Duisburg cubus-Künstlergespräch: Tabus und Lebensräume

Duisburg · Wenn am morgigen Freitag um 19 Uhr mit "Sieben Särge - Es gibt einen Tod nach dem Leben" eine Kunstinstallation von Gerhard Rossmann in der cubus-Kunsthalle eröffnet wird, klingt die vorherige Ausstellung wegen ihres großen Erfolges immer noch nach: Drei Fotografen von internationalem Rang, darunter Friedrich Monzel als "Licht-Poet" aus Deutschland, Wim de Schamphelaere als "Reportage-Meister" aus Belgien und Luca Zanier als "Raum-Dokumentarist" aus der Schweiz, schachtelten ihre jeweils hochwertigen, sinnbetonten Fotografien in der Ausstellung "Distanzierte Wirklichkeiten" so ineinander, dass sie zum individuellen Botschafter ihres Landes und ihrer professionellen Zunft zugleich wurden. Nun fand als Finissage der knapp dreimonatigen Präsentation ein Künstlergespräch der drei in der cubus-Kunsthalle statt, die von Ausstellungskurator Jörg Loskill moderiert wurde.

Loskill konzeptionierte die gesamte untere Etage der Kunsthalle zu einem globalen Bilderkosmos bestehend aus verfremdeter Alltagsurbanität (Monzel), sozialen Lebensräumen ausgewählter Naturvölker (Schamphelaere) und öffentlichen Tabuzonen (Zanier). Monzel, Jahrgang 1949, lebt und arbeitet in Köln. Er ist Autodidakt, weil er zunächst Chemie mit anschließender Promotion in München studierte. Sein fotografisches Credo ist die "Ästhetisierung der alltäglichen Situation" (Monzel). "Man trifft die Motive, wenn man Glück hat, überall", sagt er. Wim de Schamphelaere ist 1963 geboren und ein Kosmopolit. Er lebt im flämischen Kontich, südlich von Antwerpen, arbeitet seit Jahren aber vorrangig in Afrika. Sein Fotografie-Stil ähnelt einem Reportage-Portfolio, soll heißen, jedes Bild erzählt eine Geschichte. Dann fasst er alle Einzelgeschichten zu einem Panorama eines Dorfes, einer Stadt, eines Landes, eines Volkes oder einer Kultur zusammen. Der 51-jährige Zanier schließlich hat viele glamouröse Fotos von sogenannten Tabuzonen gemacht, von Räumen also, die die normale Öffentlichkeit nicht zu sehen bekommt. "Ich gehe in diese Räume", so Zanier, "weil mich deren Ästhetik interessiert, nicht deren potentielle Gefährlichkeit." Auffällig bei all seinen Fotos ist, dass keine Menschen darauf zu sehen sind.

Für alle drei Künstler, die erstmals in einer Gruppenausstellung aufeinandertrafen, waren sowohl die menschlichen Begegnungen inspirierend als auch der Diskurs über die künstlerisch sehr unterschiedliche Philosophie jedes Einzelnen in der Fotografie bereichernd, wie sie abschließend übereinstimmend erklärten.

Unmittelbar nach dem Abbau und Abtransport ihrer Werke aus Duisburg hat jeder von ihnen schon wieder einen neuen Arbeitseinsatz, ob in Köln (Monzel), Antwerpen (Schamphelaere) oder Mannheim (Zanier).

(RP)
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