Duisburg Cybermobbing rund um die Uhr

Duisburg · Auf Einladung der Caritas diskutierten Psychologen, Juristen und andere Experten über eine neue Form der üblen Nachrede: Die anonyme Diffamierung von Menschen über die Sozialen Netzwerke des Internets.

 Anonyme Diffamierung im Internet kann sehr verletzend wirken.

Anonyme Diffamierung im Internet kann sehr verletzend wirken.

Foto: f.h. Busch (rp-archiv)

Du sollst kein falsches Zeugnis ablegen, wider deinen Nächsten! Schon das achte Gebot aus der Bibel zeigt, dass üble Nachrede älter ist als das Internet. Doch heutzutage können Beleidigungen und Rufmord über das Netz anonym weltweit breit gestreut werden. Unter dem Titel "Cybermobbing ... und das Internet als neues Familienmitglied'" diskutierten jetzt Fachleute auf Einladung der Caritas im Bistum Essen, zu dem auch Duisburg gehört.

Cybermobbing, so der Fachbegriff, ist besonders im schulischen Bereich eine ernst zu nehmende Problematik. Die repräsentative Studie "Jugend, Information, (Multi)Media" belegt: 78 Prozent der 12- bis 19-Jährigen suchen mehrmals pro Woche Soziale Netzwerke wie Facebook oder Twitter auf. 39 Prozent der befragten jungen Menschen gaben an, dass es im Freundeskreis schon einmal Ärger wegen Einträgen im Internet gegeben habe. Dort ist es besonders leicht, andere zum Opfer zu machen - die Täter wähnen sich sicher in der Anonymität des Netzes. Bislang wurde Cybermobbing vor allem als Problem bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen wahrgenommen. Eine Umfrage des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) zeigt jedoch, dass auch Erwachsene davon betroffen sind. Die unerlaubten veröffentlichen Daten verletzten nicht mehr nur Bildrechte, sie sind ein "rund um die Uhr"-Eingriff in die Privatsphäre, der vor den eigenen vier Wänden nicht Halt macht – mit oft verheerenden psychischen und physischen Folgen für alle Beteiligten. Mit dem Rückzug aus sozialen Netzwerken oder dem Wechsel der E-Mailadresse ist die Angelegenheit nicht getan.

Rund 50 Teilnehmer, Fachkräfte aus der AGkE, setzten sich in der Gegenüberstellung von Psychologie und Recht mit folgenden Fragen auseinander: Wie nehmen Betroffene die Diffamierung wahr und wie reagieren sie darauf? Wie sieht der rechtliche Rahmen für die Bewertung dieser Taten aus? Und welche medienpädagogischen, präventiven und intervenierenden Maßnahmen sind sinnvoll und erfolgversprechend? Ein bedeutendes Stichwort zu dieser Thematik ist die "Medienkompetenz": Hiermit ist nicht nur der differenzierte Umgang mit Medien gemeint, sondern spiegelt auch die Auseinandersetzung mit anderen (Sozialkompetenz) und sich selbst (Personalkompetenz) wider. Somit ist die Vermittlung von Medienkompetenz eine wichtige Erziehungs- und Bildungsaufgabe. Mit Blick auf Cybermobbing muss gerade auch im Elternhaus die Medienkompetenz von Kindern und Jugendlichen entwickelt, gestärkt und ausgebaut werden. Prof. Dr. Matthias Brand von der Uni Essen-Duisburg, Leiter des Fachgebiets Allgemeine Psychologie mit der Abteilung für Informatik und Angewandte Kognitionswissenschaft, und Sebastian Gutknecht, Jurist und Referent für Jugendmedienschutz bei der Arbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz Landesstelle NRW, referierten über den Umgang mit der Mobbing-Problematik im Internet.

(RP)
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