Cyber-Angriff auf Universität Duisburg-Essen “Den 100-Prozent-Zustand gibt es vielleicht erst in einigen Monaten wieder“
Duisburg · Nach dem Cyber-Angriff auf die Universität Duisburg-Essen wendet sich die Rektorin in einem Video an die Öffentlichkeit. Die Studenten sorgen sich derweil um ihre Daten und Noten. Und erste Prüfungen wurden abgesagt.
Rund eine Woche nach dem Cyber-Angriff auf die Universität Duisburg-Essen (UDE) ist die Infrastruktur der Hochschule weiterhin offline. „Wir arbeiten mit Hochdruck an der Bewältigung dieser Krise“, sagt Rektorin Barbara Albert in einem Video, das die Universität auf Youtube veröffentlicht hat. Wann die IT-Systeme wieder funktionieren, sei unklar. „Den 100-Prozent-Zustand gibt es vielleicht erst in einigen Monaten wieder.“
Derzeit arbeitet die Universität laut Albert in einer Art Notbetrieb. Die Hochschule hat dazu eine neue Homepage online gestellt, die unter uni-due.org erreichbar ist. Dort informieren etwa die Fakultäten und die Bibliothek über die nun geltenden Regeln. So können zwar Bücher ausgeliehen werden, jedoch funktionieren PCs, Drucker und Kopierer nicht. Auch das Wlan und die E-Mail-Server sind noch immer offline.
Die als Mercator School of Management bekannte Fakultät für Betriebswirtschaftslehre hat unterdessen die Prüfungen für die kommende Woche abgesagt. Sie sollen im Januar nachgeholt werden. „Wir hätten Ihnen und uns nichts sehnlicher gewünscht, als dass wir nach zweieinhalb Jahren Pandemie endlich mal ein normales Semester ohne Krisenmodus erleben dürfen“, heißt es dazu auf der Homepage.
Nach Angaben der Universität erfolgte der Cyber-Angriff am vergangenen Wochenende. Nachdem Hacker in die internen Systeme der Universität eingedrungen waren, verschlüsselten sie dort offenbar große Teile der Daten und fordern nun Lösegeld. Welche Daten genau betroffen sind, sagt die Universität nicht. Auch zur Höhe des Lösegeldes nennt sie keine Details. Klar ist nur: Das Geld wird nicht gezahlt. Das hatte die Universität bereits am Montag bekanntgegeben.
Bei den Studenten sorgt das Thema Daten jedoch für Verunsicherung. Können Forschungsergebnisse verloren gegangen sein? Sind die eingetragenen Noten noch da? Ein Nutzer auf Youtube schreibt unter das Video der Rektorin: „Besteht die Gefahr, dass bereits erbrachte Leistungen verloren gegangen sind? Ich als Student mache mir große Sorgen über meinen Studienverlauf und finde auf Ihrer Website keine passenden Informationen.“ Auf Anfrage teilt die Universität mit, man wolle nicht sagen, ob und welche Daten möglicherweise von den Angreifern erbeutet worden sind. Jede Information könnte im schlimmsten Fall weitere Aktionen seitens der Hacker nach sich ziehen, so eine Uni-Sprecherin.
Bei der Kölner Staatsanwaltschaft ermittelt nun die Spezialeinheit für Cybercrime gegen Unbekannt. Man führe ein Verfahren wegen Computersabotage und Erpressung gegen eine bislang unbekannte Gruppe von Tätern. Im konkreten Fall gebe es noch keine Spur, erfahrungsgemäß steckten aber oft internationale Hackergruppen hinter solchen Angriffen. „Das waren hochprofessionelle Täter“, sagt Staatsanwalt Christoph Hebbecker.