trotz mittlerweile erprobter Technik in Deutschland immer noch sehr gering.

In Europa seien Länder wie die Niederlande und Norwegen bereits viel weiter, und auch in China sind die Weichen in Richtung E-Mobilität längst gestellt. Daimler-Chef Zetsche ist sich sicher, dass den E-Mobilen die Zukunft gehört, auch wenn die Verkaufszahlen für Autos mit Verbrennungsmotoren auf einen langen Zeitraum gesehen nicht erreicht werden können.

Sein Unternehmen sieht in den teilelektrischen "Plug-in" Hybrid-Fahrzeugen den Markt der Zukunft. Bis 2017 werden zehn Modelle mit dieser Technik verfügbar sein. Allerdings sei laut Dieter Zetsche auch die Politik gefordert: "Das Ziel, im Jahr 2020 eine Million Elektroautos auf Deutschland Straßen zu haben, passt nicht damit zusammen, dass derzeit bundesweit nur 4800 Ladestellen zur Verfügung stehen." Auch müssten zusätzlich Kauf-Anreize geschaffen werden, um dieses ehrgeizige Ziel zu erreichen.

Dazu könnten Belohnungen in Form von Prämien, Sonderabschreibungen und auch freie Parkplätze gehören. Zetsche betonte, dass die deutschen Hersteller technisch führend im Bereich E-Mobilität seien, der Markt in Deutschland dieser Rolle aber bei weitem noch nicht entspricht. Karsten Engel, BMW-Chef für den Bereich China und extra aus Peking eingeflogen ("Herrlich sauber, die Duisburger Luft") berichtete vom unbedingten Willen der chinesischen Regierung, den Wandel hin zu Elektroautos zu forcieren.

Dafür habe der Staat rund 13 Millionen an Fördergeldern bereitgestellt, die auch zum Aufbau einer flächendeckenden Ladestruktur gedacht sind. Auch die chinesische Autoindustrie ("Die hat keinen großen technischen Rückstand") profitiert von diesen Maßnahmen. "Die ziehen das in China durch", weiß Engel aus Erfahrung. An Strom wird es im Reich der Mitte nicht fehlen, denn derzeit seien dort 30 Kernkraftwerke im Bau.

Eine kleine Spitze zur deutschen Energiepolitik ließ er sich mit seiner abschließenden Frage: "Was nutzt es, wenn die Elektroautos umweltfreundlich sind und der dazu nötige Strom aus Kohlekraftwerken gewonnen wird?", nicht nehmen. Auch Ford-Manager Bernhard Mattes erwartet langfristig große Wachstumszahlen für "elektrifizierte Fahrzeuge". Die Technologie sei inzwischen "ausgereift" und funktioniere "reibungslos". Nur seien die E-Autos zurzeit noch zu teuer. Akzeptanz sei dann vorhanden, wenn der Kunde ein entsprechendes Auto zum gleichen Preis und mit gleicher Leistung wie ein "Verbrenner" angeboten bekommt. "Wir haben bei dem Verkauf von Elektrofahrzeugen weltweit einen Marktanteil von 50 Prozent und sind damit absolut führend", erklärte Nissan-Geschäftsführer Thomas Hausch, der selbst ein leidenschaftlicher Anhänger von Elektroautos ist.

Nissan-Kunden können an 400 Ladepunkten bei den Vertragshändlern kostenlos Strom "tanken", so Hausch, der auch die Politik gefordert sieht, damit Deutschland "nicht wie in der Breitbandversorgung den Anschluss verpasst".

(pol)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort